Der starke Regen am Freitag hat die Baustelle zur Errichtung einer Windkraftanlage mit zwei Rotoren im Felgenwald beim Michelstädter Stadtteil Vielbrunn arg in Mitleidenschaft...
VIELBRUNN. Der starke Regen am Freitag hat die Baustelle zur Errichtung einer Windkraftanlage mit zwei Rotoren im Felgenwald beim Michelstädter Stadtteil Vielbrunn arg in Mitleidenschaft gezogen. Das Wasser stand nicht nur in großen Pfützen und Tümpeln, es floß mit Lehm durchsetzt in den umgebenden Wald.
Hans-Joachim Büchs von der Bürgerinitiative „Zukunft Vielbrunn, die sich gegen die bereits genehmigte Windenergieanlage wehrt, vermutet Umweltvergehen und Verstöße gegen Bauauflagen. Er wandte sich mit einer Beschwerde und Bitte um Überprüfung an das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt sowie an die Erbacher ECHO-Redaktion. Unter anderem vermisst Büchs eine korrekte Beaufsichtigung der vorbereitenden Arbeiten durch die Behörde, wie bereits berichtet (ECHO vom 8. März: „Im Felgenwald rollen die Bagger“).
Nach deren Auflagen im Genehmigungsbescheid vom Dezember 2016 unter der Rubrik Wasserrecht ist laut Büchs untersagt, bei anhaltenden Niederschlägen die Arbeiten fortzusetzen. Das jedoch sei am Freitag der Fall gewesen, wie der Windkraftgegner, dessen Initiative sich nach eigener Zielsetzung für Mensch und Natur einsetzt, mit aktuellen Fotoaufnahmen dokumentiert habe. Am Vormittag wurden während des andauernden Regens Lehmschichten angefahren und auf der Baustelle verteilt. Dies hatte der Bürgerinitiativenvertreter dem RP-Darmstadt zur Mittagszeit telefonisch mitgeteilt.
„Wir haben im Randbereich nur Arbeiten erledigt, die möglich waren“, erklärt Karl Hermle, Zweiter Geschäftsführer des Projektierers WHS Enertec. Der Bauingenieur betont, dass die Arbeiten am Nachmittag eingestellt worden sind. Der eigentlich vorgesehene Aushub sei nicht vorgenommen worden.
Auch ist der Einsatz von Recyclingmaterial unzulässig, wie in dem Genehmigungsbescheid ausgeführt wird. Wie auch der Behörde bekannt sei, so Büchs, habe man den „Schotterberg aus dem Baustellenabtrag“ einer anderen Windkraftanlage „in der Baustelle Felgenwald eingebracht“. Laut Hermle handelt es sich aber nicht um Recyclingschotter. Doch ist in Abstimmung mit dem RP Schotter von den Kranstellflächen am Hainhaus nun im Felgenwald wieder eingesetzt worden. Das geschehe, um Ressourcen zu schonen. Und: Auch im Felgenwald werde überschüssiges Material wieder entfernt. Zur aktuellen Situation auf der Windkraftbaustelle im Felgenwald I erklärte Hans-Joachim Büchs am Montag, sie „entbehrt leider jeder Vorstellungskraft“. Erneut weist er darauf hin, dass sich die Baustelle in einem faktischen Trinkwasserschutzgebiet befinde. Dieses ist jedoch offiziell nicht als Solches ausgewiesen. Die Stadtteile Vielbrunn und Würzberg werden von dem „zehn Jahre alten Tiefenbrunnen Vielbrunn mit Trinkwasser versorgt“, so Büchs. Die bisher fehlende Ausweisung des Trinkwasserschutzgebiets – daran war eine Klage der Stadt Michelstadt gescheitert – erklärt er mit dem generellen Verbot, im Wald zu bauen und der Tatsache, dass „die Stadtwerke Michelstadt zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal ansatzweise von 217 Meter hohen Industrieanlagen ausgegangen“ waren.
Seit August 2017 sei die Ausweisung des Trinkwasserschutzgebiets beantragt. Bis zu einer Entscheidung werden nach seinem Dafürhalten absichtlich „nun knallharte Tatsachen an Ort und Stelle geschaffen“. Denn: Sowohl für die Baugenehmigung der beiden Windräder, wie auch für die Ausweisung des Trinkwasserschutzgebiets hat das RP Darmstadt die Federführung.
Von Elmar Streun