Gegner der Windkraft polarisieren

Das Logo der IG Keine Windkraft Würzberg stilisiert die als bedrohlich empfundene Wucht der Windkraftanlagen im Vergleich mit der „Skyline“ des Dorfes.Repro: Hans-Dieter Schmidt  Foto:

Das Projekt Windkraft im Gewann Mies wurde zwar mit einem Michelstädter Parlamentsbeschluss zunächst verhindert (wie berichtet) – vom Tisch ist die Sache indes nicht. Etwa...

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WÜRZBERG. Das Projekt Windkraft im Gewann Mies wurde zwar mit einem Michelstädter Parlamentsbeschluss zunächst verhindert (wie berichtet) – vom Tisch ist die Sache indes nicht. Etwa 100 Personen aus dem Dorf und seinen Nachbarorten Ernsbach, Erbuch, Bullau, Eutergrund und Vielbrunn sowie Vertreter der politischen Stadtgremien waren dieser Tage zu einer Infoveranstaltung zusammengekommen.

Das Logo der IG Keine Windkraft Würzberg stilisiert die als bedrohlich empfundene Wucht der Windkraftanlagen im Vergleich mit der „Skyline“ des Dorfes.Repro: Hans-Dieter Schmidt  Foto:
Windräder sollen in der Würzberger Mies – hier ein Blick von Bullau aus – nach dem Willen einer Interessengruppe aus derzeit 14 Bürgern nicht gebaut werden. Auch das Michelstädter Parlament hatte sich gegen ein solches Projekt ausgesprochen.Archivfoto: Joaquim Ferreira  Foto:
Das Logo der IG Keine Windkraft Würzberg stilisiert die als bedrohlich empfundene Wucht der Windkraftanlagen im Vergleich mit der „Skyline“ des Dorfes.Repro: Hans-Dieter Schmidt  Foto:
Windräder sollen in der Würzberger Mies – hier ein Blick von Bullau aus – nach dem Willen einer Interessengruppe aus derzeit 14 Bürgern nicht gebaut werden. Auch das Michelstädter Parlament hatte sich gegen ein solches Projekt ausgesprochen.Archivfoto: Joaquim Ferreira  Foto:

Mit den Ex-Landräten Matthias Wilkes (Kreis Bergstraße) und Horst Schnur (Odenwaldkreis) sowie dem Vorsitzenden des Vereins Vernunftkraft Odenwald, Peter Geisinger (Groß-Umstadt), brachten drei versierte Redner ihr politisches und fachliches Wissen in die allgemeine Diskussion ein.

Gesundheitliche Folgen für Anwohner befürchtet

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Wilkes ergriff nach einer kurzen Einführung durch Vertreter der Interessengemeinschaft Keine Windkraft Würzberg das Wort, um festzustellen, die Energiewende belaste den Steuerzahler mit 500 Milliarden Euro. Zudem, so der Alt-Politiker, werde zugunsten der Energiewende geltendes Naturschutzrecht gebrochen oder so geändert, dass den Windkraftanlagen nichts entgegensteht. Verwundert zeigte er sich, dass ein Milan dafür herhalten müsse, ein Projekt wie in der Mies geplant, zu verhindern, wenn unmittelbar nebenan Menschen wohnen und leben, deren Gesundheit ebenfalls direkt beeinträchtigt ist. Ob denn nicht der Mensch das schützenswerteste Gut sein sollte, fragte Wilkes. Zur Erinnerung: Die Mies ist ein ausgewiesenes Europäisches Vogelschutzgebiet.

Mit interessanten Zahlen wartete Geisinger auf. 96 Prozent des CO2-Gehaltes (Kohlendioxid) der Luft hätten einen natürlichen Ursprung, nur die restlichen vier Prozent seien vom Menschen gemacht. Gemäß Geisingers Berechnungen beträgt der menschengemachte CO2-Gehalt weltweit 0,0016 Prozent. Der deutsche Anteil davon liege bei 2,23 Prozent dieses Wertes, real also bei 0,00003568 Prozent. Dass für die nicht stattfindende Reduktion dieses verschwindend geringen Anteils von deutschen Stromkunden jährlich 28 Milliarden Euro aufgebracht werden müssen, sei mehr als absurd. Diesem Irrweg Deutschlands folge kein anderes Land.

Geisinger stellte fest, die CO2-Emissionen des Menschen hätten sich seit Beginn des Windradbaus nicht verringert. Die Baumbestände mit der Fähigkeit, CO2 zu binden, seien dagegen durch den Platzbedarf der Windkraftanlagen erheblich geschrumpft.

Geisinger beleuchtete zudem die Kosten für Eingriffe in das von inzwischen 30 000 Windkraftanlagen destabilisierte Stromnetz (1,4 Milliarden Euro in 2017). Kein Wind bedeute keinen Strom und somit nötige Stützung durch konventionelle Kraftwerke, die der Rotorengegner für nach wie vor unverzichtbar hält. Es sei die unbequeme Wahrheit, dass die Gewinne aus ideologischer und lobbygesteuerter Politik von Herstellern der Anlagen, Projektierern und zum kleinen Teil von den Grundstücksbesitzern abgeschöpft würden. Die finanziellen Folgen gingen zulasten der Stromkunden. Die Anwohner müssten zudem mit gesundheitlichen Risiken durch Lärm- und Infraschallbelastung und der Zerstörung großartiger Naturlandschaften leben.

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Schnur bezeichnete die Windenergie als Gefahr für den Odenwald, dessen Kernkreis er als Landrat einst vorstand. Die für die Gemarkung Mies außergewöhnlich groß dimensionierten Windräder würden die dortige Natur nachhaltig zerstören, zeigte er sich sicher. Weitsichtig sei die Ablehnung durch das Michelstädter Stadtparlament, so Schnur. Sie habe bereits zum kompletten Rückzug von Energiegenossenschaft Odenwald und Stromversorger Entega aus dem Projekt geführt – für ihn der Beweis, dass es nichts bringt, außer Verdienst für die Kreditgeber und die bereits von Geisinger genannten Profiteure.

In der anschließenden regen Diskussion wurden Interessen der Gegner ebenso offengelegt, wie auch von Waldbesitzern. Jene hatten durchaus nachvollziehbare Gründe, sich für eine Verpachtung zu entscheiden.