Zu den Odenwälder Vereinen, die gute Erfahrungen mit der Integration von Flüchtlingen gemacht haben, zählen die Ringer aus Michelstadt und Wersau. Das Bild vom Verbandsligaduell zeigt Michelstadts Ruslan Lukash (rot) und Wersaus Philipp Ramsauer.
(Archivfoto: Jens Dörr)
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MICHELSTADT - „Ihre Vereine stehen beispielhaft für die gute Integrationsarbeit, die von Sportvereinen und anderen Organisationen im Odenwaldkreis geleistet wird“, begrüßte Sportkreisvorsitzender Wolfgang Fröhlich die Vertreter mehrerer Sportclubs zu Beginn eines Treffens in Michelstadt. „Unser Sport verbindet ohne großen Aufwand Menschen verschiedenster Nationalitäten. Hier bei uns verläuft die Integration nahezu geräuschlos, ohne dass die Sportvereine ihre Aktivitäten an die große Glocke hängen.“ Auslöser dieser Zusammenkunft war das Projekt „Integration durch Sport“, das der Sportkreis Odenwald ins Leben gerufen hatte.
Interesse konzentriert sich auf einige Sportarten
Unter Federführung des Integrationsbeauftragten Klaus-Dieter Neumann waren alle Sportvereine angeschrieben worden. Sie sollten in diesem Projekt außergewöhnliche Bemühungen bei der Integration von Flüchtlingen kurz beschreiben und erhielten damit die Chance, einen finanziellen Zuschuss aus einem Sonderfonds des Sportkreises zu erhalten. Nach Bewertung der Rückmeldungen sowie der Beschaffung zusätzlicher Informationen wurden nun vier Vereine als besonders förderwürdig beurteilt und erhielten ihre Bewilligungsbescheide.
Integrationsbeauftragter Klaus-Dieter Neumann erläuterte, dass sich das Interesse der asylsuchenden Männer und Frauen auf relativ wenige Sportarten beschränke. Dazu zählten in erster Linie Fußball, Karate, Ringen und in geringerem Umfang Schwimmen, Gymnastik und Leichtathletik. Darüber hinaus bestünden vor allem bei Frauen manchmal sehr hohe Hemmschwellen. Daher habe sich wohl die Zahl der Bewerbungen in Grenzen gehalten und nicht die Größenordnung erreicht, die sich der Sportkreisvorstand eigentlich erhofft hatte. Darüber hinaus berichtete Neumann von Gesprächen mit Migranten, die er als Michelstädter Sportcoach geführt habe. Dabei zeige sich oft, „dass kaum Kenntnisse über die Vereinsstrukturen in Deutschland vorhanden sind und vor allem falsche Vorstellungen über die Kosten einer Vereinszugehörigkeit bestehen.“
FÖRDERUNG
Gefördert und bezuschusst werden Vorhaben von Vereinen zur Integration von Migranten. Vereine können finanzielle Unterstützung beantragen, wenn sie für Migranten höhere Ausgaben haben – zum Beispiel bei der Beschaffung von Sportkleidung, Fahrtkosten (etwa für Training und Wettkämpfe), für interkulturelle Veranstaltungen mit Migranten als Gästen, Wettkampfteilnehmern sowie sonstigen geselligen Vereinsveranstaltungen, an denen Migranten teilnehmen.
Außerdem gehört in diesen Aufgabenbereich die Beratung von Vereinen hinsichtlich des Förderprogrammes „Integration durch Sport“ der Sportjugend des Landessportbundes Hessen. Für Informationen stehen Klaus-Dieter Neumann (06061-30 16) und Christel Zill (06063-43 32) zur Verfügung. Infos: www. sportkreis-odenwald.de. (ric)
Ihre Integrationsbemühungen stellten die Vereinsvertreter des KSV Michelstadt, der TSG Steinbach, Abteilung Fußball, des KSV Wersau und der Fußballabteilung des VfL Michelstadt vor. Die Aktivitäten reichen von der Unterstützung beim Besuch des Trainings- und Spielbetriebes über die Beschaffung von – großteils kaum gebrauchter – Sportbekleidung bis hin zum Angebot von Nachhilfestunden und aktiver Hilfe bei der Suche von Praktikantenplätzen.
Besonders punkten konnte in dieser Hinsicht Heiko Taute von den Fußballern der TSG Steinbach, dessen Verein aufgrund der umfangreichen Integrationsbemühungen von der Sportjugend des LSB Hessen mit einer Plakette als Integrationsstützpunkt ausgezeichnet wurde. Elke Bechtluft vom VfL Michelstadt ergänzte seine Ausführungen: „Eigentlich genießt die Integration keine besondere Aufmerksamkeit, da sie, insbesondere bei Jugendlichen, ziemlich unaufgeregt verläuft. Zwischenzeitlich gibt es in unserem Verein schon Migranten, die in der Jugendarbeit als Trainerassistenten helfen und als Teambetreuer aktiv sind.“ Markus Rauch (KSV Michelstadt) und Stefan Eller (KSV Wersau) berichteten unisono, dass ihre Ringer-Staffeln sehr vom Zuwachs durch Flüchtlinge profitieren würden und diese eine absolute Bereicherung des Vereinslebens seien. Alle Vereinsvertreter wollten aber andererseits nicht verhehlen, dass in Einzelfällen schon negative Erfahrungen gemacht worden waren, die man aber nicht überbewerten wolle. Schließlich seien es vielfach Menschen aus einem anderen Kulturkreis, deren Verhalten man nicht ohne Weiteres mit mitteleuropäischen Maßstäben beurteilen könne.