Die neu eingestellten Kollegen werden sich auch um die Probleme bei der Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte kümmern
ODENWALDKREIS. Die „Ökolandbau Modellregion Hessen“ hat nun auch ein Gesicht bekommen – oder besser gesagt, gleich drei. Denn die 1,5 bewilligten Personalstellen sind nun besetzt mit Alexandra Hilzinger, Cathrin Thielmann und Robert von Klitzing. Ein vierter Kollege wird noch mit einer weiteren halben Stelle hinzustoßen. Die Drei stellten sich im Ausschuss für Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz des Odenwaldkreises am Donnerstagnachmittag vor. Dort wurde auch bekannt gegeben, dass die Ökomodellregion weitgehend festgezurrt ist: „Die Kooperationsvereinbarung zwischen den beteiligten Landkreisen Odenwald, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und der Stadt Darmstadt ist unterschrieben“, berichtete der für den Ländlichen Raum zuständige Dezernent Andreas Funken (CDU) und empfahl jedem Interessierten den Besuch eines Plenums im März in Reichelsheim, wo ein Fachbeirat gewählt und Projektmöglichkeiten ausgelotet werden sollen. Dann geht es langsam an die Feinarbeit.
Den drei neuen Kollegen fühlte Arno Zips (CDU) gleich auf den Zahn mit der Frage: „Was werden Sie im Jahr 2021 mit der Ökomodellregion erreicht haben?“ Das zu beurteilen sei es noch zu früh, bat Robert von Klitzing um Verständnis; man sei ja erst seit Montag am Arbeitsplatz. In geschliffenem Amtsdeutsch fügte er noch hinzu: „Wir werden in Konzeption gehen und für unser Projektmanagement das Fundament bilden.“ Ausschussvorsitzende Eva Heldmann (SPD) sprang ihm bei und nannte eines der drängendsten Probleme in der regionalen Landwirtschaft, dem sich die Modellregion annehmen sollte: „Die Vermarktung der lokal erzeugten Produkte muss dringend verbessert werden. Aber ich bin mit Blick auf die Qualifikation des neuen Teams optimistisch, dass Gutes erreicht wird.“
Ihre Ausbildung attestiert den jungen Kollegen durchaus Fachwissen: Cathrin Thielmann ist studierte Ökotrophologin mit Schwerpunkt Nachhaltige Ernährung, zusätzlich hat sie sich zur Industriekauffrau ausbilden lassen und bereits sechs Jahre im Produktmanagement bei Alnatura gearbeitet. Robert von Klitzing war nach seinem Gartenbau-Studium in der Biodiversitätsberatung tätig, zu deren Zielen der Kampf gegen das Artensterben zählt. Bei „agrimed Hessen“, Erzeugerorganisation und Vertrieb von Medizinal- und Gewürzpflanzen in Groß-Gerau, sammelte er Erfahrungen in der Vermarktung. Die Dritte im Bunde, Alexandra Hilzinger, ist nicht vom Fach und sieht ihre Aufgabe darin, Verwaltungstätigkeiten zu übernehmen und den beiden anderen den Rücken freizuhalten.
Die drei Kollegen werden in Kranichstein sitzen, was die Odenwälder Landwirtschaft sieht: Die Bauern befürchten, abgehängt zu werden. Um dem zu begegnen, wurde die weitere halbe Stelle geschaffen, die in der Hauptabteilung für Ländlichen Raum, Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Odenwaldkreises in Reichelsheim angesiedelt wird.
Das Anwachsen der „Personalausstattung von ursprünglich einer halben Stelle auf jetzt 1,5 sowie die weitere Halbe in Reichelsheim motivierte Günter Bardohl (ÜWG) zu der Frage nach der Finanzierungssituation. Hier klärte der Leiter der Finanzabteilung im Landratsamt, Alexander Schäfer, auf: Bereits im Kreishaushalt 2018 waren 20 000 Euro dafür eingestellt gewesen, im Etat für 2019 sind es 51 949 Euro. Das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz fördert die Ökomodellregionen ebenfalls zwei Jahre lang mit der Übernahme eines Dreiviertelanteils der Kosten für diese Personalstellen, bei einem maximalen Zuschuss von 50 000 Euro pro Jahr.
Diesem Tagesordnungspunkt stimmten die Fraktionen von SPD und CDU zu, die im Parlament eine Große Koalition bilden; es enthielten sich die ÜWG; Grünen und AfD.
Von Sabine Richter