Sven Simon, Spitzenkandidat der hessischen CDU für die anstehende Europapawahl, betonte in Rehbach den richtungsweisenden Charakter des Urnengangs am 26. Mai
Von Jörg Schwinn
Lokalredakteur Odenwälder Echo
Sven Simon, hessischer CDU-Spitzenkandidat für die Europawahl, blickt am Stall des Rehbacher Schäfers Bernd Keller auf die EU und nimmt Anregungen und Bitten aus der Odenwälder Landwirtschaft mit.
(Foto: Dirk Zengel)
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REHBACH - Die Chance wollte genutzt sein: „Man hat ja nicht jeden Tag die Möglichkeit, einen Bewerber für die Europawahl zu treffen“, schickte Gastgeber Bernd Keller voraus – und gab damit die Stoßrichtung vor, als er am Freitag Sven Simon begrüßte. Der 40 Jahre alte Jurist ist Spitzenkandidat der hessischen CDU bei der Wahl zum EU-Parlament am 26. Mai, und er war auf Einladung der Odenwälder Christdemokraten zu Kellers Schafstall oberhalb von Rehbach gekommen.
In den Mittelpunkt gerückt werden sollte dabei insbesondere das Thema Landwirtschaft. Das tat Keller als Vorsitzender des Odenwälder Schäfervereins ebenso freundlich wie frank und frei, und gleich im Anschluss ließ Kreislandwirt Hans Trumpfheller (Momart) nicht minder klare Worte folgen. Die beiden stehen für die zwei Seiten im Odenwälder Bauerntum, nämlich den Nebenerwerb wie bei Schafhalter Keller und die hauptberufliche Bewirtschaftung, wie sie Trumpfheller auf seinem Biohof „Weiße Hube“ betreibt. Unabhängig von diesem Hintergrund teilen die Landwirte einen zentralen Kritikpunkt, dessen Abarbeitung auf europäischer Ebene sie Simon ans Herz legten: Ihr Berufsstand ersticke nahezu an der Bürokratie, die ihm aufgebürdet wird. So würden Bernd Keller mit seinen 100 Mutterschafen auf 17 Hektar Land in Sachen Düngemittel- und Nährstoffbilanz die gleichen Pflichten aufgegeben „wie einem Mastbetrieb mit 10 000 Schweinen“, beklagte er.
Der Schafhalter sprach zudem die schwierige Einkommenssituation gerade der kleinen, für die Landschaftspflege aber doch so unersetzlichen Betriebe an und kritisierte ein Missmanagement mit Blick auf die zunehmende Wolfspopulation. „Eigentlich ist es doch unsere zentrale Aufgabe, das Land zu bewirtschaften und gute Lebensmittel zu erzeugen“, ergänzte Trumpfheller. Doch viel Zeit fressen auch in seinem Betrieb Dokumentationsauflagen, die sich nicht von denen der Großkonzerne unterschieden. Das sei auf Dauer nicht zu leisten.
Landwirt ist der so angesprochene Sven Simon zwar nicht, doch als Professor an der Marburger Phillipps-Universität weiß er ebenfalls ein Lied von überbordender Bürokratie zu singen. „In Friedenszeiten wird der Feind durch die Verwaltung ersetzt“, formulierte er – nur ein bisschen – augenzwinkernd. Zur Wahrheit gehöre aber auch, und für diese Einschätzung gab es breite Zustimmung im Publikum, dass häufig nicht die generelle EU-Regelung das Problem sei, sondern eine allzu restriktive nationale Umsetzung. Dass die Europa-Fahne am Rande des Areals gefühlt auf halbmast hing, war zwar eher dem Fehlen einer Leiter zur Befestigung weiter oben am Mast geschuldet. Doch Sorgen macht sich der Gast um den Zustand und die Zukunft der EU durchaus. Er wolle zwar nicht den inflationär gebrauchten Begriff der Schicksalswahl strapazieren, aber um eine Richtungsentscheidung gehe es am 26. Mai durchaus: Erstmals bestehe die Möglichkeit, „dass die anti-europäischen Parteien eine Blockade-Mehrheit bekommen. Und dann beschließen wir gar nichts mehr.“
Der Gast betonte den Wert der europäischen Zusammenarbeit als eine zentrale „Friedensidee“, die nicht zuletzt auf der Verzahnung der Volkswirtschaften beruhe. Insbesondere in der heutigen Welt könne Europa nur als Gemeinschaft überhaupt noch politisches Gewicht gegenüber den USA oder China entfalten. Er wolle sich vor diesem Hintergrund einsetzen für ein Europa der Stärke, der Grundwerte wie Demokratie, Rechtstaatlichkeit und individueller Freiheit – und für ein „Europa, das schützt“, sagte er mit Blick auf Außengrenzen, eine Verteidigungsunion und ein „europäisches FBI“. Auf die Bedeutung der Wahl wies auch Landtagsabgeordnete Sandra Funken in ihren Abschlussworten hin; die Eröffnung hatte der stellvertretende Kreisvorsitzende Achim Weidmann übernommen.