Der Postbeamte, Feuerwehrmann, Sänger und Musiker Wilhelm Schwinn wird in Oberzent 90 Jahre alt
Wilhelm Schwinn vollendet in Gammelsbach sein 90. Lebensjahr. Repro: Gerhard Grünewald
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GAMMELSBACH - (gg). Der Dienst an der Gemeinschaft, die Musik und die Geselligkeit machen das Leben des Gammelsbachers Wilhelm Schwinn aus. Deshalb schmerzt es ihn schon ein bisschen, all das ausgerechnet an einem Ehrentag nur sehr begrenzt erleben zu dürfen: Der frühere Postbeamte vollendet im Oberzenter Stadtteil am 3. Mai sein 90. Lebensjahr.
Wie Schwinn erzählt, ist er in eine Landwirtsfamilie geboren und in diesem Umfeld aufgewachsen. Seine schulische Ausbildung absolvierte er während des Zweiten Weltkriegs unter den besonderen Bedingungen jener Zeit in Gammelsbach. Die anschließenden Wirren stellten eine berufliche Ausbildung lange in Frage; gebraucht aber wurde die Mitarbeit im elterlichen Betrieb. „Deshalb besuchte ich die Landwirtschaftsschule in Michelstadt, wo ich mich nebenbei als Mitarbeiter für das Statistische Landesamt in Wiesbaden nützlich machen durfte“, blickt Schwinn zurück. „Da unsere Landwirtschaft kein Vollerwerbsbetrieb war, musste ich zusätzlich noch eine Arbeit suchen. Diese Tätigkeit war in den Wintermonaten im Gräflich-Erbach-Fürstenauschen Forstbetrieb als Waldarbeiter.“ 1950 absolvierte der Gammelsbacher die Waldfacharbeiterprüfung. Um die kleine Landwirtschaft attraktiver zu gestalten, führte er als Sonderkultur eine Erdbeerplantage ein. Eine eigene Quelle im hofeigenen Wiesenland ermöglichte zudem die Forellenzucht.
1956 heiratete Wilhelm Schwinn. Aus der Ehe mit Else gingen zwei Söhne hervor, womit eine Familienversorgung sichergestellt sein wollte, die über die Landwirtschaft kaum noch zu erreichen war. „Als 1960 Staatsbedienstete für die Bundespost und Bundesbahn gesucht wurde, griff ich deshalb zu“, erzählt Schwinn. 1962 wurde er nach einer Aufnahmeprüfung als Postfacharbeiter eingestellt und avancierte zum Post-Obersekretär – in eine Position, aus der er 1992 in den Ruhestand ging.
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Als herber Schlag traf Schwinn 1999 der Tod seiner Frau Else. Später fand er aber noch einmal eine Lebensgefährtin: „Meinen heutigen geistigen Zustand sowie meine Lebensfreude verdanke ich ihr“, sagt der Jubilar.
Jung gehalten hat ihn auch die Anteilnahme am Dorfleben. Als Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr diente er dieser 45 Jahre lang als Schriftführer, was der Landesehrenbrief würdigt. Und seine Liebe zur Musik lebte Schwinn 65 Jahre im Gesangverein „Liederkranz Gammelsbach“ aus. Heute musiziert er bei den Odenwälder Landsenioren.