In der Güterhalle Höchst ist für Mai ein Verkaufsmarkt regionaler Produkte geplant. Archivfoto: Joaquim Ferreira
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HÖCHST - Im kleinen Kreis, aber hochmotiviert, so trafen sich zum dritten Mal Menschen, um das „Netzwerk Regionale Lebensmittel“ voran zu treiben. Ziel des Netzwerks ist es, Verbraucher wie Erzeuger regionaler Lebensmittel näher zusammen zu bringen, solidarische Landwirtschaft wie auch den Bedarf privater Varianten wie Gemeinschaftsgärten zu prüfen.
Entstanden ist die Initiative, geführt von Bina Roth, nach dem Höchster Kinoabend mit dem Dokumentarfilm „Tomorrow“. In dieser Dokumentation stellt der französische Umwelt-Aktivist Projekte rund um den Globus zur nachhaltigen wie ökologischen Lösungen der regionalen Versorgung vor.
Erste Ideen aus der Runde tragen bereits Früchte, wie die Gemeindevertreterin Maline Thierolf-Jöckel (Grüne) mitteilte. In der Güterhalle des Bahnhofs sollen nach deren Fertigstellung im Mai regionale Produkte angeboten werden. Ein erster kleiner Bauernmarkt soll am 23. September dieses Jahres ausgerichtet werden. Erstmals wird es zum Apfelblütenfest auch eine Pflanzentauschbörse geben. Peter Wenzel, wie er betonte, seit langem Selbstversorger und Nutznießer regionaler Produkte, unterstrich, dass es insgesamt für die Landwirtschaft von Nutzen sei, selbst zu vermarkten und Zwischenhändler auszuschalten.
KONTAKT
Interessierte am „Netzwerk Regionale Lebensmittel“ können sich bei Bina Roth, Telefon 06163-9 43 91 33, melden. (glb)
Unter den Teilnehmern befanden sich auch Manuela Weidmann und Liane Heist, Landwirtinnen aus Fränkisch-Crumbach. Beide sind im Verein Odenwälder Direktvermarkter organisiert, Liane Heist als Vorsitzende. Vorhandene Strukturen zur Vernetzung nutzen, so der Appell von Manuela Weidmann.
Zentraler Anlaufpunkt gehört auch dazu
Zum Netzwerk zähle auch die Einbindung in die Ökomodellregion, die der Odenwaldkreis gerade mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg anstrebe, erklärte Alfred Hawelky vom Kreisverband der Grünen. Wichtig seien auch zentrale Verkaufsstätten außerhalb der Höfe selbst, betonte er, das erleichtere dank kürzerer Wege und größerer Auswahl den Einkauf des Verbrauchers. Touristisch könnten diese Verkaufsstätten auch Anreize schaffen.
„Vielen Verbrauchern ist es aber wichtig, auch Einblicke in den Hof zu haben, von dem sie kaufen“, entgegnete Liane Heist. Zentrale Vermarktungsstätten werfen zudem die Personalfrage auf. Automaten könnten im Kleineren eine Lösung sein. Bedauert wurde von den beiden Landwirtinnen, dass Auflagen wie Kosten zur Teilnahme an größeren Märkten in den vergangenen Jahren derart angestiegen sind. Für viele Landwirte sei eine Teilnahme nicht mehr tragbar.
Wolfgang Stapp und Robert Raab verfolgten mehr die Idee von Non-Profit-Modellen. Raab berichtete von seinem sehr großen seit 40 Jahren ökologisch bewirtschafteten Garten. Oft habe man von einer Sache zu viel, andere hingegen gar nicht, eine Tauschbörse für Lebensmittel war seine Idee.
Wilfried Brunck, Betreiber der Mehrwert GmbH in Rimhorn, stellt seit Jahren schrittweise auf mehr Selbstversorgung um. Streuobstwiesen und einige Schafe zählen heute dazu. Solidarische Gemüsegärten würde auch er gerne unterstützen. Mit den Landwirtinnen und Stapp war er sich einig, Nahrungsherstellung wie Zubereitung müsse auch Bestandteil von Bildung in Schulen und Kitas werden.
Anregungen hierzu hat es seitens der Landwirtschaft schon oft an den Schulen gegeben, erläuterte Manuela Weidmann. Bauernhofbesuche von Schulklassen scheiterten oft am Transport der Kinder, aber auch an den hohen Auflagen, denen Landwirte in ihren Stallungen unterliegen. Schwierig sei es auch, die von allen Teilnehmern angeregte Schulversorgung auf regionale Produkte umzustellen. Die meisten Schulen im Kreis arbeiteten mit externen Catering-Betrieben zusammen, die aus wirtschaftlichen Gründen keine oder kaum regionale Produkte kauften.
Insgesamt war man sich einig, dass eine bessere Vernetzung von Anbietern und bestechenden Organisationen sehr dienlich ist. Angeregt wurde ferner, sich mit dem Thema solidarische Landwirtschaft künftig zu beschäftigen. Viele Landwirte, so Liane Heist, geben in den nächsten Jahren aus Altersgründen und mangels fachlichen Nachwuchses auf dem Hof ihre Betriebe auf. Höfe, die mit Sicherheit einem besserem Nutzen zugeführt werden könnten als sie brach liegen zu lassen.