In Olfen hält der Mediziner einen viel beachteten Vortrag über eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Peking.
Von Heidemarie Canis
Fingerzeig: Raimund Keysser deutet an der Landkarte die Route seiner Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn an, über die er im gut besuchten Dorftreff Olfen berichtet.
(Foto: Heidemarie Canis)
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OLFEN - Der Olfener Dorftreff war im August hervorragend besucht, denn ein außergewöhnliches Programm stand an. Bei Vortragsbeginn waren über 70 Personen anwesend. Die Ankündigung im ECHO, dass der frühere Beerfelder Hausarzt Raimund Keysser einen Vortrag über seine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn halten würde, und viel Mund-zu-Mund-Propaganda wirkten wie ein Magnet.
Keysser hatte sich mit dieser Reise zehn Jahre nach seiner Pensionierung einen Traum erfüllt, den er schon seit seinen Kindertagen hatte.
Beeindruckende Bilder und Filmsequenzen
In seinem fast zweistündigen Vortrag, den Keysser sehr kurzweilig und angereichert mit viel Wissen über Länder und Menschen, Kulturen und Natur hielt, untermalt mit Lichtbildern und Filmsequenzen, bekamen die Zuhörer einen großartigen Eindruck von der 16-tägigen Reise, die in Moskau begann.
Schon die farbenprächtigen Bilder von Kreml, Rotem Platz, Monumentalbauten der Stadt, elegante Metro mit Marmor, Glas und Mosaiken oder Kaufhaus Gum waren beeindruckend. Dann begab sich der 500 Meter lange Zug (mit Namen Zarengold) mit 14 Wagons, zwei Toiletten plus eine Dusche pro Wagon, vielem Zugpersonal und 180 Reisenden aus vielen Nationen auf die fast 9000 Kilometer lange Strecke bis nach Peking.
Die Zuhörer erfuhren, dass die Bahnstrecke ab 1890 in sechs Teiletappen mit zeitweise Hunderttausend Strafgefangenen, Soldaten oder abgeordneten Arbeitern quer durch das Land gebaut wurde. Der Zar wolle einen Zugang zum offenen Meer und der war ganz im Osten, in Wladiwostok. Eine schwere Arbeit, da der Boden im Osten im September friert und im Mai erst wieder auftaut.
Die Strecke zwischen Ural und Pazifik liegt vollständig auf russischem Gebiet und wurde erst 1916 vollendet. Keyssers Reisebeschreibung bezog sich auf die Transmongolische Bahn. Nachts wurden die Gäste gefahren, am Tage gab es geführte Stadtbesichtigungen, Folklore und Gourmetausflüge. Der erste Stopp: Kasan an der Wolga, die Hauptstadt von Tatarstan, ein Zentrum des Islam in Russland. Geschnitzte, farbige Holzhäuser aus der Zarenzeit, ebenfalls ein Kreml mit vier Kirchen unterschiedlicher Konfessionen. Es folgte Jekaterinenburg am Ural, Schnittstelle zwischen Europa und Asien, Auferstehungskirche sowie Erinnerungsstätte an die dort ermordete Zarenfamilie.
Novosibirsk am Ob, eine Stadt mit Architektur aus der Sowjetzeit, jetzt war der Zug schon 3100 Kilometer gefahren. Die nächste Stadt Krasnojarsk in Ostsibirien, ein strategisch wichtiger Punkt, Zentrum der Atom- und Rüstungsindustrie, früher die verbotene Stadt für Ausländer. Der 3400 Kilometer lange Fluss Jenissei ist hier unvorstellbare acht Kilometer breit.
Irkutsk, das Paris Sibiriens, 60 Kilometer nördlich des Baikalsees. Der See, Höhepunkt der Reise, gilt als größtes Süßwasserreservoire der Erde, ist 640 Kilometer lang (Bodensee-Hamburg), bis zu 80 Kilometer breit und 160 Meter tief. Im Winter trägt die drei bis zehn Meter starke Eisdecke Lastwagen. Es folgte Ulan Ude, Hauptstadt der Mongolei Burjatin, im südöstlichen Sibirien, dort teilte sich die Strecke.
Eindrucksvoll beschrieb Keysser die faszinierende weite Landschaft der Mongolei, Grenzübergang, Passkontrolle, Übernachtung in Jurten, Begegnung mit großen Pferde- und Yaks-Herden.
Weiter ging es durch die Wüste Gobi, dann der Grenzübergang nach China, der Zugwechsel, weil die Spur nicht mehr passte, und schließlich die Ankunft in Peking bei 40 Grad. Besichtigung der Großen Mauer, Verbotene Stadt, Platz des Himmlischen Friedens. Die Schilderungen Keyssers und die Bilder ließen quasi teilhaben an einer großartigen Reise.