Auto oder Nahverkehr: Was ist günstiger?

Auto vs. ÖPNV: Was lohnt sich heutzutage eher? Foto: dpa/Carsten Koall
© dpa/Carsten Koall

Wer ins Auto oder Bus und Bahn steigt, muss im September wieder mit höheren Kosten rechnen. Doch auf welchen Fahrstrecken rechnen sich Öffentlicher Nahverkehr oder das Auto?

Anzeige

MAINZ. Tankrabatt und 9-Euro-Ticket laufen aus. Reisende müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Ohne 9-Euro-Ticket stellt sich die Frage: Was ist günstiger – Auto oder Nahverkehr? Wie lange dauert es und wie hoch ist die Umweltbelastung? Wir haben verschiedene Strecken geprüft.

Die Kurzstrecke

Von der Wiesbadener Handwerkskammer in Bierstadt bis zum Luisenplatz in der Innenstadt sind es mit dem Auto etwa zwei Kilometer. Für die Strecke werden – wenn es glatt läuft – etwa sieben bis neun Minuten benötigt. Der Mittelklassewagen Golf verschlingt nach ADAC-Berechnungen im Sommer 2022 je Kilometer etwa 53,9 Cent Gesamtkosten, also in diesem Fall 1,07 Euro. Dabei betont der Automobilclub, dass neben den laufenden Kosten für den Unterhalt wie Werkstattrechnungen noch Betriebs- und Fixkosten wie Kraftstoff, Versicherungen oder Kfz-Steuer hinzukommen. Und dann schlägt noch der Wertverlust zu. Ohnehin muss das Auto in der Innenstadt natürlich auch noch geparkt werden.

Anzeige

Da tagsüber einige Buslinien von der Kammer abfahren, ist die Verbindung mit zehn Minuten günstig. Ein Einzelfahrschein kostet 3,20 Euro, eine Tageskarte 6,40 Euro.

Die mittlere Strecke

Wer mit dem Auto von Wiesbaden-Kohlheck zur VRM auf den Mainzer Lerchenberg fährt, legt etwa 18 Kilometer zurück. Die Fahrzeit hängt laut Routenplaner stark von der Tageszeit ab, im günstigsten Fall sind es lediglich 20 Minuten, im ungünstigen Fall 40 Minuten. Schließlich muss die staugeplagte Schiersteiner Brücke passiert werden. Die Kosten summieren sich auf 9,70 Euro. Aufgrund der einheitlichen Tarifzone von Mainz und Wiesbaden ist das Einzelticket mit 3,20 Euro deutlich günstiger. Die Fahrzeit mit Bus, S-Bahn und Mainzelbahn liegt allerdings bei 58 Minuten, da man zweimal umsteigen muss.

Wer dagegen mit der Bahn in 30 bis 35 Minuten von Darmstadt nach Frankfurt fährt, zahlt 9,55 Euro. Wesentlich günstiger wird es mit dem Monatsticket, welches bei 149,4 Euro Kosten und 21 Arbeitstagen pro Einzelstrecke nur noch 6,25 Euro kostet. Die Einzelfahrt mit dem Auto kostet bei 36 Minuten und 35 Kilometern dagegen 18,86 Euro.

Anzeige

Die Langstrecke

Doch viele Reisende wohnen nicht in der Großstadt. Für die Strecke vom mittelhessischen Alsfeld zum Frankfurter Hauptbahnhof müssen Reisende mit dem Auto je nach Verkehr 1,10 bis 1,28 Stunden, mit der Regionalbahn 2,42 Stunden und mit der Kombination Regionalbahn/ICE 1,58 Stunden einkalkulieren. Die Kosten liegen bei 106 Kilometern mit dem Auto bei 57,13 Euro, mit der Regio-Bahn bei 17,40 Euro mit der Regio-ICE-Kombination bei 62,80 Euro.

Zwischen Großstädten punktet die Bahn. Auf der Strecke von Darmstadt Hauptbahnhof nach Köln Messe-Deutz müssen Reisende beispielsweise 121,10 Euro Normalpreis für die 1,39 Stunden dauernde Reise mit dem ICE einrechnen. Mit dem Auto dauert es im günstigen Fall 1,55 Stunden. Dabei liegen die Kosten mit 106 Euro niedriger.

Die Umweltkosten

Nach den Berechnungen des Umweltbundesamts für das Jahr 2020 liegen Straßenbahnen mit dem Ausstoß von Treibhausgasen von 75 Gramm je Personenkilometer vorne. Die Bahn im Nahverkehr kommt auf 85 Gramm, der Linienbus auf 111 Gramm. Das Auto verursacht 152 Gramm. Dabei wird jeweils die unterschiedliche Auslastung berücksichtigt, beim Auto beispielsweise 1,4 Personen im Durchschnitt, bei Linienbussen 13 Prozent.

Das Fazit

Bus und Bahn sind im Vergleich zum Auto unschlagbar günstig, wenn Pendler Monatskarten nutzen und häufig fahren. Auf den mittleren Beispielstrecken von 18 und 35 Kilometern sind sogar die Einzeltickets billiger. Wenn zwei oder mehr Personen im Wagen sitzen, holt das Auto deutlich auf. Allerdings ist Parken gerade in Städten teuer. Das Auto macht sich wenig überraschend bezahlt, wenn der Fahrer in ländlichen und damit von Bus und Bahn unterversorgten Regionen startet. Tendenziell ist man – wenn man nicht gerade am Hauptbahnhof wohnt – mit dem Wagen auch auf mittleren Strecken etwas schneller unterwegs.