Feuerwehren warnen: Brandchutz für Windräder im Wald reicht nicht aus
Von Gabriele Lermann
Allein um den Brandschutz bei Windkraftanlagen dreht sich eine Informationsveranstaltung von Feuerwehren und Bürgerinitiativen in Vielbrunn. Sie warnen: Die vorliegenden Brandschutzkonzepte seien für den Wald völlig ungeeignet. Foto: Gabriele Lermann
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VIELBRUNN - Wie groß ist die Brandgefahr, die von Windkraftanlagen mitten in einem Wald ausgeht? Welche vorbeugenden Maßnahmen sind notwendig und wie groß sind die Herausforderungen an die Feuerwehren? Diesen und ähnlichen Fragen stellten sich die Bürgerinitiativen (BI) „Zukunft Vielbrunn“, Kahlberg und Schutzgemeinschaft Odenwald; mit einer gemeinsamen Informationsveranstaltung in der Vielbrunner Limeshalle.
Als Referenten wirkten Markus Voigt von der BI Kahlberg, zugleich stellvertretender Gemeindebrandinspektor in Mossautal, und dessen BI-Mitstreiter Michael Karb, Zugführer der Feuerwehr Hiltersklingen. Gut 90 Besucher, darunter Feuerwehrleute aus den umliegenden Ortschaften, waren gekommen. Begrüßt wurden sie von Hans-Joachim Büchs, Reinhold Koch moderierte. Wie beide betonten, ging es an diesem Abend allein um den Brandschutz in schwierigen Waldlagen – nicht um Windkraft-Grundsatzdiskussionen.
Bis zu 2000 Liter Öl können sich entzünden
Mit welchen Herausforderungen die örtlichen Feuerwehren im Brandfall konfrontiert sind, erläuterte Voigt. Demnach können sich je nach Anlage bis zu 2000 Liter Öl entzünden. Da sich dieses – ebenso wie wie leicht entzündliche Schmierstoffe – größtenteils oben in der Rotoranlage befinde, seien diese Brandherde für die Wehren nicht erreichbar. An einem maßstabsgerechten Modell wurde deutlich, wie hoch die Rotorblätter über den Baumwipfeln drehen und wie winzig daneben ein Einsatzfahrzeug mit 30-Meter-Leiter ist.
DIE FORDERUNGEN DER FEUERWEHREN
Was die Fachleute der Feuerwehren zum Brandschutz bei Windrädern im Wald fordern: Schulungen, bessere und passende Ausrüstung, optimierte Wasser- und Wegesituationen, Brandalarmsysteme in Kooperation mit den örtlichen Wehren, automatische Löschsysteme.
Eine automatische Löschanlage oben in einem Windrad kostet etwa 50 000 Euro – Geld , das angesichts der Gefahren für Waldbestand, Mensch, Tiere und Trinkwasserquellen sinnvoll eingesetzt sei, so die Wehrleute. Bislang weigerten sich die Betreiber jedoch, solche Löschsysteme einzubauen. Die Brandschützer erwarten von den Behörden, dass diese bei Genehmigungsverfahren auch in Sachen Brandschutz genauer hinschauen. (glb)
„In einem Radius von 600 Meter absperren“, laute im Ernstfall die Hauptaufgabe der Feuerwehren, ergänzte Voigt. Zudem sei es viel zu gefährlich, Einsatzkräfte in den Wald zu schicken, wenn brennende Teile abstürzen könnten. Anders als im freien Feld seien Gefahren dort schwer erkennbar, die Mobilität eingeschränkt.
Großes Unverständnis zeigten beide Fachmänner angesichts der vorliegenden Brandschutzkonzepte. So haben alle drei Initiativen beim Regierungspräsidium (RP) Darmstadt weitere Sicherheitsmaßnahmen eingefordert – mit nur mäßigem Erfolg. Zwei ABC-Pulver-Feuerlöscher in den Anlagen (einer unten, einer oben) schützten kaum, so die Feuerwehrleute. Zumal im Ernstfall niemand vor Ort sei, um sie zu bedienen. Ein Meldesystem, das weit entfernt überhitztes Öl anzeige und nur zur Fernabschaltung der Anlage führe, sei kein Brandalarmsystem für lokale Wehren. Diese könnten zudem nur am Sockel löschen; brenne es oben, bestehe keine Chance. Fazit: „Das sind Brandschutzkonzepte, die nicht für Standorte mitten im Wald gemacht sind.“ Dem Schutz von Wald, Tier und Mensch dienten sie nicht.
Auch seien die Wehren nur unzureichend ausgerüstet: Es fehle an Schutzkleidung und geländetauglichen, wendigen Fahrzeugen, an Zu- und Abfahrtswegen sowie Sicherheitszonen. Wassermangel vor Ort sei ein weiteres großes Problem. So habe es im Fall der Windräder am Hainhaus eine Einigung zwischen Projektierer, Betreiber, RP und Landkreis gegeben, dass anstelle der vorgebenen 100 Kubikmeter Löschwasser zwölf Kubikmeter vor Ort reichen müssen. „Dass die Zisterne am Hainhaus schlecht zu finden und schwer zugänglich ist, kommt hinzu.“
Auch bei den fünf Rotoren auf dem Geisberg gebe es nur eine Zisterne, so die Kritik. Der Weg zur Wasserlieferung – gefordert sind 800 Liter pro Minute – sei bei nur einem Zufahrtsweg nicht haltbar. Und im Fall der geplanten fünf Windräder am Kahlberg würde die 600-Meter-Absperrung einiges in Gefahr bringen: Der Nibelungensteig liegt mitten im Sperrgebiet, die Walburgiskapelle 100 Meter, ein Holzwerk 50 Meter, Weschnitz 400 Meter und ein Aussiedlerhof 150 Meter vom 600-Meter-Radius entfernt.
Leider, so die Referenten, gingen die Betreiber gegen Brandschutzforderungen in Klage, bislang habe man nur schlechte Kompromisse erreicht. Das Einfordern von Schutzmaßnahmen werde dem Bürger überlassen. Ihr Appell: Akteneinsicht fordern, Stellung beziehen, Ausrüstung und Weiterbildung hinsichtlich Waldbränden anstreben, prüfen, ob Brandschutzauflagen eingehalten werden. Es folgte eine rege Diskussion, in deren Verlauf sich viele Bürger mehr Unterstützung und Schutz seitens der Betreiber und Behörden wünschten.