Investoren wollen Grundstücke in Oberzent. Dort soll die Branche die Verlängerung der Hirschhorner Höhe zwischen Rothenberg und Beerfelden verschärft ins Visier genommen haben.
ODENWALDKREIS/OBERZENT ODENWALDKREIS/OBERZENT. So intensiv zuletzt im Odenwaldkreis über Windrädern diskutiert worden ist, so wenig sind welche gebaut worden. Als jüngste Anlagen tun nach wie vor die beiden Generatoren im Felgenwald beim Michelstädter Stadtteil Vielbrunn ihren Dienst, die im August/September 2018 das regionale Fachunternehmen whs-Enertec (Erzhausen) gebaut hat. Die Betriebsamkeit mindestens national agierender Projektierer in der Region deutet allerdings darauf hin, dass die Bebauung der Höhenzüge Südhessens in absehbarer Zeit in eine neue und erweiterte Runde gehen könnten.
Die jüngsten Meldungen von Anbahnungsversuchen kommen dabei aus dem weitläufigen Gebiet der Stadt Oberzent, wo die Branche die Verlängerung der Hirschhorner Höhe zwischen Rothenberg und Beerfelden verschärft ins Visier genommen haben soll. Nach Informationen aus der Bevölkerung hat zumindest ein Investor schon den Versuch gestartet, sich die benötigten Grundstücke für einen Energiepark über den Tälern von Gammelsbach und Finkenbach zu sichern. Da es sich um Streubesitz handelt, probiert das Unternehmen, sowohl über Direktansprachen als auch über die Einladung zu einer Angebotsversammlung an die Eigentümer heranzukommen.
Gegner warnen vor Projektierern und Anlagen
Nicht verborgen geblieben sind diese Aktivitäten den Gegnern einer intensiven Windräder-Nutzung des südlichen Odenwalds, die sich hier unter anderem in der Bürgerinitiative Beerfelden-Rothenberg organisiert haben. Als Interessenten ausgemacht haben sie die PNE AG (Cuxhaven), UKA (Meißen) und VenSol (Babenhausen/Bayern), um die Waldbesitzer umgehend vor Geschäftsabschlüssen zu warnen: Wer dem Bau von Windrädern Vorschub leiste, trage nicht nur zur Gefährdung von Boden, Natur und Landschaft bei, sondern gehe auch ein persönliches Risiko ein. Dieses sehen die Skeptiker in der für sie bisher in keinem Fall ausreichend abgesicherten Frage des Rückbaus überholter oder untauglicher Anlagen.
Verfangen solche Bedenken bei den Verpächtern nicht und es kommt zu Verpachtungen, die dem Investor die Konkretisierung des Projekts ermöglichen, rückt der nächste Adressat in den Fokus: das Regierungspräsidium, von dessen Genehmigung die Bauausführung abhängt.
Für die verlängerte Hirschhorner Höhe freilich liegt der Landesbehörde dazu schon eine weitreichende Vorentscheidung vor: Der Entwurf zum Teilplan für Erneuerbare Energien, der den Regionalplan Südhessen demnächst rechtskräftig ergänzen soll, rechnet das Gebiet zu jenen 16 Standorten im Odenwaldkreis, die sich für Windräder eignen und deshalb für eine Bebauung freigegeben werden sollen. Wie berichtet, hat die Regionalversammlung die entsprechende Vorlage im vorigen Sommer gegen die Stimmen der Odenwaldkreis-Vertreter verabschiedet, sodass ihr zur Verbindlichkeit nur noch die als sicher geltende Zustimmung der Landesregierung fehlt.
Der Windkraftnutzung gewidmet würden damit zwischen Rothenberg und Beerfelden insgesamt 110 Hektar Land, woraus die Bürgerinitiative eine Belegung mit bis zu 13 Anlagen ableitet. Dabei macht das betreffende Gebiet etwa sieben Prozent des vorgesehenen Gesamtpotenzials aus, dessen knapp 1700 Hektar die Ambitionen der Branche auch schon andernorts geweckt haben. Am weitesten fortgeschritten sind die Vorbereitungen dabei für den Rücken Arnheiter Höhe/Querberg beim Breuberger Stadtteil Rai-Breitenbach und die Gemarkung Mies beim Michelstädter Stadtteil Würzberg: Wie die öffentlich einsehbare Verfahrensliste des Regierungspräsidiums ausweist, liegen der Behörde nun für beide Gebiete konkrete Bauanträge vor. Demnach strebt die Firma Juwi (Wörrstadt) für das erste Areal die Errichtung von sieben, für das zweite die von vier Windrädern an. Bereits länger im Verfahren befinden sich die Baubegehren für ein drittes Windrad im Felgenwald bei Vielbrunn sowie fünf Windräder im Katzenwinkel bei Etzean und drei am Finkenberg-Höhenzug bei Falken-Gesäß.
Der Kreis hat eine Klage angekündigt
Dabei sind in den ersten beiden Fällen neben der eigentlichen behördlichen Prüfungen auch Rechtsstreitigkeiten anhängig, die im Übrigen auch für den Regionalplan weiter in Aussicht stehen: Hier hat der Odenwaldkreis eine Normenkontrollklage angekündigt, weil er sein Gebiet überproportional stark in Anspruch genommen sieht.