Wahlen im Odenwald: Bürgermeister Bareis bleibt, Europa zieht

Einen Kuss von Gattin Ayse erhält Mossautals Bürgermeister Dietmar Bareis, beide freuen sich über die Wiederwahl. Foto: Joaquim Ferreira

Bei der Bürgermeister-Direktwahl in Mossautal heimst der Amtsinhaber 94,3 Prozent "Ja"-Stimmen ein. Bei der Europawahl liegen die Odenwälder im bundesweiten Trend.

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MOSSAUTAL / ODENWALDKREIS. Die Bürger der Gemeinde Mossautal haben ihren seit 2013 amtierenden Bürgermeister Dietmar Bareis mit einem erneut dicken Zustimmungs-Polster für eine zweite Amtszeit ausgestattet: Bei der Direktwahl am Sonntag votierten 94,3 Prozent der Wähler mit "Ja". Die Wahlbeteiligung lag bei 65,2 Prozent und fiel damit etwas schlechter aus als 2013, als 79,2 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuzchen bei der Bürgermeisterwahl gemacht hatten.

Während seinerzeit gleichzeitig der Bundestag neu gewählt worden war, erfolgte der Urnengang in Mossautal diesmal zeitgleich mit der Europawahl, bei der die Bürger aller zwölf Kreiskommunen ihre Stimme abgeben konnten. Deren Stimmverhalten liegt hier im europaweiten Trend, der die Christdemokraten klar vorn sah - trotz Verlusten gegenüber 2014. Gewinne verzeichnen dagegen die Grünen. Auch das schwache Abschneiden der SPD überrascht nicht. Zwar belegt die CDU im Odenwaldkreis ebenfalls Platz eins (mit 26 Prozent), jedoch gefolgt von SPD (22) und erst an dritter Stelle von den Grünen (18).

Für den wiedergewählten Mossautaler Bürgermeister Dietmar Bareis (54) war es das zweite Mal, dass er ohne Mitbewerber kandidierte. Seine Zustimmungsquote hat der Verwaltungsfachwirt und gebürtige Hiltersklinger gegenüber dem Ergebnis von 2013, als es starke 95,9 Prozent Ja-Kreuzchen gab, kaum verringert. "Absolut zufrieden mit dem Ergebnis" sei er, erklärte Bareis am Abend. Er gehe nun "gestärkt und voller Elan" in die zweite Amtszeit, die am 1. Dezember beginnt. Der verheiratete Familienvater von zwei erwachsenen Kindern wertet sein erneut gutes Abschneiden auch als persönliche Bestätigung für das in den Gremien praktizierte sachorientierte Miteinander. Das ländlich geprägte Mossautal beherbergt in seinen Ortsteilen Güttersbach, Hiltersklingen, Hüttenthal, Ober- und Unter-Mossau 2419 Einwohner. Im Kommunalparlament arbeiten Überparteiliche (neun Sitze), CDU und SPD (jeweils drei) zusammen.

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Die Odenwälder CDU-Landtagsabgeordnete Sandra Funken freut sich: "Wir sind weiterhin stärkste Kraft", sie räumt aber ein, "das Ergebnis kann nicht zufriedenstellen". Zu den hohen Verlusten ihrer Partei sagt sie: "Wir haben nicht die Themen der Menschen getroffen. Was wir erreicht haben - Friede, Wohlstand, Sicherheit - konnten wir nicht vermitteln." Die SPD lag bei der Europawahl 2014 im Landkreis mit 33,6 Prozent vor der CDU mit 30,5 Prozent. Die sei nun sehr erfolgreich auf Kreisebene, da sie in der Koalition mit der SPD ihre Anliegen durchbringe. Fazit: "Wir müssen Themen herausarbeiten, mit denen wir die Menschen erreichen: Entbürokratisierung, Digitalisierung und Klimaschutz." Auffallend findet Oliver Grobeis, SPD-Unterbezirksvorsitzender, die am Abend mit rund 43 Prozent gemessene geringe Wahlbeteiligung im Odenwaldkreis gegenüber gut 60 Prozent bundesweit. Viele Demokraten fühlten sich angesprochen, Europa zu verteidigen. "So sind die Rechtspopulisten nicht so stark geworden, wurden die Anti-Europäer kleingehalten." Zu den dramatischen Verlusten der Volksparteien: "Die Hälfte der Wähler hat bundespolitische Fragen zum Kriterium gemacht." Und das bessere Kreisergebnis? "Viele führende Köpfe werden mit der SPD in Verbindung gebracht." Dass sich viele junge Leute in der Partei engagieren, stimmt ihn zuversichtlich.

Dazu hat der Grünen-Landtagsabgeordnete Frank Diefenbach allen Grund: "Wir haben sehr gut abgeschnitten bei den Jungwählern, etwa 35 Prozent bei den 18- bis 35-Jährigen geholt." Der antieuropäische Kurs sei nicht so stark gewesen, wie von manchen erwartet. Im Odenwaldkreis haben die Grünen ihr gutes Ergebnis der Landtagswahl noch um etwa einen Prozentpunkt gesteigert. Darin erkennt Diefenbach "ein eindeutiges Bekenntnis zum Weg der Integration, der Abgrenzung zu Nationalismus". Auch gelte es, eine eindeutige Klimapolitik mit erneuerbaren Energien voranzutreiben.

Als "grundsätzlich positiv" stuft der Odenwälder FDP-Landtagsabgeordnete Moritz Promny das Abschneiden der Liberalen bei der Europawahl ein. "In absoluten Zahlen haben wir in Deutschland unser Ergebnis gegenüber 2014 fast verdoppelt. Und auf EU-Ebene stellen wir - nach derzeitigem Stand - die drittgrößte Fraktion im Parlament", freut sich der 38-jährige Michelstädter, der sich vor diesem Hintergrund "schon Chancen für die Liberalen in Europa" ausrechnet. Dass in Deutschland die AfD doch nicht so stark zulegte, wie manche befürchtet hatten, ist ihm ebenfalls recht. Besonders aber freut Promny die hohe Wahlbeteiligung der Deutschen: "Das zeigt, dass den Bürgern das Projekt Europa doch sehr wichtig ist."