Wie der Odenwald lebenswert bleibt

Bei ihrem Jahresgespräch betonen Gewerkschafter und der Landrat die Bedeutung nicht nur von Arbeitsplätzen in der Region. Welche weiteren Faktoren wichtig sind.

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ODENWALDKREIS. Der bereits vollzogene oder angekündigte Aderlass bei Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe stand jetzt auch im Mittelpunkt des Jahresgesprächs des Kreisvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit Landrat Frank Matiaske. Aber es ging nicht nur um die Erhaltung der Industriearbeitsplätze im Odenwaldkreis, sondern auch um die Fachkräftesicherung, die Gesundheitsversorgung, der Ausbau der Odenwaldbahn und bezahlbares Wohnen, informiert der Gewerkschaftsbund jetzt in einer Mitteilung.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, die Zukunftsfähigkeit des Odenwaldkreises zu sichern, die Entwicklungspotenziale der Region zu entfalten und Lebensqualität der Menschen im Landkreis weiter zu verbessern. Lebenswerte Städte und Gemeinden sind das Fundament unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Dieses Fundament muss erhalten und ausgebaut werden. Wir sind auf einem guten Weg, dieser verlangt aber auch eine ordentliche Finanzausstattung der Städte und Gemeinden sowie Landkreise durch das Land Hessen“, betonten DGB-Kreisvorsitzender Harald Staier (Höchst) und Landrat Frank Matiaske bei ihrer Einführung in die Themen. Positiv werten beide nach der Mitteilung, dass der Odenwaldkreis vor dem Hintergrund stark steigender Mieten in den städtischen Ballungszentren für junge Familien (und Familien in Planung) deutlich an Attraktivität gewonnen hat.

Der Landrat und die Gewerkschaftsvertreter bekennen sich demnach ausdrücklich zum Industriestandort Odenwaldkreis und betonen den gemeinsamen Willen, aktiv für den Erhalt der Industriearbeitsplätze einzutreten. „Der Odenwald braucht auch in Zukunft Industrie und tariflich entlohnte Arbeitsplätze, keine Billigjobs. Die Menschen und insbesondere die junge Generation brauchen gute Löhne, Zukunft und Perspektive“, machte DGB-Regionssekretär Horst Raupp deutlich. „Von guten Industrielöhnen profitiert die gesamte Region einschließlich Handel, Handwerk und Gastronomie.“ Ausdrücklich erklären sich Landrat und DGB mit den Beschäftigten des Bosch-Rexroth-Werks in Erbach solidarisch, die gemeinsam mit der IG Metall für die Erhaltung des Standorts und der Arbeitsplätze kämpfen.

Sebastian Breth, Mitglied der Kreisvorstandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), betonte gemeinsam mit dem Landrat die Wichtigkeit der Fachkräftesicherung für den Landkreis: „Ein Ausbluten der beruflichen Bildung durch eine Konzentration wichtiger Ausbildungsgänge auf die städtischen Ballungsräume schadet dem Odenwaldkreis und seinen Betrieben. Das Berufliche Schulzentrum Odenwaldkreis mit seinen Fachklassen und dem breitgefächerten Angebot der dualen und der vollschulischen Ausbildung müssen erhalten bleiben.“ Dazu gehört es auch, zukunftsgerichtet neue Wege zu gehen, beispielsweise durch das Thema „Studieren im Odenwald“.

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Der DGB und Landrat Matiaske stehen „klar und eindeutig“ zum Kreiskrankenhaus Erbach in öffentlicher Trägerschaft: „Die kreiseigene Klinik ist das Rückgrat der medizinischen Versorgung der Menschen in unserem Landkreis. Im Gegensatz zu privaten Klinikkonzernen, die von renditegetriebenen Großinvestoren betrieben werden, steht beim Kreiskrankenhaus nicht das Profitstreben, sondern die gute medizinische Versorgung der Bevölkerung im Mittelpunkt. Das muss auch in Zukunft so bleiben.“ Vom Land Hessen und vom Bund fordern Landrat und DGB eine auskömmliche Krankenhausfinanzierung, „sonst geht in den kommunalen, ländlichen Kliniken – und dieses Thema betrifft die kleinen und mittleren Kliniken landes- und bundesweit – irgendwann die Lichter aus“.

Lothar Löll (Oberzent), Stellvertretender DGB-Kreisvorsitzender und Vertreter der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im DGB-Kreisvorstand, bekannte sich zusammen mit dem Landrat ausdrücklich zur „Erbacher Erklärung“ zum Ausbau der Odenwaldbahn: „Um die Taktung zu verbessern, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen und die Pünktlichkeit der Züge zu erhöhen, müssen die Stationen Mühltal und Hetzbach Kreuzungsweichen erhalten. Ziel muss es sein, die Erfolgsgeschichte der umwelt- und klimafreundlichen Odenwaldbahn fortzuschreiben.“

DGB-Kreisvorsitzender Harald Staier regte bei Landrat Frank Matiaske zudem die Schaffung einer öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft an, um die auch im Odenwaldkreis steigenden Mieten zu deckeln und bezahlbaren Wohnraum für alle Einkommensgruppen zu schaffen.