HÖCHST - Lebensmittel aus aller Welt, häufig unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen und Pestizideinsatz angebaut und in Plastik verpackt in die heimischen Supermärkte verfrachtet – dagegen stellt sich eine Gruppe engagierter Odenwälder mit der Initiative „Netzwerk Regionale Lebensmittel“, die lokale Verbraucher und Erzeuger zusammen bringen soll.
Ziel des Zusammenschlusses ist vor allem eines: „Ein Netzwerk für Menschen zu schaffen, die Wert auf regionale, umweltfreundliche Lebensmittel legen“, sagt Bina Roth, eine der ersten Mitglieder des Netzwerks, im ECHO-Gespräch. Den Anstoß für die Errichtung einer solchen Initiative gab ein Kinoabend, zu dem die Grünen eingeladen hatten. Gezeigt wurde der Dokumentarfilm „Tomorrow“, in dem der französische Aktivist Cyril Dion Initiativen aus aller Welt porträtiert, die sich der Bekämpfung ökologischer Probleme verschrieben haben.
Das Vorhaben wird in die Tat umgesetzt
Als die im Film dargestellten Lösungsansätze anschließend diskutiert wurden, meldete sich ein Anwesender zu Wort, der einem Großteil des Publikums aus der Seele zu sprechen schien: „Wir müssen nicht nur reden, sondern auch machen“, warf er in die Runde. Spontan erstellten einige der ihm zustimmenden Anwesenden eine Kontaktliste – und lieferten damit die Grundlage für das „Netzwerk Regionale Lebensmittel“.
Ihr Vorhaben, aktiv zu werden und etwas gegen ökologisch unverantwortlich hergestellte Lebensmittel zu unternehmen, setzen die Mitglieder bei gemeinsamen Treffen in die Tat um. Bei diesen können Verbraucher, Selbstversorger und Erzeuger zusammen erörtern, wo im Odenwald es welche Lebensmittel zu erwerben gibt, mit wem man selbst hergestellte Produkte tauschen oder Verteilerketten bilden kann. Auch die Frage, wie das Konzept der solidarischen Landwirtschaft am besten umgesetzt werden kann, ist Thema. Dabei zahlen Verbraucher monatlich einen festen Betrag an den Erzeuger und bekommen dafür am Ende einen Teil der Ernte.
Zwei Treffen gab es bereits, und diese haben bewiesen, dass die Idee des Netzwerks durchaus Anklang findet: Während Roth in Erfahrung brachte, wo sie in ihrer Nähe frische Eier und Milch erwerben kann, verteilte ein anderer Teilnehmer beispielsweise selbst angebaute Zwiebeln.
Eins möchte Roth besonders deutlich machen: Dem „Netzwerk Regionale Lebensmittel“ geht es nicht um die Vermarktung von Bio-Produkten; Hauptanliegen ist die Vermeidung von langen Anfahrtswegen und den damit verbunden Kosten für Mensch und Umwelt. „Bio-Produkte sind schön und gut,“ so Roth, „aber wenn diese aus dem Ausland nach Deutschland importiert werden, leidet die Umwelt trotzdem darunter“. Und noch etwas ist ihr wichtig: „Wir wollen niemanden zu etwas verpflichten; alles läuft auf freiwilliger Basis.“ Abonnements, bei denen der Verbraucher jeden Monat Lebensmittel nach Hause geliefert bekommt, würden auf den Treffen nicht angeworben. Vielmehr soll den Odenwäldern eine Anlaufstelle geboten werden, die ihnen Alternativen zu den weit gereisten Lebensmitteln aus dem örtlichen Supermarkt bietet. Künftig wollen die Mitglieder der Gruppierung auch mit Messeständen auf ihre Initiative aufmerksam machen.
Das „Netzwerk Regionale Lebensmittel“ trifft sich das nächste Mal am Dienstag, 27. Februar um 18 Uhr im Hotel Lust, Bahnhofstraße 40 in Höchst. Weitere Informationen gibt es bei Bina Roth unter der Telefonnummer 06163-9 43 91 33.