Der Abbau des Südteils der Gersprenztalbahn stellt sich der Reichelsheimer SPD heute als Fehler dar. Dieser dürfe nun in Groß-Bieberau nicht wiederholt werden.
REICHELSHEIM. In der Diskussion um die Zukunft der Bahnanlagen in Groß-Bieberau samt der Verbindung nach Reinheim stellen sich die Reichelsheimer Sozialdemokraten auf die Seite der Gegner eines Abbruchs. Partei und Fraktion wollten alle Bewegungen unterstützen, die den Erhalt der Trasse fördern, schreibt Pressesprecherin Cornelia Reinersch. In diesem Sinne kündigt sie die Zusammenarbeit mit den Interessengruppen dieser Zielrichtung an. Damit stellt eine weitere Gruppierung die bisherige Haltung der Gersprenztal-Gemeinden im Odenwaldkreis in Frage, Groß-Bieberau bei seinen Gleisabbau-Plänen gewähren zu lassen.
Erfahrungen vieler Pendler spielen eine Rolle
Zur Begründung führt die SPD die Erfahrung vieler Reichelsheimer Bürger an, die täglich nach Darmstadt oder ins Rhein-Main-Gebiet pendeln müssten: Mit Staus und Risiken der Straßenverbindung konfrontiert, wünschten sich viele den funktionierenden Bahnverkehr im oberen Gersprenztal aus früheren Zeiten zurück. „Als die Strecke in den Sechzigerjahren stillgelegt wurde, wusste man noch wenig von den ökologischen Konsequenzen der analogen Stärkung des Individualverkehrs. Auch die Blechlawinen, die sich täglich aus dem Odenwald Richtung Rhein-Main ergießen, konnte sich wohl niemand vorstellen“, kommentiert Fraktionsvorsitzende Kirsten Krämer. Nun allerdings müssten Politik und Gesellschaft eines Besseren belehrt sein. Die Entwidmung einer zwar stillgelegten, aber noch bestehenden Bahnlinie bedeute jedenfalls einen Anachronismus. Denn sie würde alle Optionen einer Wiederinbetriebnahme der Strecke beseitigen – von der Reaktivierung der verblieben Verbindung Reinheim-Groß-Bieberau bis zu einer potenziellen Wiederverlängerung ins obere Gersprenztal. „Eine Alternative zur Straßen-Anbindung der Region ans Rhein-Main-Gebiet entfiele“, so Krämer. Aufgegriffen gehöre vielmehr die Möglichkeit gezielter Reaktivierungsmaßnahmen für einst stillgelegte Schienentrassen, wie sie in Hessen und anderen Bundesländern angestoßen würden.
Ausdrücklich mit Verständnis begegnen die Reichelsheimer Sozialdemokraten dabei dem Bedürfnis Groß-Bieberaus, seine Bürger vom Verkehr einer Durchgangsstraße zu entlasten und die lokale Wirtschaft mit einem Gewerbegebiet zu stärken. Beides aber sei bei entsprechenden Zugeständnissen aber sicher auch bei Schonung der Bahnanlagen möglich.
„Den Bahnverkehr als Alternative zum Individualverkehr auf der Straße im Gersprenztal gänzlich aufzugeben, liefe konträr zu allen Bemühungen, Verkehrssysteme klimafreundlicher und sinnvoller zu gestalten“, fassen die Sozialdemokraten zusammen.