Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt erhebt Anklage gegen Malik F., der früher an der TU Darmstadt promovieren wollte. Er soll vorgehabt haben, eine Bombe zu bauen und damit einen Anschlag zu verüben. Dies berichtet der Hessische Rundfunk.
Von Rainer H. Schlender
Leitung Reporter Rhein-Main/Südhessen
Malik F. in dem Video, mit dem er für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) warb. Archivfoto: dpa
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DARMSTADT/FRANKFURT - Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt erhebt Anklage gegen Malik F. Der 37 Jahre alte syrische Staatsangehörige war Doktorand an der Technischen Universität Darmstadt, bis öffentlich wurde, dass er für die Terrormiliz "Islamischer Staat" Propaganda machte. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe die Absicht gehabt, eine Bombe zu bauen und damit einen Anschlag zu verüben.
Wie eine Sprecherin des Oberlandesgerichts Frankfurt gegenüber dem Hessischen Rundfunk erklärte, werden Malik F. die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Nötigung vorgeworfen. Der Anklage zufolge hat sich der Syrer, der mit Frau und sechs Kindern in Weiterstadt lebte, Anleitungen zum Bau eines Schalldämpfers für Langwaffen, zum Bau eines Fernzünders für Mobiltelefone und zur Herstellung von Spreng- und Brandvorrichtungen beschafft. Nach Überzeugung der Ermittler wollte der ehemalige Student eine Bombe bauen, um damit einen Terroranschlag zu verüben.
Außerdem soll er Videos bei Facebook und auf Youtube veröffentlicht haben, um Mitglieder und Unterstützer für die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) zu werben, die durch Irak und Syrien eine Spur von Tod und Verwüstung gezogen hat. Malik F. forderte in Deutschland lebende Muslime auf, die Miliz "mit eurem Geld, eurem Leben, euren Zungen" zu unterstützen und versprach dafür einen "Platz im Paradies". Drohungen gegen "Ungläubige" wurden mit Filmen und Fotos aus den Kriegsgebieten und blutigen Enthauptungsszenen illustriert.
Ob und wann Prozess gegen Malik F. geführt wird, steht noch nicht fest.
Nachdem seine Werbung für den IS bekannt wurde, hatte ihn die Technische Universität Darmstadt Anfang 2016 ausgeschlossen. Malik F. wollte an der Hochschule im Fach Mathematik promovieren. Später erteilte ihm auch die Darmstädter Assalam-Moschee Hausverbot.
Seit Februar dieses Jahres sitzt Malik F. in Untersuchungshaft, nachdem er in seiner Wohnung festgenommen worden war. Ermittler hatten zuvor die gespeicherten Daten auf dem Laptop des Mannes ausgewertet. Nach einer ersten Festnahme ein Jahr zuvor war er zunächst rasch wieder freigelassen worden. Der Computer war in der Wohnung des Beschuldigten sichergestellt worden und enthielt die brisanten technischen Anleitungen.
Im Gefängnis soll er nach Angaben des Hessischen Rundfunks einen Mithäftling genötigt haben, sich zum Islam zu bekennen. Dem Vernehmen nach soll dieser das aus Angst vor dem Angeklagten auch getan haben. Malik F. habe dem Mann auch Geld dafür geboten, dass er sich am "Kampf gegen die Ungläubigen" beteilige.
Ob und wann ein Prozess gegen Malik F. geführt wird, steht noch nicht fest. Darüber entscheiden die Richter des Oberlandesgerichts. Noch bis Ende Januar hat der Verteidiger von Malik F. Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.
Gefahr durch den Salafismus
Nach Berechnungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz hat die Zahl der Salafisten in Deutschland die Schallmauer von 10.000 durchbrochen. Damit bestätigten sich Befürchtungen über ein ungebremstes Wachstum jenes Geflechtes radikaler Islamisten, die in Teilen auch ins terroristische Umfeld hineinreichen. Seit Jahren gilt der Salafismus bei Sicherheitsbehörden als "dynamischste islamistische Bewegung". Im Jahr 2011 waren noch 3800 Salafisten gezählt worden, 2015 bereits 8350. Nach Einschätzung von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen vergrößert das ungebremste Wachstum der Salafistenzahl auch den "Rekrutierungspool" für Dschihadisten. Fast alle islamistischen Terroristen seien bislang salafistisch geprägt gewesen.