Erleuchtendes zum Glühwürmchen

Das Glühwürmchen leuchtet nur dem, der es beachtet und etwas für seine Lebensverhältnisse tut. Auf die aktuellen Probleme der Tierart weist der Naturschutzbund Odenwald hin.Archivfoto: Fotolia  Foto:

Auch wenn Glühwürmchen, wie es schon ihr Name nahelegt, zu den gut wahrnehmbaren Tieren gehören, muss neuerdings auf den Beginn ihres sommerlichen Vorkommens hingewiesen...

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ODENWALDKREIS/FRÄNKISCH-CRUMBACH. Auch wenn Glühwürmchen, wie es schon ihr Name nahelegt, zu den gut wahrnehmbaren Tieren gehören, muss neuerdings auf den Beginn ihres sommerlichen Vorkommens hingewiesen werden. Das jedenfalls findet die Vorsitzende des Kreisverbands im Naturschutzbund (Nabu), Martina Limprecht (Fränkisch-Crumbach) und schließt von zwei Phänomenen auf diesen Bedarf: Die Glühwürmchen-Population ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen – und das zunehmende Licht in der Umwelt nimmt ihnen Lebensraum und Sichtbarkeit.

„Ich konnte an diesem Wochenende sehr zu meiner Freude die ersten Glühwürmchen dieses Jahres sehen“, wandte sich Limprecht mit einer aktuellen Beobachtung und dem dahinter steckenden Naturschutz-Anliegen an diese Zeitung. Bemerkbar gemacht hätten sich die Leuchtkäfer nämlich da, wo es genau so aussehe, wie es diese Insekten mögen: in einem naturbelassenen Garten mit dunklen Bereichen unter Büschen und einer Vielzahl an Blütenpflanzen in Fränkisch-Crumbach. „Hier haben sich die ersten Männchen aufgemacht zu ihrem feenhaft anmutenden Hochzeitztanz“, beschreibt Limprecht ihre Begegnung.

Lichtverschmutzung spielt eine große Rolle

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Für die Umweltschützerin stehen Wohl und Wehe des Glühwürmchens beispielhaft für die Folgen zweier Zeitphänomene: die Lichtverschmutzung und Sterilisierung von Gärten und Fluren. „Nur in lichten Laubwäldern, aber auch in strukturreichen Gärten wird man die Glühwürmchen in warmen Nächten im Juni wieder beobachten können“, erklärt Limprecht. Hier nämlich fänden die Insekten ihren Lebensraum, wenn sie nach dreijähriger Entwicklungszeit zu Leuchtkäfern geworden seien und sich zur Fortpflanzung aufmachten. „Alle drei der bei uns vorkommenden Leuchtkäferarten strahlen ihre Signale nur bei Nacht aus, da die Signale nicht hell genug sind um am Tag gesehen zu werden. Dies lässt die Tiere aber auch sehr sensibel auf künstliche Lichtquellen reagieren“, erläutert die Kennerin von Fauna und Flora.

Werde irgendwo ein Garten mit Lichtern bestückt, zögen sich die Glühwürmchen von dort zurück. Solarleuchten, Lichterketten, Straßenbeleuchtung und angestrahlte Häuser machten es den Männchen und Weibchen der Leuchtkäfer schwer, sich noch zu finden. „So wird eine Tierart aus unserem Umfeld verdrängt, die gerade Gartenbesitzer lieben müssten, sind doch die Larven der Käfer ganz wild auf Schnecken“, erklärt Limprecht.

Aber nicht nur der Trend zu immer mehr Beleuchtung und der damit einhergehenden Verlust an Dunkelheit setzten den Käfern zu, auch die zunehmende Versiegelung von Gärten, durch Schotterhalden, der Einsatz von Gift und sogenannten Pflanzenschutzmitteln nehmen den Leuchtkäfern ihre Lebensgrundlage. So stünden die Gründe für den Rückzug der Glühwürmchen auch exemplarisch für den Rückgang der Population vieler Insekten, der seit Monaten Schlagzeilen mache.

„Machen wir uns diese Zusammenhänge bewusst und verzichten in den nächsten vier Wochen auf die Extrabeleuchtung im Garten und schauen einmal, ob sich in der einen oder anderen dunklen Ecke im Garten etwas tut. Lassen wir Vielfalt im Garten wieder zu, damit sich auch andere Insekten dort wieder wohlfühlen“, appelliert die Vorsitzende des Naturschutzbunds.