In Hetzbach heißt es Hoffen und Bangen mit Onkel Otto
Kerweredenschreiber Jörg Schwinn hat dem Hetzbacher Duppetheater sein erstes eigenes Stück verschafft. Die Aufführung machte das zur Erfolgsgeschichte.
Von Heidemarie Canis
Die Rettung gehört bei der Komödie dazu. In „Onkel Ottos Werkstatt“ vom Hetzbacher Duppetheater erlebt sie Otto Blechmann (Frank Krämer, links), als drei Damen ihre Autos zur Reparatur anmelden. Es sind (von links) Ursula Krämer, Bert Kraus und Brigitte Müller, die aus dem Publikum auf die Bühne stürmen, um die gute Tat zu vollbringen.
(Foto: Heidemarie Canis)
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HETZBACH - Spielfreude, die überspringt – das macht die Auftritte der zehn Laienschauspieler aus, die das „Duppetheater“ im Oberzenter Stadtteil Hetzbach bilden. Gesprüht vor Witz haben sie nun in der Krähberghalle mit ihrer Inszenierung von „Onkel Ottos Werkstatt“. „Die bekommen immer was Lustiges hin“, lobt denn auch Helga Hess aus Rothenberg. Und Horst Endl, der in Sensbachtal selbst Theater spielt, kommentiert: „Überraschend gut geschrieben, eine vielversprechende Premiere.“
Endl hebt mit seinem Lob darauf ab, dass die Hetzbacher diesmal kein fertiges Stück auf ihre Bedürfnisse anpassen, sondern auf ein komplett eigenes Buch vertrauen. Verfasst hat es Jörg Schwinn, der allen Hetzbachern als Kerweredenschreiber bekannt ist. Für ihn stellte sich während der Proben immer wieder die Frage: „Kommt das Stück an, wird es Anklang finden?“ Solche Zweifel zerstreute das Publikum der Aufführungen: Die Komödie „Onkel Ottos Werkstatt“ wurde, wie es sich für das Genre gehört, mit Zwischenapplaus und Beifallrufen, vor allem aber viel schallendem Gelächter aufgenommen.
Der Autor hatte es geschafft, den Protagonisten die Rollen auf den Leib zu schreiben. Da zahlt sich aus, dass sich die Beteiligten seit vielen Jahren kennen und schon oft gemeinsam auf der Bühne gestanden haben. Das Bühnenbild, eine fast leere, nur mit einigen Werkzeugen ausstaffierte Autowerkstatt, vermittelte sofort den Eindruck, hier wird wohl nicht mehr viel gearbeitet. Und dieser Eindruck stimmte.
AUS DER NOT
Die jährliche Laienspiel-Aufführungen bildet seit Jahrzehnten einen Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben Hetzbachs. Um den mussten die Ortsbürger bangen, als erst der örtliche Gesangverein und dann das Handschuhsheimer Ensemble aufgaben, das ersatzweise gewonnen worden war. Da war für die Hetzbacher der Punkt erreicht, an dem sie sich entschlossen, selbst aktiv zu werden. Theaterbegeisterte Ortsbürger gründeten 2011 das Duppetheater. Die Gruppe präsentiert sich im Internet auf Facebook unter dem Stichwort „Duppe-Theater“. (anis)
Damit zur Geschichte: Werkstattbesitzer Otto Blechmann (Frank Krämer) ist finanziell fast am Ende, seit Wochen bekommt er keine Aufträge für Autoreparaturen. Die Büroangestellte Hilde (Sylke Gerbig), seine Schwägerin, erkennt die Schieflage, ist aber mit sich selbst und dem Liebesleben ihrer Tochter Ina (Susanne Seip) beschäftigt. Und Mechanikers Bruno (Christian Schwinn) ist zu nichts zu gebrauchen, bis die flotte Mimi Müller (Anne Kredel Marofsky) aus Mannheim ihm den Kopf verdreht. Jetzt zeigt er Qualität, aber ganz anderer Natur. Das kränkt Kollegin Ina, die bis über beide Ohren in Bruno verliebt ist. Doch Ina tröstet sich schnell mit Nikolai (Jörg Schwinn), einem sehr geschäftstüchtigen, bulgarischen Autohändler. Der kauft alle reparaturbedürftigen Fahrzeuge, schlachtet sie aus und verkauft sie nach Osteuropa. Das ist der Grund des Niedergangs von Ottos Werkstatt, der schließlich die Bankzinsen nicht mehr bezahlen kann. Das ruft die eingebildete Maklerin Berta (Sarah Obenauer) auf den Plan, ihre Immobilienfirma will Werkstatt und Grundstück aufkaufen. Der schwerhörige Gustav (Bert Kraus) bangt aus all diesen Gründen um die Reparatur des kaputten Mannschaftsbusses seiner Fußballelf. Die muss unbedingt ausgeführt werden, weil am Wochenende das Spiel um den begehrten Trinkpokal ansteht.
Finanzielle Hilfe für Otto Blechmann und seine Werkstatt kommt schließlich doch noch und rettet ihn, seine Firma und den Trinkpokal. Und wer wendet die Pleite ab? Drei Damen aus dem Publikum, die Otto ihre Autoschlüssel mit der Bitte übergeben, die Fahrzeuge zu reparieren.