Im Prozess um einen überfallenen Hausmeister in Beerfelden haben im Landgericht diesmal die Ermittler das Wort.
DARMSTADT/BEERFELDEN - Am 7. Dezember 2017, am Morgen nach dem Nikolaustag, war der Hausmeister eines Wohngebäudes in Beerfelden von drei Männern überfallen worden. Die Polizei konnte rasch einen Ermittlungserfolg melden, weil einer der Täter unmaskiert war und der Hausmeister ihn als einen 25-jährigen Hausbewohner identifizierte. Auch einen zweiten Täter will das Opfer erkannt haben, der 35 Jahre alte Mann ist der Sohn einer Hausbewohnerin. Den dritten, 32 Jahre alten Mann, ermittelte die Polizei anhand von dessen Spitznamen.
Diese drei Männer stehen seit Ende Juli vor dem Darmstädter Landgericht. Der jüngste hatte am ersten Verhandlungstag ein Geständnis abgelegt und die beiden anderen Angeklagten belastet. Diese allerdings bestreiten, mit dem Raubüberfall etwas zu tun zu haben.
Die Beute war laut Aussage des Geschädigten niedrig, 20 Euro, ein Laptop, zwei Gramm Amphetamine und ein Smartphone. Das Smartphone habe er auch gleich wieder zurückbekommen, weil SIM-Karte und Akku fehlten. Beides habe er vorher heimlich entfernt, hatte der Geschädigte ausgesagt. Allerdings soll auch ein Systemschlüssel der Hausschließanlage mitgenommen worden sein.
An diesem Prozesstag sagten nun die Ermittler aus. Deren Ergebnisse legen nahe, dass der geständige Angeklagte sich seine Version nicht ausgedacht hat. Der Ermittlungsführer schilderte den Weg, den die Täter durchs Haus genommen haben, um zur Wohnung des Hausmeisters zu kommen. Folgt man der Aussage des 25-jährigen Beschuldigten, waren die drei Täter über Balkone in eine leer stehende Wohnung gelangt, die im gleichen Trakt wie die Hausmeisterwohnung liegt. Im Staub der leer stehenden Räume hatte die Polizei Schuhsohlenabdrücke entdeckt, die zu Schuhen des geständigen Angeklagten passen.
Beim Überfall hatten zwei Täter Masken getragen. Laut Darstellung des geständigen Angeklagten war dafür kurz vor der Tat ein dunkler Pulli zerrissen worden. Reste des Pullovers fand die Polizei in der Wohnung der Mutter des 35 Jahre alten Mannes, nachdem sie Hinweise vom 25-Jährigen bekommen hatte. Genetiker des Landeskriminalamts hatten die Pulloverreste auf DNA untersucht. Dabei wurde an einem Stofffetzen ein vollständiges DNA-Profil des 35-Jährigen gefunden, sagte eine forensische Genetikerin aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass es einen weiteren Menschen mit diesem DNA-Profil gibt, liege bei 1:30 Milliarden, erklärte die Wissenschaftlerin. Ebenso lägen vollständige DNA-Profile der beiden anderen Angeklagten vor.
Auf einem Feuerlöscher – den soll laut Hausmeister ein Täter bei sich gehabt haben – fand sich ebenfalls Genmaterial des 35-jährigen und des jüngsten Angeklagten. Der hatte auch am ersten Verhandlungstag erklärt, dass er einen Feuerlöscher mitgenommen hatte, der in einem Hausflur hing. Im weiteren Verlauf wurde das Alibi der beiden älteren Angeklagten überprüft. Sie hatten angegeben, am Tattag und einige Zeit danach bei einem Bekannten und seiner Freundin in Michelstadt gewesen zu sein. Der Michelstädter hatte am vergangenen Verhandlungstag allerdings ausgesagt, dass die beiden Männer erst ab dem 7. Dezember kurzzeitig bei ihm wohnten.
Die nun befragte Freundin des Michelstädters berichtete, dass die beiden Männer ab dem 7. Dezember bei ihnen gewesen seien. Sie wisse es so genau, weil sie am 6. Dezember eine neue Stelle angetreten habe.
Der Prozess wird am 4. September mit einem Kurztermin und am 24. September dann um 8.30 Uhr fortgesetzt.