Warum die Odenwaldbäder kein Wasser spenden

aus Energie

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Bad Schwalbach hat Badewasser aus dem Freibad zum Gartensprengen gespendet. Die meisten Bäder aus dem Odenwald können ihr Wasser aber gar nicht abgeben – aus verschiedenen Gründen.

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ODENWALDKREIS. Auch wenn es neuerdings mal wieder häufiger und ergiebiger regnet, können die Böden im Odenwald weiter Wasser gebrauchen. Reichlich davon übrig haben seit dem Abzug der letzten Gäste zwischen Anfang und Mitte dieses Monats die Freibäder. Also nichts wie ab mit dem überschüssigen Nass in die Gärten der Region, wie es Bad Schwalbach mit seinem Beckeninhalt vorgemacht hat? „Bei uns bleibt das Wasser im Becken“, tritt solchen Ideen der Höchster Badchef Peter Gürges entgegen und spricht damit für fast alle Kollegen im Kreisgebiet.

Dabei ist es nicht so, dass die Odenwälder Bäderfachleute kein Herz für die Umwelt hätten. Es sind die baulichen und technischen Voraussetzungen, die ein Abpumpen einfach nicht zulassen. Genug zu tun gibt es in den Odenwälder Schwimmstätten dennoch – oder gerade deswegen, wie Gürges und seine Kollegen aufzeigen. Für die Bademeister im Kreis gilt es, ihre Bäder zugleich winterfest zu machen und auf die kommende Saison vorzubereiten. Denn obwohl der diesjährige Sommer gerade erst vorbeigeht, ist die nächste Saison bereits näher, als man denkt.

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Dabei könnten die Voraussetzungen der Badbewirtschaftung unterschiedlicher als im Odenwaldkreis kaum sein: Auf der einen Seite das Freibad in Höchst, was mit mehreren Becken und Rutschen daherkommt, auf der anderen Seite das Bad in Güttersbach in der Gemeinde Mossautal, mit lediglich einem kleinen Pool. Hier 50.000 Besucher, dort 10.000 Gäste. Doch der kommende Winter wird zum großen Gleichmacher. Denn egal, ob viele, große Becken oder nur eines: Die Bäder müssen auf die Kälte vorbereitet werden.

„Man nennt das bei uns ’auswintern’“, sagt Peter Gürges, Chef des Schwimmbads in Höchst. Und da ist viel zu tun. Die Filter müssen entwässert und die Spinde und Fußböden gereinigt und desinfiziert werden. Außerdem wird die Technik ausgeschaltet und frostsicher eingelagert. „Die komplette Anlage wird praktisch heruntergefahren“, berichtet Gürges. Das kann schon mal zwischen zwei und vier Wochen dauern.

Vorbereitungen auf nächste Saison beginnen im Februar

Ebenso sieht das im kleinen Bad in Güttersbach aus. „Die Chloranlage muss gereinigt und winterfest gemacht werden“, sagt Schwimmbadleiter Timo Münch. Das geht nur mit großem Aufwand. Denn da der sogenannte Chlorraum nicht frostsicher ist, muss die Anlage komplett zerlegt und im eigenen Kiosk gelagert werden. Dort wartet sie dann zwischen den Sonnenschirmen und Stühlen des Schwimmbad-eigenen Imbisses auf die nächste Saison. Und die ist gar nicht mehr so weit weg, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. „Bei uns beginnen die Vorbereitungen spätestens ab Ende Februar“, erklärt Peter Gürges vom Höchster Schwimmbad. Etwas später geht es auch in Güttersbach wieder los. „Wir beginnen etwa sechs bis acht Wochen vor Saisonstart, also etwa Mitte März“, sagt Timo Münch. Schließlich werde das Becken jede Saison frisch gestrichen. Außerdem müssen am Tag der Badöffnung die Chlorwerte stimmen.

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In den Wintermonaten nach dem „auswintern“ und vor der Saisonvorbereitung ist es aber keinesfalls ruhig in und um die beiden Bäder. „Das Höchster Bad ist ja sehr groß, auch was die Grünanlagen angeht“, berichtet Bademeister Gürges. „Da muss alles in Schuss gehalten werden. Oben, von den Volleyball-Feldern, bis hin zu den Becken“, gibt er weiter zu verstehen. Herunterfallende Blätter wegkehren und die vielen Bäume zurückschneiden, das wird alles von ihm und seinem Team erledigt. „Wir dürfen die Bäume auch nur von November bis Februar schneiden“, erklärt Gürges. Ansonsten steht für die festen Mitarbeiter außerdem der komplette Jahresurlaub in der Zeit zwischen den Saisons aus.

Obwohl die Anlage in Güttersbach deutlich kleiner ist, als die in Höchst, fällt auch dort in den Wintermonaten einiges an Arbeit an. „Ich bin als Badeaufsicht mit meiner Frau als Kioskpächterin für alles alleine zuständig“, sagt Timo Münch. So kümmern sie sich um den Grünschnitt im Bad und am nebenan gelegenen Kinderspielplatz – und um die Absicherung des Beckens gegenüber Mensch und Tier. Denn das Wasser bleibt eben im Regelfall in den Becken, wie es der Höchster Experte Peter Gürges nicht nur feststellt, sondern auch begründen kann: Ohne seine Wirkung gegen Temperaturschwankungen wären alle Zuleitungen dem Frost ausgesetzt und könnten bersten“, erklärt der Badchef.

Becken dient im Winter als Brandteich

Ausgetauscht wird das Wasser erst im Frühjahr, einmal im Jahr sei der Wechsel klare Vorschrift. „Das Wasser wird labortechnisch geprüft und dann lassen wir es in die Mümling einlaufen“, berichtet er. Ebenso handhabt es das Bad in Güttersbach, von wo aus die Mümling aber erst über Mornsbach und Marbach erreicht wird. Auch dort bleibt das Wasser zuvor aus Frostschutz-Gründen im Becken. Doch es gibt noch einen weiteren Zweck. „Das Becken dient über den Winter als Brandteich. Für den Ernstfall ist das die Löschwasserreserve für die Feuerwehr in Güttersbach“, sagt Timo Münch, der neben seiner Zuständigkeit im Freibad außerdem Gemeindebrandinspektor Mossautals ist. „Wenn ich jetzt Wasser spenden würde und in Güttersbach ein Brand wäre, könnte ich das nicht verantworten“, gibt Münch zu verstehen.