Beerfurth: Pfarrer Friedmann Reeh geht in den Ruhestand

Friedmann Reeh geht nach 31 Jahren als Pfarrer in Beerfurth in den Ruhestand. Foto: Silke Rummel/Ev. Dekanat Vorderer Odenwald

31 Jahre lang hat Reeh in Beerfurth gewirkt. Nun wird er in einem Gottesdienst Ende Januar verabschiedet.

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BEERFURTH. (red). Wenn der dienstälteste Gemeindepfarrer im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald, Friedmann Reeh, am 31. Januar in den Ruhestand geht, war er genau 31 Jahre und einen Monat in der Johannesgemeinde in Beerfurth. Sie ist einer Mitteilung des evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald zufolge eine der jungen Gemeinden im Dekanat, 1962 gegründet. „Die Gemeinde ist 60 Jahre alt und hat erst zwei Pfarrer gehabt“, sagt Reeh.

Er selbst ist in seiner Familie Pfarrer in dritter Generation. Der Großvater mütterlicherseits war 50 Jahre lang Bischof der Moravian Church, den Herrnhutern in Südafrika/Kapstadt, der Vater für die Rheinische Mission 21 Jahre lang in Namibia. Reeh ist in Namibia geboren und lebte bis zu seinem 16. Lebensjahr dort. Seine Mutter ist deutschstämmige Südafrikanerin, seine zweite Muttersprache Afrikaans. Zurück in Deutschland, von Windhoek nach Wuppertal, studierte er nach Mittlerer Reife und Fachabitur Theologie in Hermannsburg. Er wurde in Beilstein ordiniert – als Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und als Pfarrer der Herrnhuter – eine Seltenheit. Reeh ging dann für sechs Jahre nach Südafrika, war Pfarrer in Kapstadt und in Genadendal, der ersten Missionsstation im südlichen Afrika, gegründet von der Herrnhuter Brüdergemeinde. Die entstand 1722 in der Oberlausitz, als Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf Glaubensflüchtlingen aus Böhmen und Mähren Asyl gewährte. „Ich schwärme sehr für die Herrnhuter.“

Der Wechsel zwischen den Welten, die vielen Umzüge – als Reeh am 1. Januar 1992 als Pfarrer in Beerfurth anfing, war das für ihn auch ein Ankommen. Er sei sehr gut aufgenommen worden, und er sei sehr gerne hier, sagt er. Mit den Menschen leben, mit den Vereinen und Chören, die gewachsenen Beziehungen, das hat ihm immer gefallen. „Die Gemeindearbeit, die Menschen hier – das war mir immer das Wichtigste.“ Dazu hat er in der End- und Nach-Apartheidsphase die Partnerschaftsarbeit im Dekanat mit der Moravian Church in Südafrika mit aufgebaut, hat zig Delegationsreisen organisiert. Bis zuletzt engagierte er sich im Partnerschaftsausschuss des Dekanats. Eine Vakanz wird es nach seiner Ruhestandsversetzung nicht geben. Die Pfarrstelle wird ab 2023 auf eine halbe gekürzt. Pfarrerin Dr. Miriam von Nordheim-Diehl (Wersau) und Pfarrer Sebastian Hesselmann (Winterkasten) werden sich die Arbeit aufteilen. Reeh und seine Frau Bärbel mieten das Pfarrhaus erst einmal weiter. Nach seiner Ruhestandsversetzung hat der 65-Jährige dann mehr Zeit, sich seinen Hobbys zu widmen: Er malt und schreibt gerne und hat mehrere Romanfragmente in der Schublade, die er dann überarbeiten will.

Was bedeutet ihm der Glaube? „Eine gute Frage“, sagt er und überlegt: „Glaube hat viel mit Vertrauen zu tun – in das Leben, dass man getragen ist, dass es nach schwierigen Phasen aufwärts geht, dass Gott es gut mit uns meint. Glaube hat für mich viel mit positiv in die Welt hineinblicken zu tun und macht das Leben eminent leichter. Glaube ist für mich mehr eine Lebenskunst und befähigt mich, meine Wege zu gehen. Glaube hat für mich auch viel mit Spaß und Freude und Fröhlichkeit zu tun.“ Denn: „Ich denke, der liebe Gott hat viel Humor – das vergessen wir oft.“

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Pfarrer Friedmann Reeh wird im Gottesdienst am Sonntag, 22. Januar, 14 Uhr, in der Evangelischen Johannesgemeinde Beerfurth von Dekan Joachim Meyer und Propst Stephan Arras in den Ruhestand verabschiedet.