Lammguck-Wanderung 2018: Wissenswertes zwischen Stall und Teller

Streicheleinheiten für die Tiere: Ein Besuch bei den Schafen und den jungen Lämmern der Schäferei Keller in Rehbach zählt zu den Attraktionender Lammguck-Erlebniswanderung 2018. Foto: Rainer Kaffenberger  Foto: Rainer Kaffenberger

Sonne, frühlingshaftes Wetter, etliche Lämmer und Schafe sowie rund 180 Interessierte aus den angrenzenden Regionen Rhein-Main, Rhein-Neckar und Untermain/Bayern: Die ebenso...

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LANGENBROMBACH/REHBACH. Sonne, frühlingshaftes Wetter, etliche Lämmer und Schafe sowie rund 180 Interessierte aus den angrenzenden Regionen Rhein-Main, Rhein-Neckar und Untermain/Bayern: Die ebenso informativen wie geselligen Lammguck-Erlebniswanderungen im Odenwald haben längt ein begeistertes Publikum. Dies bewies auch die inzwischen siebte Auflage dieser Veranstaltung, die seit 2012 fester Bestandteil der Odenwälder Lammwochen ist. Organisiert wurde sie erneut von der Schäferei Bernd und Christel Keller (Rehbach) und Thomas Löw vom Odenwald-Gasthaus „Zum Löwen“ in Langenbrombach. Kooperationspartner sind das Amt für den ländlichen Raum, Veterinärwesen und Verbraucherschutz (Reichelsheim) und der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald.

Schäferei Keller gewährt Einblicke

Höhepunkt der Tour war ein Besuch der Schäferei Keller, wo 90 Muttertiere und 110 Lämmer sowie Jungtiere zu bestaunen waren. Zuschauen bei der Schafschur, die alljährlich im Frühjahr auf dem Arbeitsplan eines Schäfers steht, war ebenfalls möglich. Lautes Geblöke ließ vermuten, dass nicht jedes Schaf einverstanden war.

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Wie die Besucher erfuhren, deckt der Erlös für die Wolle noch nicht mal die Unkosten: Der Wollpreis ist seit Jahren im Keller, so eine Pressenotiz der Veranstalter. Immerhin gibt es bekennende Abnehmer, die stets eine Auswahl reiner Merino-Wolle zur Weiterverarbeitung erwerben. Und: Stricken ist wieder angesagt. Klar auch, dass die jungen Lämmer ebenso wie die Schafe ausgiebig von den jungen und älteren Besuchern gestreichelt wurden!

Bioprodukte und Regionalität sind gefragt: Schäfermeister Keller hatte viel Informatives zur Schafthaltung und den zugehörigen Bio-Labels zu berichten. „Doch Öko- und Bioprodukte machen nur dann Sinn, wenn diese auch Regionalität bedeuten“, machte sich der Odenwälder für Qualitätserzeugnisse „aus der Region für die Region“ stark. Unter einem Bio-Label zu produzieren, bringe hingegen – auch im Hinblick auf zahlreiche EU-Verordnungen – mehr Bürokratie mit sich, als es überhaupt wert sei. „Ein Mehrerlös wird dadurch kaum erwirtschaftet, das schreckt die meisten Erzeuger ab.“

Auch Tierwohl und Medikamenten-Einsatz waren Themen, die die Besucher interessierten. Dazu Keller: „Die Schafe und Lämmer stehen 244 Tage im Jahr auf der Weide und den Kräuterwiesen. In den Wintermonaten sind sie im Stall, wo sie sich zwischen den einzelnen Bereichen hin- und her bewegen können. Medikamente gibt es nur bei Erkrankungen, Pflanzenschutzmittel werden nicht ausgebracht.“

Als Schlag ins Gesicht der Schäfer werten diese, wenn Tierschutz-Vertreter mit Fotos „von gerade mal fünf Tage alten Lämmern“ auf polemische und unehrliche Weise „Stimmung machen gegen das Schlachten von Lämmern zu Ostern“. Für einen Schäfer mache es wirtschaftlich überhaupt keinen Sinn, ein Lamm in diesem zarten Alter zu schlachten. Dies erkläre sich schon aus dem Lebendgewicht eines Lamms. „Schlachtreife Tiere sind je nach Rasse bis zu einem Jahr alt und haben ein Lebendgewicht von bis zu 50 Kilogramm. Dann sind es Jungtiere und keine Lämmer mehr“, erklärt Bernd Keller. Dass Lämmer das ganze Jahr über geboren und auch mal – wenn es extrem kalt ist – „im Wohnzimmer oder einem separaten Stallbereich unter Einsatz von Wärmelampe und Milchflasche hochgepäppelt werden“, dürfte so mancher Lammguck-Mitwanderer noch nicht gewusst haben. Die Beweidung mit Schafen fördere zudem die Artenvielfalt und trage zum Erhalt der für die Region typischen Streuobstwiesen bei.