Weniger Wind, mehr Verlust: Beim kommunal betriebenen Rotor am Hainhaus sind inzwischen 800 000 Euro Fehlbetrag aufgelaufen
Von Birgit Reuther
Lokalredakteurin Odenwälder Echo
Düster schaut es aus ums Windrad der kommunalen Hainhaus GmbH. Weil auch 2016 weniger Wind als erwartet wehte und wegen eines buchmäßigen Sondereffektes nach einer Umstellung der Finanzierung schiebt die Gesellschaft nun ein kumuliertes Defizit von 800 000 Euro vor sich her. Foto: Guido Schiek
( Foto: Guido Schiek)
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BREITENBRUNN - Das einzige kommunal betriebene Windrad beim Hainhaus nahe des Lützelbacher Ortsteiles Breitenbrunn hat seinen Gesellschaftern 2016 einen deutlichen Jahresverlust eingefahren: 320 000 Euro. Ursachen sind erneut schwache Windverhältnisse sowie ein Sondereffekt infolge einer veränderten Finanzierungsstruktur. Damit ist der bis Ende 2016 bei der Windpark Hainhaus GmbH & Co. KG aufgelaufene Fehlbetrag auf rund 800 000 Euro angestiegen.
Vor diesem Hintergrund sprechen die beiden kommunalen Gesellschafter Odenwald-Regionalgesellschaft (Oreg) mbH und Gemeinde Lützelbach (jeweils 45 Prozent Geschäftsanteile) sowie die Energiegenossenschaft Odenwald (EGO/zehn Prozent) von einer weiterhin angespannten wirtschaftlichen Lage. Gleichwohl habe sich die Liquidität des Gemeinschaftsunternehmens dank finanzieller Umstrukturierung „nachhaltig verbessert“, wie es mit Blick auf den Geschäftsbericht 2016 heißt. So seien 170 000 Euro des Jahresverlustes als „buchmäßige Sonderbelastung“ zu sehen, die in nachfolgenden Bilanzen nach und nach wieder ausgeglichen werden könne.
Hintergrund ist, dass die kommunalen Gesellschafter ihre gegenüber dem Unternehmen bestehenden Ausfallbürgschaften in Gesellschafterdarlehen umgewandelt haben. „Das dadurch der GmbH zugeflossene Kapital von rund einer Million Euro wurde mit Zustimmung der finanzierenden Banken zur vorzeitigen Teilablösung der bestehenden Kreditverträge verwendet“, heißt es. Das hierfür von den Banken erhobene, bis auf Weiteres zinslos gestundete Vorfälligkeitsentgelt sei im Jahresabschluss 2016 in voller Höhe als (vorgezogener) Aufwand ausgewiesen – besagte „buchmäßige Sonderbelastung“.
NEUN ROTOREN
Der Windpark am Hainhaus befindet sich im Dreieck Lützelbach / Bad König / Michelstadt, dort wo früher auch ein Munitionslager der US-Streitkräfte untergebracht war. Er umfasst insgesamt neun Rotoren. Betreiber ist die whs Enertec GmbH (Erzhausen), dieses Unternehmen hat auch die technische Betriebsführung bei dem kommunalen Rotor Nummer 7 der Hainhaus GmbH & Co. KG. (big)
Der zweite große Batzen des Jahresverlustes 2016 resultiert aus einer erneut schlechten Windhöffigkeit: 150 000 Euro Defizit sind darauf zurückzuführen, dass der Wind am Standort des kommunalen Rotoren – insgesamt drehen sich am Hainhaus neun Windräder – nicht so stark und nicht so oft bläst wie bei der Projektierung erhofft. Dies war in den Jahren zuvor ähnlich gewesen; 2015 machte man 90 000 Euro Jahresverlust, 2014 gar 155 000 Euro. Erschwerend waren in den ersten Jahren nach Inbetriebnahme im Mai 2012 technische Probleme hinzugetreten.
„Unser Standort schneidet nicht so gut ab, wie es in den Gutachten damals stand“, stellt Bürgermeister Uwe Olt (SPD) denn auch fest. Während Flügelmast Nummer 7 der kommunalen GmbH wegen seiner nach Norden vorgelagerten Lage und der dort öfter vorherrschenden Ost-Südost-Winde mitunter still stand und steht, sind die benachbarten Rotoren des Projektierers whs Enertec GmbH (Erzhausen) von solchen Schwankungen offensichtlich weniger betroffen.
Deshalb haben die drei Gesellschafter im Zuge der finanziellen Neuaufstellung auch die seinerzeit angeführten Prognosen ad acta gelegt und neu kalkuliert: Während man ursprünglich mit einem Stromertrag von 6,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) jährlich rechnete, wurde nun auf 5,9 Millionen kWh angepasst. „Das ist eine sehr realistische Annahme“, betont der Lützelbacher Verwaltungschef. Im aktuellen Jahr habe man Ende September schon bei diesem neuen Planwert gelegen, so Olt. Dass die einst erwarteten Gewinne aus dem Einstieg ins Windenergie-Geschäft – es war mal die Rede von 1,6 Millionen Euro – so absolut nicht eintreffen würden, dürfte den Beteiligten schon länger klar gewesen sein. Nach besagten Korrekturen rechnet die Windpark GmbH mit einem Plus von 200 000 Euro zum Ende des auf 20 Jahre gerechneten Projektzeitraumes. Ebenso geht man davon aus, dass dann – im Mai 2032 – alle Verbindlichkeiten gegenüber den Banken und den Gesellschaftern getilgt sind.
Lützelbachs Bürgermeister, der einräumt, dass er „das Ganze heute so nicht mehr mitmachen würde“, wertet die Erfahrungen am Hainhaus trotzdem nicht als 100-prozentiges Argument gegen Windkraft im Odenwald: „Wir haben erst ein Viertel der Laufzeit rum. Ich verliere auch nicht den Glauben daran, dass es doch noch besser werden kann als jetzt kalkuliert.“ Und an einem einzelnen Rotor, der zudem nicht den besten Standort habe, könne man nicht festmachen, ob Windkraft hier Sinn mache oder nicht.