Dienstag,
15.01.2019 - 18:45
3 min
Damit Fische in der Mümling besser vorankommen

Von Jörg Schwinn
Lokalredakteur Odenwälder Echo

Eine Aufstiegsanlage für Fische lässt der Reifenhersteller Pirelli zurzeit nahe des Sandbacher Werks errichten. Foto: Joaquim Ferreira
SANDBACH/DUSENBACH - Das viele Wasser von oben hat in den vergangenen Tagen die Arbeiten am üppig gefüllten Flusslauf nicht leichter gemacht, doch nach und nach geht es voran mit einem weiteren Projekt zur Verbesserung der Strukturen an und in der Mümling: An der Gemarkungsgrenze von Sandbach (Breuberg) und Dusenbach (Höchst), wo sich bei den Produktionsanlagen des Reifenherstellers Pirelli Gewässer und Bundesstraße 426 nahekommen, entsteht zurzeit eine sogenannte Fischaufstiegsanlage. Das Bauwerk ersetzt ein bisher an dieser Stelle vorhandenes Wehr und soll Wanderungen der Fische erleichtern. Eine wichtige Hilfe ist das vor allem für jene Arten, für die schon kleine Niveau-Unterschiede im Gewässer kaum passierbar sind, während die weitverbreitete Forelle auch größere Hindernis überwinden kann.
Durchgängigkeit bis
zum Main ist das Ziel
zum Main ist das Ziel
Bei dem Vorhaben handelt es sich um einen weiteren Schritt zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Diese fordert allgemein die Herstellung eines "guten ökologischen Zustands" der Fließgewässer. Im Falle der Mümling, so legt das Darmstädter Regierungspräsidium auf Nachfrage dar, ist das Ziel "die Durchgängigkeit von der Mündung in den Main bis hinauf bis zum Marbachstausee bzw. bis oberhalb der Ortslage Hetzbach".
Der Wasserverband Mümling hat in den vergangenen Jahren bereits einiges zu diesem Zweck unternommen, etwa Kiesbänke angelegt, Betonschwellen beseitigt oder Fischtreppen an Wehren errichtet. Der Eingriff nahe Sandbach ist also ganz im Sinne des Verbandes, der allerdings in diesem Fall nur am Rande beteiligt ist: Gearbeitet wird dort im Auftrag der Firma Pirelli, die damit als Eigentümer des Wehrs Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie umsetzt - und dies auch bezahlt: "Wir investieren dort eine mittlere sechsstellige Summe", berichten für das Unternehmen Werksleiter Roland Jung, Projektleiter Dieter Greim und der für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Sven Beck.
In dem Mümlingabschnitt entnimmt der Reifenhersteller seit vielen Jahren Wasser, das für die Produktion benötigt wird; die nun beseitigte Wehranlage wurde einst zu diesem Zweck gebaut. Die Entnahme wird und muss auch nach dem Umbau möglich sein, doch wolle Pirelli mit der Investition seiner Verantwortung für Natur und Umwelt rund um den Werksstandort gerecht werden, betonen die Firmenvertreter.
Die neu entstehende sogenannte Riegelrampe wird etwa 60 Meter lang und elf Meter breit sein, aus Basaltfelsen werden acht Querriegel gesetzt. Prinzip ist es, so erläutert Wasserverbands-Geschäftsführer Matthias Sottong, auf diese Weise mehrere kleine Becken zu schaffen, die durch versetzte Öffnungen miteinander verbunden sind. Damit wird zum einen die dort vorhandene Wasserspiegeldifferenz von bis zu 1,20 Meter überwunden, zum anderen die Strömungsgeschwindigkeit reduziert. Damit ist flussauf- und -abwärts die Durchgängigkeit des Gewässers gegeben. "Fische aus dem unterhalb gelegenen Gewässerabschnitt bis zur Wolfenmühle können dadurch die oberhalb gelegenen naturnäheren Strecken besser ausnutzen, die unter anderem Laichplätze aufweisen", ergänzt das RP.
Wenn das Bauwerk Ende Februar fertig sein dürfte, bedeutet das also in diesem Sinne eine weitere Verbesserung - getan ist die Arbeit entlang der Mümling aber damit noch lange nicht, erläutert Sottong. Im Unterlauf der Mümling befänden sich noch eine Handvoll weiterer Wehre, oberhalb von Bad König sehe es mit der Durchlässigkeit bereits besser aus. Auch dort ist aber schon ein weiteres Projekt ins Auge gefasst: Die Steilstufe zwischen Steinbach und Asselbrunn soll abgebaut werden; dies hat allerdings - wie berichtet - aus bau- und kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten nicht nur Befürworter. Aktuell sei die Planung zur Genehmigung eingereicht, berichtet der Geschäftsführer.