Kleine Fluchten im Odenwald: Ein Geopark-Pfad führt über Berg und Tal rund um Rothenberg und macht Stopps an verschiedenen Brunnen
ROTHENBERG. Zum Wasser hat das Höhendorf Rothenberg schon seit Jahrhunderten eine ganz besondere Beziehung: Es ist heiß begehrt, weil es zu wenig davon gibt. Deshalb wurde ihm durch den Bau von Brunnen schon im 19. Jahrhundert mit schweißtreibender Arbeit tatkräftig nachgestellt. Viele Stollen zeugen davon, wie schwierig es war, an das Lebenselixier heranzukommen. Auf knapp elf Kilometern lässt sich die Rothenberger Wasser-Geschichte auch auf einem Geopark-Pfad erwandern.
Wobei die Bezeichnung Pfad nicht ganz passt, handelt es sich doch meistens um gut ausgebaute Wege, teilweise auch mit Autoverkehr. Mehrere Rothenberger Brunnen liegen daran. Dazu gibt’s auf zehn Tafeln weitere Infos zum meist knappen kühlen Nass. Die stete Berg-und-Tal-Bahn mit über 800 Höhenmetern geht ganz schön in die Beine. Neben viel Wald locken auch ein paar herrliche Ausblicke ins Tal und der Weitblick am Flugplatz.
Start- und Zielpunkt ist der obere Hömerichsbrunnen an der alten Pumpe mit dem Schmid’schen Motor, von Kortelshütte kommend kurz vor Rothenberg an der Landesstraße 3410 gelegen. Eine Schutzhütte und verschiedene Sitzbänke säumen den Weg den sprudelnden Hügel hoch. Wasser kommt hier massig aus dem Berg. Dem gelben/weißen L im gelben/weißen Kreis folgend geht’s rund um den Ort.
Je nach Geschmack verläuft die Strecke erst einmal Berg hoch oder runter. Aber keine Sorge. In jeder Richtung warten etliche Höhenmeter. Die Variante Bergrunter gibt einen Einblick, was später an Bergrauf bewältigt werden muss. Drei Serpentinen und 140 Höhenmeter weiter unten plätschert es das erste Mal kräftig an der Schichtquelle oberhalb des Ober-Hainbrunner Himmelreichs.
Hier findet sich eine der Informationstafeln, die die Bedeutung von Wasser für das Leben der Menschen in Rothenberg sowie die Entwicklung der Wasserversorgung zeigen. Ein paar hundert Meter weiter auf ebener Strecke macht das Tal schlagartig auf und gibt einen herrlichen Blick frei. Auf den grünen Wiesen im Talgrund weidet gerade eine Schafherde. Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss – in diesem Fall der Finkenbach.
Asphalt und Schotter bestimmen etwa 80 Prozent der Strecke – der „Pfad“ macht sich rar. Kommt er mal, dann aber so richtig. Über Stock und Stein geht es vom Matzenbrunnen hinauf nach Rothenberg. Schon zuvor sorgt eine wahre Berg-und-Tal-Bahn für Freudensprünge der Beinmuskulatur. Krämers-, Eckbüschel- und Berndsbrunnen folgen auf unseren Anstieg.
Nach dem Ortszentrum, in dem zu besseren Zeiten gleich mehrere Gaststätten die Ausflügler verköstigten, kommt der sanftere und übersichtliche Teil. Hinter der Bebauungsgrenze vorbei am Wanderparkplatz geht’s an saftig-grünen Wiesen vorbei. Das Hochplateau weitet sich, links taucht das Segelfluggelände auf.
Der Blick schweift bis Katzenbuckel und Königstuhl. Die letzte Steigung ist passé. An der Schutzhütte am Naturpark bekommt man Infos über Rothenberg mittels QR-Code. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVR) hat einige prägnante Punkte im Ort damit ausgestattet und setzt damit aufs Hören statt aufs Lesen.
Erst langsam, dann immer steiler führt der rechts abzweigende Waldpfad (endlich!) abwärts nach Kortelshütte. Und durch den Ort hindurch. Rasend schnell geht’s talwärts. Zwischen den Häusern führt die Strecke Stufe um Stufe hinunter bis zum Café „Bergblick“. Diese 140 Höhenmeter in einem Rutsch hinauf gleich zu Beginn der Wanderung – das wäre eine Herausforderung gewesen.
So aber bleibt es bis zum Endpunkt Hömerichsbrunnen jetzt fast eben. Hinter dem „Bergblick“ (den es heutzutage wegen der Bäume nicht mehr gibt) zieht wieder ein schöner Waldpfad oberhalb der Straße bis zum Parkplatz. Die Sitzbänke dort haben schon bessere Zeiten gesehen. Aber wer sich setzen will, der kann das genauso gut zum Schluss der Tour machen.
Und vielleicht ist ja dann auch die Alte Pumpe offen, wo es allerlei Infos zur früheren Rothenberger Wasserversorgung gibt. Verdeutlicht wird dort, wie es die Bevölkerung Anfang des 20. Jahrhunderts schaffte, dass das Wasser den Berg hinauf lief. Denn oben war seiner nicht habhaft zu werden. Das gelang erst weiter unten im Gammelsbachtal.
Der Schmid’sche Motor machte es jedoch möglich, dass auch die Höhe in den Genuss von Wasser kam. Endlich. Denn lange Jahrhunderte vorher waren bei Dürre trockene Kehlen angesagt. Was teilweise zu großem Unmut in der Bevölkerung führte, der bis zu den Regierenden reichte – die irgendwann mal handelten.