Über einen Monat lang konnten Besucher und Bewohner in einer Umfrage ihre Anregungen für ein attraktiveres Stadtzentrum in Michelstadt einbringen. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Michelstadt. Die historische Altstadt von Michelstadt soll (noch) schöner werden. Dafür hat das Innenstadtmanagement unter dem Motto „Wos moanscht’n du? Michelstadt wills wissen“ ab dem 12. Dezember eine 38-Tage laufende Befragung der Gäste realisiert. An zwei Standorten in der Kernstadt (Große Gasse/Braunstraße) konnten Besucher wie Bewohner an Modulen ihre Meinung dazu kundtun, im positiven wie im negativen Sinn. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, die klassische Antwort-Option direkt am Modul (116 Meldungen) zu tätigen, sowie darüber hinaus digital mittels QR-Code und via Online-Umfrage (140 Meldungen) ihre Bewertungen abzugeben. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Woher stammen die Besucher und auf welchem Wege sind sie angereist? Was ist der Grund für den Aufenthalt und wie lange bleiben sie in der Innenstadt? Was empfinden die Teilnehmer im Stadtzentrum als gelungen, was als störend? Anhand der 256 Rückmeldungen sei eine Grundlage geschaffen worden, um über die direkte Bürgerbeteiligung konkrete Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Es war die erste Befragung dieser Art, initiiert von Bürgermeister Dr. Tobias Robischon und Innenstadtmanager Christoph Göldner. „Wir freuen uns sehr über die gute Annahme der Aktion und den hohen Rücklauf.“
Das gefällt den Teilnehmern der Umfrage
Weihnachtsmarkt bleibt Publikumsmagnet
Fast 40 Prozent der Menschen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, leben oder arbeiten in Michelstadt, weitere 32 Prozent sind öfter als 20-mal in der Innenstadt, und das in fast 60 Prozent der Fälle länger als eine Stunde. Als Grund für den Besuch am häufigsten angegeben wurden der Weihnachtsmarkt (61,5 Prozent), gezielte Einkäufe im innerstädtischen Einzelhandel (48) und Gastronomiebesuche (38,5). Die Architektur mit den zahlreichen Fachwerkhäusern in der historischen Innenstadt schätzen viele der Besucher. Häufig genannt wurden auch der Stadtgarten, der Burggraben und allgemein das schöne Ambiente in der Stadt.
Der Verkehr ist wirklich ätzend und teilweise auch richtig gefährlich.
Neben Lob für das Innenstadtflair gab es jedoch auch kritische Töne. So wurde unter anderem der zunehmende Vandalismus – etwa herausgerissene Pflanzen aus den Kübeln und Schmierereien an Gebäuden sowie Hinweistafeln – und die nächtlichen Ruhestörungen bemängelt, auch das Parken für Anwohner und der zugleich der störende Autoverkehr in der Innenstadt, insbesondere in der Braunstraße und am Lindenplatz, bewerteten zahlreiche Besucher und Bewohner als problematisch. Viele Autofahrer würden sich nicht an die Park- und Geschwindigkeitsvorgaben halten, so mache es als „Fußgänger keinen Spaß“, Kinder könne man nicht allein laufen lassen. „Der Verkehr ist wirklich ätzend und teilweise ist es auch richtig gefährlich“, lautet ein Kommentar.
Das kritisieren die Teilnehmer der Umfrage
Leerstände und Dreck bemängelt
Nicht wenige wünschen sich außerdem mehr Geschäfte, die zum Shoppen einladen, und zugleich weniger Leerstände von Läden, die von den Betreibern aufgegeben wurden. Gar ein Aussterben der Innenstadt, in der erst recht nach 18 Uhr nichts mehr los sei, wird befürchtet. Einige kritisieren zudem den Dreck, zuweilen Hundekot, weggeworfene Zigarettenkippen und an den Wochenenden Erbrochenes, das sich in einigen Ecken zeige. Mehr Mülleimer wünscht sich deshalb ein Teilnehmer der Befragung, allgemein mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt ein anderer.
Die Ergebnisse solle „man nicht so hoch hängen”, meint der Bürgermeister, denn die Umfrage sei nicht repräsentativ und die Antworten ließen keine Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zu, aber sie zeigten doch, welche Themen die Menschen beschäftigen. Dass der Autoverkehr in der Altstadt überdurchschnittlich oft als störend genannt wird, sei keine Überraschung, das „beschäftigt die Stadt seit Langem”. „Inzwischen haben wir in der Braunstraße verlängerte Sperrzeiten umgesetzt. Bald wird es dazu Automatik-Poller geben, um die Durchfahrt zu verhindern.” Es werde weiter daran gearbeitet, das Stadtbild zu verbessern. Die Befragung werde in diesem Jahr zu anderen Themen fortgesetzt.