Auf dem Kahlberg bei Hiltersklingen werden zwei Windräder vollendet
Endlich wird ersichtlich, welchem Zweck die beiden Säulen dienen, die oberhalb der Wegscheide im Grenzgebiet der Kreise Bergstraße und Odenwald liegen. Auf dem Kahlberg im Einzugsgebiet der Gemeinden Mossautal und Reichelsheim sowie Fürth und Grasellenbach sind die Windräder nun deutlich erkennbar.
Von Gerhard Grünewald
Redaktionsleiter Odenwälder Echo
Filigranarbeit mit Giganten ist zurzeit an der Windräder-Baustelle auf dem Kahlberg zwischen Hiltersklingen und Weschnitz leisten. Denn die Spezialisten der ausführenden Firma sind mit der Montage der Flügel in die vor Wochen errichteten Türme gefordert. Fotos: Guido Schiek
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ODENWALDKREIS/KREIS BERGSTRASSE - Unkundige nahmen acht Wochen lang nur zwei Säulen wahr, die oberhalb der Wegscheide im Grenzgebiet der Kreise Bergstraße und Odenwald aus dem Wald ragten. Nun haben sich Bauarbeiter daran gemacht, an diese Türme Flügel zu montieren und sie damit für jedermann in ihrer Zweckbestimmung kenntlich zu machen: Was den Kahlberg im Einzugsgebiet der Gemeinden Mossautal und Reichelsheim sowie Fürth und Grasellenbach verändert, sind Windräder - und zwar nicht irgendwelche. Denn in dem heranwachsenden Komplex kulminiert wie kaum an einer anderen Stelle die widersprüchliche Bewertung solcher Anlagen im Mittelgebirge.
Während die Standort-Gemeinden Fürth und Grasellenbach gemeinsam mit dem Projektierer EnBW (Karlsruhe) hier einen tadellosen Beitrag zur sauberen und regenerativen Stromerzeugung verwirklicht sehen, monieren die Gemeinde Mossautal und kritische Bürger der Umgebung den Eingriff in Natur und Landschaft, den sie an dieser Stelle in einer konkreten Gefahrenlage eskalieren sehen: der dauerhaften Beeinträchtigung des Trinkwassers für die Ortschaften Hiltersklingen und Hüttenthal, das aus dem Schmerbachbrunnen am Fuß des Kahlbergs gewonnen wird.
Zum Schutz der Quelle haben Gemeinde und Einwohnergruppe alle politischen und juristischen Register gezogen, was letztlich auf die Umsetzung des Projekts nicht ohne Einfluss blieb. Eingeleitet hat EnBW den Bau dennoch noch im für die Verwirklichung vorgesehen Jahr 2017. Anfang Oktober setzte der Energieversorger die Konvois in Bewegung, mit denen die bauausführenden Firmen von Eberbach/Neckar her über die Bundesstraßen 45 und 460 Bauteile auf den Kahlberg schafften, um dort zunächst zwei Türme in die Höhe zu ziehen. Mit Anlieferung und Montage der Rotoren dafür hat das Projekt nun seine aufwendigste Phase erreicht. "Bei den Flügeln handelt es sich um die größten Einzelteile, deren Transport die ohnehin hohen Ansprüche an die Logistik noch einmal erhöht", sagte dem ECHO dazu EnBW-Sprecherin Stefanie Klumpp.
PROBLEM NETZANBINDUNG
Unabhängig von der Fertigstellung der Windräder am Kahlberg hat EnBW deren Anbindung ans Stromnetz noch nicht sichergestellt. Zuletzt hat das Reichelsheimer Gemeindeparlament die geplante Nutzung des Gebiets dieser Gemeinde abgelehnt, weil es seine Befugnisse durch das seitherige Vorgehen des Unternehmens missachtet sieht. Ausgeschlagen haben die Reichelsheimer damit ein Angebot von 400 000 Euro.
Zudem bedarf es einer genauen Abstimmung von Anlieferung und Einbau. "Die Rotorblätter können nur bei Windgeschwindigkeiten von maximal bis zu sechs Metern pro Sekunde vom Kran hochgezogen und montiert werden", erläuterte Klumpp weiter. Genau auf diese ruhige Luft hätten die Bauarbeiter zuletzt eine Woche lang gewartet, ehe sie am Dienstag den ersten Einpassungs-Versuch wagten. "Wenn das erste Windrad vollendet ist, soll der Kran möglichst schnell ans zweite umziehen, damit dort die Flügel angebracht werden können. "Möglichst noch vor Weihnachten wollen wir das Gerät dann wieder so umzubauen, dass sich damit die weiteren Windkraftanlagen aufbauen lassen", erklärte die Unternehmenssprecherin abschließend.
Insgesamt nämlich umfasst der Kahlberg-Komplex fünf Windräder, dessen damit noch ausstehende drei Anlagen EnBW möglichst frühzeitig im Jahr 2018 vollenden will. Zum Abschluss bringen will der Bauherr damit auch jene zwei Einzelobjekte, die das Projekt auf dem Kahlberg besonders umstritten machen - die beiden am weitesten nach Osten vorgeschobenen Hochbauten, die sich in das Einzugsgebiet der Brunnen für die beiden südlichen Mossautaler Ortsteile Hüttenthal und Hiltersklingen schieben. Angesichts des Rechtsstreits darum hatte EnBW die Hochbauarbeiten erst einmal nur an den von der Wasserproblematik unberührten Standorten aufgenommen. Für die Kritiker begibt sich der Energieversorger mit der Fortsetzung der Arbeiten in diese Richtung endgültig auf ein Terrain, indem er rechtlich auf eigenes Risiko handelt - mit möglichen Konsequenzen von Schadensausgleich-Finanzierungen bis hin zur Rückbau-Verpflichtung.