REICHELSHEIM - (est). „Leider konnte eine Mehrheit zur Ablehnung der Trasse nicht erreicht werden“, heißt es in einer Stellungnahme der Reichelsheimer Bürgerinitiative „Windkraftfreier Odenwald“ zum Beschluss des Gemeindeparlaments, der EnBW Windprojekte GmbH den Bau der sogenannten Wald-Trasse zwischen Kahlberg und Umspannwerk Frhonhofen zu erlauben (Bericht im ECHO vom Freitag).
Bei Stimmengleichheit abgelehnt wurde der Antrag, die Entscheidung um vier Wochen zu verschieben. In der Zeit sollten „wichtige Beschluss-Voraussetzungen“ geklärt werden, wie die Aussage der antragstellenden SPD-Fraktion, dass die Stromleitung nur in Reichelsheim am Umspannwerk angeschlossen werden kann.
Bei einer Werbeveranstaltung des Stromversorgers EnBW Mitte Januar habe dieser mitgeteilt, dass nur in Reichelsheim angeschlossen werden dürfe und dies eine unverrückbare Vorgabe des Netzbetreibers sei. Somit ist aus Sicht der BI der Eindruck vermittelt worden, wenn die Gemeinde nicht der Wald-Trasse zustimme, werde die Trasse über die Straße des Ostertals (Land Hessen) geführt, „mit allen negativen Auswirkungen wie Straßensperrung, Baustellenbetrieb und dergleichen“. Damit sei Druck ausgeübt worden, um die ungleich günstigere Wald-Trasse durchzusetzen. Diese Variante „wurde ja versüßt mit 20 000 Euro Pacht pro Jahr“, betont die BI. Umgerechnet seien dies zwei Euro jährlich je Einwohner, dennoch sei das ein Argument für die SPD-Fraktion. Die Windkraftgegner vermuten in der Argumentation, nur in Reichsheim die Windindustrieanlage Kahlberg anschließen zu können, einen „Bluff von der EnBW“. Denn der Stromversorger stehe „längst mit Wald-Michelbach wegen eines Anschlusses in Aschbach/Heidenmühle am Umspannwerk in Verbindung“; dort sei ebenfalls eine geeignete 110-Kilovolt-Leitung (Mittelspannung wie Reichelsheim) vorhanden.
BI-Sprecher spricht von anderer Trassenplanung
Heinrich Schäfer, einer der Sprecher der BI, berichtet von einem Gespräch mit Leuten aus Wald-Michelbach und dass er die maßstäbliche Plan-Zeichnung der EnBW mit Trassenführung nach Aschbach/Heidenmühle gesehen und in der Hand gehalten habe. Ihm sei erklärt worden, EnBW habe diesbezüglich mit der Gemeinde Verbindung aufgenommen. Daher fordere die BI die Gemeinde Reichelsheim auf, über den Bürgermeister Kontakt mit Wald-Michelbach aufzunehmen, um zu klären, ob es Verhandlungen über einen Trassenplan gebe. Außerdem soll die Reichelsheimer Verwaltung prüfen lassen, ob die Aussage der EnBW stimme, dass nur ein Netz-Anschluss des Kahlbergs über Reichelsheim technisch möglich sei. Weiter sei zu klären, ob ein Antrag, der auf falschen Information und Tatsachen beruhe, überhaupt statthaft und haltbar sei.
Die Interessengruppe fordert ferner, trotz des Parlamentsbeschlusses keinen Vertrag mit EnBW abzuschließen, wenn sich diese Kritikpunkte bestätigten. Dann gelte es, eine erneute Abstimmung zu organisieren. Außerdem sei zu hinterfragen, ob ein eventueller Vertrag zur Wald-Trasse juristisch überhaupt so gestaltet werden kann, dass ausgeschlossen ist, weitere Windparks in Frohnhofen einzuspeisen.