Windkraft: Reichelsheim stellt kein Gelände für eine...

Eine umfangreiche Tagesordnung wartete auf die Reichelsheimer Gemeindevertreter in deren jüngster Sitzung. In fast allen Punkten stimmten die Abgeordneten dabei einmütig im...

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REICHELSHEIM. Eine umfangreiche Tagesordnung wartete auf die Reichelsheimer Gemeindevertreter in deren jüngster Sitzung. In fast allen Punkten stimmten die Abgeordneten dabei einmütig im Sinne der Anträge. Nicht so jedoch beim Thema Windkraft und dem Umgang damit.

Hier haben die Fraktionen von SPD und CDU weiterhin unterschiedliche Ansichten, die bereits bei dem von der CDU/RWG eingereichten Antrag zur „Verabschiedung eines Positionspapiers der Gemeindevertretung“ sichtbar wurden. Das Papier sieht vor, Windkraftanlagen auf dem Gebiet des Stotz und der Range unmissverständlich abzulehnen und stattdessen weiterhin den regionalen Flächennutzungsplan zu unterstützen. „Trinkwasserschutz, Gesundheit der Menschen sowie die Bewahrung der Natur müsse Vorrang haben“. Dem Papier konnten fast alle Gemeindevertreter zustimmen.

Zwei SPD-Vertreter hingegen lehnten es ab, weil sie manche Formulierungen als allzu dramatisiert und auf die eigene Provinz bezogen empfanden. „Die Auswirkungen des Klimawandels sind andernorts weitaus dramatischer“, meinte Joshua Seger.

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Einem weiteren CDU-Antrag mit Windkraft-Bezug hingegen mochte kein SPD-Vertreter mehr zustimmen. Darin wird empfohlen, einem Angebot der EnBW Windkraftprojekte eine Absage zu erteilen, das vorsieht, die Kabel vom Fürther Windpark Kahlberg zum Anschluss an das öffentliche Stromversorgungsnetz in Frohnhofen zu führen. „Wir wollen keine Kabel auf unserem Gebiet, weder neben der vor Kurzem erst fertiggestellten L 3105 durch Unter-Ostern, noch durch den Wald“, erklärte CDU/RWG-Fraktionsvorsitzender Heinz Kaffenberger. Und schon gar nicht von einem Projekt, das auf Fürther Gemarkung realisiert werden soll, und wozu man den Reichelsheimern das Mitspracherecht verweigert habe. Dass die EnBW der Gemeinde für die Zustimmung und die Aufhebung der Beschränkungen der Wasserschutzzone III einen finanziellen Anreiz von 20 000 Euro pro Jahr und das für die Dauer von 20 Jahren angeboten hat, empfinden er und seine Fraktionskollegen als „Bestechung“. „Wir sind nicht käuflich“, so Kaffenberger und Vorsitzender Jürgen Göttmann unisono.

SPD glaubt, die Kabel werden sicher verlegt

Die SPD hingegen ist der Auffassung, dass die WKA kommen, und dass der erzeugte Strom zum Umspannwerk transportiert werden wird, egal, ob Reichelsheim nun zustimmt oder nicht. Wenn Reichelsheim sich verweigert, verzichtet die Gemeinde auf Einnahmen von 400 000 Euro, meinte der Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Siegfried Freihaut. „Geld, das sinnvoll in zahlreiche zukunftsfähige Bereiche wie etwa Energieeinsparung bei kommunalen Gebäuden, Ausstattung von Kindergärten, E-Mobilität oder Freibad investiert werden könnte!“ Er erinnerte daran, dass man auch der Verlegung der Erdgasleitung oder von Breitband-Kabeln für das Schnelle Internet zugestimmt hatte, und die Spuren davon heute nicht mehr zu sehen seien.

Die gewünschte Kabeltrasse durch Reichelsheimer Gemarkung wäre – vom Parkplatz an der B 460 bis zur Übergabestation am Umspannwerk in Reichelsheim – etwa acht Kilometer lang und könnte entlang bestehender (Forst-)Wege in einem rund 60 Zentimeter breiten Graben in einer Tiefe von 0,8 bis 1,2 Meter führen. Verlegt werden sollen dabei drei Kabel mit einem Durchmesser von jeweils rund zehn Zentimeter. Die betroffenen Flächen würden nach Beendigung der Arbeiten wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt; Bäume müssten hierfür nicht gefällt werden.Trotz aller Gegenargumente und des Vorwurfs der „Prinzipienreiterei“ seitens der Sozialdemokraten blieb die CDU/RWG bei ihrem Nein zur Bereitstellung von Reichelsheimer Gelände für die Trassenführung und setzte sich mit ihrer 15 zu elf Stimmen-Mehrheit durch.