In den fünf „Miteinander Gruppen“ im Odenwald der Fachstelle Demenz in Michelstadt kommen die Gäste auf andere Gedanken.
Von Katja Hink
Lokalredakteurin Odenwälder Echo
Der Ausflug der Miteinander-Gruppe im Jahr 2019 führte nach Walldürn.
(Foto: Fachstelle Demenz)
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ODENWALDKREIS - Es wird Gymnastik gemacht, gesungen, erzählt, gespielt und viel gelacht: In den Miteinander-Gruppen des Diakonischen Werks für Menschen mit und ohne Demenz spielt der Alltag mit seinen Mühen für ein paar Stunden keine Rolle. So war es jedenfalls vor Corona. Doch schon zum zweiten Mal in diesem Jahr sind die wöchentlichen Gruppentreffen ausgesetzt, berichtet die Koordinatorin der Miteinander-Gruppen bei der Fachstelle Demenz, Elke Boß.
Außerdem wurden Ausflüge unternommen, wie beispielsweise nach Walldürn im vergangenen Jahr. Und damit diese Ausflüge – wenn sie wieder möglich werden – für die Teilnehmer künftig etwas komfortabler ablaufen, außerdem auch Angehörige mitfahren können, soll das Geld aus der Spendenaktion dieser Zeitung „Echo hilft!“ dafür verwendet werden.
Denn bisher, schildert Elke Boß, fahren sie mit einem Kleintransporter. Da sei so wenig Platz, dass sie selbst schon mit dem Auto hinterher fuhr. Von dem Erlös der Spendenaktion sei geplant, für künftige Ausflüge einen Reisebus samt Fahrer zu mieten. Vielleicht nicht einen ganz großen, aber doch so groß, dass Gäste, Betreuer und Angehörige Platz haben und dass Rollatoren und Rollstühle gut untergebracht werden können. Außerdem sollen auch Kaffee und Kuchen unterwegs von den Spenden bezahlt werden – ein kleines Ausflugspaket ist der Wunsch.
Der Ausflug der Miteinander-Gruppe im Jahr 2019 führte nach Walldürn. Foto: Fachstelle Demenz
Bewegung gehört ebenfalls zur Miteinander-Gruppe. Beispielsweise Gymnastik mit Tüchern. Foto: Fachstelle Demenz
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Seit dreieinhalb Jahren gibt es die Miteinander-Gruppen. Fünf sind es im Odenwaldkreis: In Reichelsheim, Steinbach, Rai-Breitenbach, Beerfelden und in Zell, zählt die Koordinatorin auf. Je nach Gruppe kommen vier bis zehn Teilnehmer, schildert Elke Boß. Die Demenz-Diagnose sei dabei keine Voraussetzung zum Mitmachen, betont Elke Boß. Es kann auch eine andere Beeinträchtigung sein. Die meisten hätten zwar eine Pflegestufe – hier übernimmt die Pflegeversicherung über den Betrag für die Entlastungspflege die Kosten – aber es können auch Angehörige mitmachen oder ältere Menschen, die ein bisschen Gesellschaft und Abwechslung suchen. Diese zahlen dann die Teilnahmegebühr selbst.
SIE MÖCHTEN SPENDEN?
„Echo hilft!“ unterstützt die Fachstelle Demenz des Diakonischen Werks in Michelstadt. Die IBAN des „Echo hilft!“-Spendenkontos bei der Sparkasse Darmstadt lautet:
Quittungen über die Spenden stellt der jeweilige Verein aus. Bitte vermerken Sie bei Bedarf deshalb im Verwendungszweck Ihre Adresse.
Die Spenden bzw. Spender werden veröffentlicht. Wenn Sie das nicht möchten, bitte vermerken Sie das im Verwendungszweck mit dem Hinweis „anonym“. (red)
Helfer
Für die Miteinander-Gruppen werden weitere ehrenamtliche Helfer gesucht, informiert Elke Boß. Schulungen seien fürs Frühjahr geplant. Wer Interesse hat, der kann sich an die Fachstelle Demenz wenden unter Telefon 06061-9 65 01 17. (hi)
„Ziel ist es ja, eine Anregung anzubieten, viel gemeinsam zu machen, und auch die Angehörigen zu entlasten. Dass sie wissen, mein Angehöriger ist in dieser Zeit gut aufgehoben und ich kann einen Kaffee trinken gehen.“ Vor Corona dauerten die Treffen der Miteinander-Gruppen vier Stunden, inklusive Kaffee und Kuchen. Im August durften sie mit Hygienekonzept – Masken, Abstand – wieder öffnen und probierten es zunächst mit drei Stunden, bis zum neuerlichen Lockdown.
Die Gruppen haben einen festen Ablauf, schildert Boß. Die Treffen beginnen damit, dass jeder berichtet, was er während der Woche gemacht habe. Danach werde Bewegung angeboten. Sehr beliebt sei, mit Fliegenklatschen und Luftballons Tennis zu spielen. Es gibt Anregungen mittels Geschichten, Spielen oder auch Liedern, um die Gäste zu motivieren, selbst etwas zu erzählen. Das dient nicht nur dem Austausch, sondern regt zugleich die kognitiven Fähigkeiten an. „Es wird viel gelacht in den Gruppen, es ist mit viel Spaß verbunden“, betont Elke Boß. Und: „Es kommen immer die gleichen Gäste, das finde ich ganz wichtig.“ Das alles fehle jetzt im Lockdown, bedauert Boß. Die Treffen werden sehr vermisst. Angehörige berichten auch, dass ihr dementer Angehöriger abbaue, schildert sie.
Damit die Menschen wissen, dass sie nicht vergessen sind, und um Anregung für die körperliche und geistige Fitness zu bieten, verschickt Elke Boß regelmäßig einen mehrseitigen Informationsbrief per Post. Im Brief für den Monat November beispielsweise gibt es kleine Texte, zu denen Fragen beantwortet werden sollen, es gilt, einen Buchstabensalat zu sortieren, ein Gedicht ist zu lesen und eine Bewegungsübung „Äpfel pflücken“ zu absolvieren.
Auch telefonisch halten sie und die Gruppenleiterinnen Kontakt mit den Gästen und den Angehörigen. „Es geht keiner verloren“, betont Boß. Es sei wichtig, das Gefühl zu geben, „ich bin nicht alleine, da ist jemand, der achtet auf mich“.
Drei der Gruppenleiterinnen machten derzeit Hausbesuche bei Familien, bei denen die Angehörigen Entlastung brauchen. Diese Besuche, stets zu festen Terminen, werden schon sehnlich erwartet, schildert die Leiterin der Steinbacher Gruppe, Dorothee Ewald. Sie besucht drei von Demenz betroffene Personen. Aber ganz ersetzen können die Besuche die Gruppen-Treffen nicht. „Dass die Treffen wegfallen, ist schon hart für die Menschen.“