Orientierungshilfe für die Zeit danach

In der Odenwaldhalle in Michelstadt hält die ehemalige Schülerin des Michelstädter Gymnasiums, Natascha Walther, zur Eröffnung der Berufsmesse Osbit einen Vortrag. Die Betriebswirtin spricht über die Wahl von Studienfach und -ort sowie ihre Erfahrungen als Absolventin im Dualen Studium an der Hochschule Mannheim mit Pirelli als ihrem Arbeitgeber. Foto: Joaquim Ferreira

Wie geht es nach dem Abitur weiter? Das fragen sich viele Schüler und erhoffen sich Antworten am 15. Studien- und Berufsinformationstag der gymnasialen Oberstufen im...

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MICHELSTADT. Wie geht es nach dem Abitur weiter? Das fragen sich viele Schüler und erhoffen sich Antworten am 15. Studien- und Berufsinformationstag der gymnasialen Oberstufen im Odenwaldkreis. Fast 420 Schüler tummeln sich an diesem kurz Osbit genannten Mittwoch am Beruflichen Schulzentrum des Odenwaldkreises (BSO) in Michelstadt.

Die Schüler hören sich jeweils vier der insgesamt 68 Vorträge an, die in Zusammenarbeit mit der Industrievereinigung Odenwaldkreis (IVO) und Studienberatern der Agentur für Arbeit angeboten werden. Koordiniert hat dies Michael Kinstler, Studiendirektor des Gymnasiums Michelstadt, das sich bei der Ausrichtung der Osbit jährlich mit dem BSO abwechselt. Seit Beginn der Zusammenarbeit mit der IVO ging es laut Kinstler darum, Leute aus der Praxis als Informanten zu bekommen, „denn nur die können sagen, was mache ich den ganzen Tag“. So vermitteln sie ein realistisches Berufsbild bis hin zum Verdienst, Urlaubsanspruch und der heute nicht nur für Frauen immer wichtiger werdenden Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

„Alles andere kann ich aus dem Internet erfahren“, weiß Kinstler, der das Feedback von Schülern wie Referenten als gut bezeichnet. Die Osbit sei eine wichtige Schnittstelle neben anderen Informationen über Berufe. Der Studiendirektor nennt die Messe „das beste Angebot im Umkreis von 200 Kilometern“, die Darmstädter Hochschulmesse Hobit ausgenommen. Als wertvolle Entscheidungshilfe sehen auch Schüler im Gespräch mit dem ECHO die Vorträge. Lars Lippmann (18 Jahre, Michelstadt), der gerade etwas über Berufe in der Pharmazie und Apotheken gehört hat, zieht das Fazit: „Es hat mir eher den Eindruck vermittelt, dass es mir nicht wirklich etwas bringt, weil das Interesse an den Naturwissenschaften fehlt.“ Er folgert: „Die Leistung kann ich nicht einbringen“, und schließt für sich ein Pharmaziestudium aus. Als nächstes Thema hört er sich etwas über ein Freiwilliges Soziales Jahr an. „Das habe ich eh vor, nach dem Abitur zu machen“, erklärt Lippmann.

Duales Studium an der Hochschule Darmstadt hieß der Vortrag, den Luna Stark (17, Ebersberg) zumindest ein bisschen weitergebracht hat. „Es war viel dabei, was man schon gehört hat, aber auch neue Aspekte, zum Beispiel, wie das in den Betrieben so läuft.“ Sie hatte gerade einen Film gesehen über zwei Berufsanfänger. Zu ihren Zukunftsplänen befragt erklärt die Siebzehnjährige: „Ich will etwas sozialwissenschaftliches studieren. Ich will Menschen helfen, die Hilfe brauchen.“

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Weniger gut für jene, die wissen, was sie wollen

Die Osbit hält sie für eine gute Sache zur Orientierung, allerdings weniger für jene, die bereits wissen, was sie wollen. Und schade findet sie die Einschränkung in der Themenauswahl zwingend auf ganz verschiedene Bereiche. Sie hätte gern zwei aus einem Komplex vertieft.

Doch so sind die Vorgaben, die Sabine Domack-Kühn, Abteilungsleiterin des Beruflichen Gymnasiums am BSO erläuterte. Sie sprach von einem Pflichtprogramm für die Schüler und nannte die Osbit einen Baustein der Studien- und Berufsorientierungswoche. Da waren die Schüler bereits unterwegs, etwa an der Uni Würzburg, der Uni Darmstadt, der Berufsakademie Rhein-Main in Rödermark oder an der Schlossbergklinik Bad König, je nach Interessenschwerpunkt.

Gabriele Kleen, die mit Wolfgang Fröhlich für die IVO die Messe organisiert, sah darin eine Plattform für die Unternehmen, um sich für künftige Mitarbeiter zu präsentieren. Den Schülern biete das die Möglichkeit, heimatnahe Firmen kennenzulernen und Qualifikationschancen auszuloten. Laut Fröhlich sind manche Unternehmen nicht mehr dabei, etwa die Tourismusbranche, die nicht mehr ausbilde. Angebote der Banken seien rückläufig, weiter stark nachgefragt die von Polizei und Bundeswehr. Neu vertreten ist die Kirche in diesem Jahr, so Kleen, und der Energieversorger Entega.

So informiert Matthias Haas über Berufe in der Energiewirtschaft und duale Studiengänge. „Die Energiewende und das Aufrechterhalten der Infrastruktur erfordert mehr akademisches Knowhow“, erklärt der Entega-Mann. Wenn er junge Leute mit Folgen eines Stromausfalls konfrontiert, wächst deren Interesse, weiß er. Das sei in Bezug auf Technik eher gering. Dabei sind die Zukunftsaussichten in seiner Branche für junge Odenwälder gerade im Hinblick auf die Digitalisierung gut.

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Laut Domack-Kühn nehmen alle Odenwälder Schulen mit gymnasialem Zweig an der Messe teil. Kinstler: „Im Laufe der Jahre sind die Georg-August-Zinn-Schule Reichelsheim und die Ernst-Göbel-Schule Höchst dazugekommen.

Von Elmar Streun