Fast wie tot: Um auf die Gefahren der Atomkraft hinzuweisen, haben sich am Samstag Demonstranten auf dem Michelstädter Marktplatz auf den Boden gelegt. Die Aktivisten reagierten auf den sechsten Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima in Japan. Foto: Manfred Giebenhain
( Foto: Manfred Giebenhain)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MICHELSTADT - Der Atomausstieg ist noch nicht abgeschlossen. Daran und an die Reaktorkatastrophe von Fukushima auf den Tag genau vor sechs Jahren erinnerten am Samstag in Michelstadt knapp 50 Atomkraft-Gegner. Dass es in drei der sechs Blöcke zur Kernschmelze kam und große Mengen an radioaktivem Material freigesetzt wurden, ist für die Gegner dieser Technik Anlass, unablässig „Atomkraft – nein danke“ zu sagen.
Mit entsprechenden Transparenten ausgestattet, zogen nun also auch Odenwälder Aktivisten vom Bienenmarktgelände durch die Altstadt und vor das historische Rathaus. In Sprechchören „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Welt versaut“, geißelten sie die Energiepolitik, wie sie bis zur erklärten Energiewende in Deutschland Bestand hatte.
Zum Protest aufgerufen hatte die Michelstädter Grünen-Stadtverordnete Monika Fuhrig, die an eine Meldung am Vortag erinnerte. Sicherheitshalber wurden fünf Atomkraftwerke geräumt, als 22 Minuten lang der Funkkontakt zwischen den Behörden und einem Passagierflugzeug abgerissen war. Die Botschaft fiel eindeutig aus: „Wir wollen keine Atomkraftwerke, weder in Deutschland noch sonstwo auf der Welt. Deshalb gehen wir auf die Straße. Am Umstieg auf regenerative Energien geht kein Weg daran vorbei“, so Fuhrig.
Die Kundgebung wurde unterstützt vom Kreisverband der Grünen. In der Meldung zum Aufruf erinnerte Grünen-Kreisgeschäftsführer Horst Kowarsch daran, dass Meldungen über Störfälle und radioaktive Verseuchung der Umwelt nicht abrissen. Im französischen AKW Cattenom ereigneten sich demnach in kürzester Zeit zwei Brände, bei denen „unbekannte Flüssigkeiten“ austraten. „Im belgischen AKW Tihange wird Reaktor 2 trotz tausender Risse im stählernen Druckbehälter weiterbetrieben. Wie lange der älteste französische Pannenmeiler Fessenheim noch weiter betrieben wird, ist ungewiss“, so Kowarsch. Die Laufzeit des letzten der noch acht betriebenen deutschen Atomkraftwerke ende erst im Jahr 2022.
Auf dem Marktplatz angekommen, verteilte Fuhrig Rosen, die zum Gedenken an die Opfer von Störfällen auf dem Pflaster niedergelegt wurden. Es folgte eine Schweigeminute. Die Kundgebung endete mit einer stillen Protestform, bei der die Teilnehmer sich auf den Boden legen und tot stellen.