Er war viel im Ausland unterwegs, bis er erkannte: Ich will Pfarrer werden. Zurzeit ist Christian Feidner schon mal in der Hollerbusch-Schule eingesetzt.
MICHELSTADT. Das „interessanteste Jahr meines Lebens“ verbrachte Christian Feidner in großer Ferne, in Myanmar (ehemals: Burma). Feidner ist der neue Vikar in der evangelischen Stadtkirchengemeinde Michelstadt, wo Dr. Anneke Peereboom seine Lehrpfarrerin ist. Der junge Mann stammt aus Höchst und ist nach unterschiedlichen Wegen, die ihn weltwärts führten, für seine zwei praktischen Ausbildungsjahre zum Pfarrer in den Odenwald zurückgekehrt.
In Myanmar absolvierte der jetzt 32-Jährige sein Freiwilliges Soziales Jahr. Er war dort mit einer christlichen Organisation missionarisch tätig gewesen. So unterrichtete Christian Feidner Englisch, gestaltete gemeinsam mit anderen Gottesdienste und arbeitete im Kindergarten und in Waisenhäusern – „mit einem großen Team aus aller Welt“.
Dort merkte er aber auch: „Ich muss Geld verdienen, um die Menschen unterstützen zu können.“ Also studierte Feidner Wirtschaftsingenieurwesen und arbeitete als Finanzberater in der Schweiz. Dabei wiederum wurde ihm deutlich: „Die Menschen haben mich mehr interessiert als die Finanzen.“ Ein Aufenthalt in Israel verschaffte ihm Klarheit über sein künftiges Berufsziel: Pfarrer will er werden. Die Möglichkeit, in Marburg berufsbegleitend Theologie zu studieren, kam ihm dabei entgegen.
Als Jugendlicher freikirchlich geprägt, sieht sich der Michelstädter Vikar auf einem guten Weg auch in Richtung Volkskirche. Der angehende Pfarrer hat zum Beispiel seine Freude entdeckt an Liturgie und alten kirchlichen Traditionen. Beides zu verbinden, fände Feidner, der sich auch als „großen Fan von überkonfessionellem Arbeiten“ bezeichnet, ideal. Gern möchte er junge Menschen für den Glauben begeistern, viele junge Leute erlebe er als sehr kirchlich interessiert, sagt der 32-Jährige.
Musik könnte ihm dabei helfen: Eine Kirchenband zu gründen, das kann sich Christian Feidner, der selbst Gitarrist ist und auch immer wieder in Gottesdiensten gespielt hat, gut vorstellen. Außerdem spielt er schon seit seiner Schulzeit gern Theater, und auch solche Elemente in die kirchliche Arbeit mit einzubringen, ist ihm wichtig.
Momentan kommt ihm das bereits an einer Schule zugute: Bevor er so richtig in die Gemeindearbeit einsteigt, steht zunächst Religionsunterricht an der Grundschule am Hollerbusch in Michelstadt auf dem Plan. „Kinder drängen nach Bewegung“, weiß Feidner. Und da ist Theater auch im Klassenzimmer genau das richtige, um den Drang der Kinder im Sinne eines lebendigen Unterrichts in gute Bahnen zu lenken.
„Laufen und Klettern“ seien seine „kleinen Abenteuer“ jenseits des Berufslebens – obwohl: „Da entwickle ich manchmal auch Andachten“. Außerdem mag Feidner ausgedehnte Waldspaziergänge, geht gern Pilze sammeln und liebt es, Wildpflanzen zu bestimmen. Und von Frühling bis Herbst ist Christian Feidner regelmäßig mit dem Motorrad unterwegs.
Von Bernhard Bergmann