Nein zu Waffenexporten und Rüstung beim Odenwälder Ostermrasch
Von Gabriele Lermann
Zu den Ostermärschen gehen wieder mehr Menschen auf die Straßen als in den Jahren zuvor. So ist es auch im Odenwaldkreis, wo die Aktivisten von Erbach (Foto) nach Michelstadt laufen. Foto: Gabriele Lermann
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ERBACH/MICHELSTADT - Deutlich mehr Menschen als in den Vorjahren waren beim Odenwälder Ostermarsch auf den Beinen. 250 Aktive nahmen an der Auftaktkundgebung auf dem Erbacher Marktplatz und am Friedensmarsch zum Michelstädter Lindenplatz am Samstag teil. Dort kamen rund 50 Personen dazu. Die Proteste richteten sich gegen Waffenexporte, NATO-Stützpunkte für nukleare Mittelstreckenwaffen in Deutschland sowie Aufrüstung. Begrüßt wurden die Friedensfreunde von Harald Staier, Kreisvorsitzender des DGB und Mitstreiter des Odenwälder Bündnisses gegen Rechts.
„Diese Wirtschaft tötet“, zitierte Staier Papst Franziskus, verbunden mit der Kritik, dass die Welt immer weiter in mörderischen Kriegen versinke, um Rohstoffmärkte zu sichern. Wie im Beispiel Syrien, wo sich Großmächte wie die USA und Russland ihren Einfluss sichern wollten. Jetzt habe die Türkei als NATO-Mitglied kurdische Siedlungen, Zufluchtsstätte für viele Flüchtlinge, angegriffen. Mit der Folge, dass weitere 300 000 Menschen, ein Drittel der kurdischen Bevölkerung dort, aktuell auf der Flucht ist. Stark kritisierte Staier die deutsche Haltung zu Erdogans Vorgehen: Anstelle deutlicher Kritik werde der Leopard-Panzer für die Türkei nachgerüstet.
Erinnerung an die Folgen der beiden Weltkriege
Den Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft wie die Schere zwischen arm und reich prangerte der Gewerkschafter ebenso an. Deutlich sprach sich Staier gegen die AfD als wählbare Partei aus. Rassismus, Faschismus und Nationalismus dürften in deutschen Parlamenten keinen Platz haben. „Schon bevor die Flüchtlinge kamen, fehlten faire Arbeitsplätze, bezahlbare Wohnungen und Kita-Plätze. Diese Probleme sind hausgemacht.“
ORGANISATIONEN
An der Spitze des Odenwälder Ostermarsches standen der DGB Odenwaldkreis, Die Linke und Die Linke Jugend Odenwaldkreis, das Bündnis Odenwald gegen Rechts, die Naturfreunde Odenwald und die DKP. (glb)
Regina Hagen vom Darmstädter Friedensforum und Aktivistin der Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ sprach sich gegen atomare Bedrohungen aus. „Heute, 30 Jahre nach dem Kalten Krieg, bedrohen sich die Mächtigen dieser Welt wieder mit Superlativen atomarer Waffen“, so die Rednerin, auch Redakteurin der Quartalszeitschrift „Wissenschaft und Frieden“. Vor rund zwei Monaten stand die Weltuntergangsuhr des Bulletin of the Atomic Scientist „Doomsday Clock“ auf zwei Minuten vor zwölf. So nahe war sie der dunkelsten Stunde seit 1953 nicht mehr. „Nukleare Abschreckung folgt einer Sicherheitslogik des letzten Jahrhunderts. Wir setzen hingegen auf Diplomatie und auf die Logik des Friedens“, erklärte die Rednerin. Ihr Appell: Aktiv werden gegen Aufrüstung, NATO-Stützpunkte in Europa. Konsequente Abrüstung lasse auch der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung vermissen. Deutschland zähle zudem zu den Verweigerern des Vertrags zum Atomwaffenverbot, den 122 Staaten 2017 bei den Vereinten Nationen angeregt hatten.
Auf dem Lindenplatz in Michelstadt sprach DGB-Regionssekretär Horst Raupp und erinnerte nicht nur an die starke Friedensbewegung Ende der Sechzigerjahre, sondern auch an die verheerenden Folgen der beiden Weltkriege. In Syrien wie in Afghanistan seien heute über 90 Prozent der Kriegsopfer Zivilisten. „Waffenlieferungen an die Türkei müssen sofort eingestellt werden“, so Raupp. Deutschland dürfe sich nicht bei Kriegen in anderen Ländern schuldig machen, nicht teilhaben an Morden und Vertreibung, die imperialistischen Kapitalinteressen dienten. Folge Deutschland den Aufrüstungsvorgaben der NATO, würden bis 2024 die jährlichen Rüstungsausgaben von heute 41 Milliarden Euro auf 75 Milliarden Euro steigen. „Kein einziges Menschheitsproblem kann militärisch gelöst werden.“ Zynismus, so Raupp, sei es von Wirtschaftsflüchtlingen zu sprechen, wenn die Agrarpolitik der USA und der EU Millionen Bauern in Afrika die Existenz raube. Laut einem Bericht der Welthungerhilfe verhungern jeden Tag 10 000 Kinder, erklärte er. Der Hungertod sei Mord, denn die Welt besitze genug für alle, entrüstete sich der Redner.
Jugendliche Aktivisten appellierten an das Recht ihrer Generation auf Frieden: „Lasst uns zusammen den ersten Weltfrieden schaffen.“ Es sprachen Hannah Nieratzky, Jan Müller und Tim Dreyer. Musikalisch unterhielten Lothar Löll und die Band „Harvest 21“.