Widerstand gegen Reihenhausriegel

Gegen eine Änderung des Bebauungsplans für ein großes Wohnprojekt in Fränkisch-Crumbach regt sich Widerstand der Bürger. Stefanie (von links) und Wolfgang Oeß sowie Architekt Volkhard Gütte haben die Einwände der Bürger zusammengefasst und mehr als 60 Unterschriften gegen den Änderungsantrag gesammelt. Fotos: Kirsten Sundermann
FRÄNKISCH-CRUMBACH - Rund 60 Bürger in Fränkisch-Crumbach haben Einspruch gegen eine Änderung des gültigen Bebauungsplans „Wingertsberg II“ angemeldet und ein entsprechendes Schreiben an die Gemeindevertretung unterzeichnet. Am Montag, 4. Februar, soll in einer Ausschuss- und am Freitag, 8. Februar, bei der Gemeindevertretersitzung über die beantragte Änderung diskutiert werden. Wegen des vermutlich großen, öffentlichen Interesses werden beide Sitzungen in der Aula der Rodensteinschule stattfinden. Beginn jeweils 20 Uhr.
Bei dem fraglichen Gebiet handelt es sich um ein rund 3200 Quadratmeter großes Grundstück am Ortsrand von Fränkisch-Crumbach in Richtung des Weilers Bierbach. Aufgrund seiner steilen Hanglage wurde es über Jahre hinweg als „nicht bebaubare Streuobstwiese“ betrachtet, im Flächennutzungsplan von 2008 jedoch bereits als „Mischgebiet“ ausgewiesen. Eine wohnbauliche Nutzung des Geländes wird jedoch dadurch erschwert, dass es rundum von Häusern umgeben ist, und nur über das Anwesen Schleiersbacher Straße Nummer 27 erreicht werden kann.
Als dessen Besitzer gestorben war, beschloss die Erbengemeinschaft, dieses Haus abzureißen und die darüber liegende Wiese als Bauland anzubieten. 2014 wurde hierfür der bislang gültige Bebauungsplan „Wingertsberg II“ erarbeitet, mit Behörden, Ämtern sowie den Grundstücksnachbarn abgestimmt und genehmigt. Er sieht vor, das Gelände in vier etwa gleich große Bauplätze aufzuteilen.

, der einem Bauprojekt in Fränkisch-Crumbach den Weg ebnen würde. Foto: Kirsten Sundermann
Von dieser Idee hat die Erbengemeinschaft mittlerweile Abstand genommen und die Firma Immobilienteam Odenwald mit der Vermarktung des Grundstücks unter geänderten Voraussetzungen beauftragt. Diese hat in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro für Städtebau aus Groß-Zimmern den nun zur Diskussion stehenden Plan „Wingertsberg III“ erstellt, der seit dem 28. Dezember 2018 öffentlich ausliegt.
Vorgesehen ist nun nicht mehr die Aufteilung in vier Bauplätze, sondern die Schaffung eines „überbaubaren Bereichs“ im oberen Teil des Areals. Dadurch wäre es möglich, dort zwei parallel, angeordnete, bis zu 45 Meter lange und etwa zehn Meter breite Reihenhaus-Riegel mit insgesamt bis zu 20 Wohneinheiten zu bauen. Da auch eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen ausgewiesen werden muss, könnten im unteren Teil des Hanggrundstücks insgesamt 36 Stellplätze geschaffen werden.
Gewaltige Zunahme des Verkehrs befürchtet
Gegen eine derart dichte Bebauung, wie sie in dem ländlich geprägten Crumbach sonst nirgendwo zu finden sei, haben die Anlieger massive Einwände.
Sie befürchten vor allem eine gewaltige Zunahme des Verkehrs samt erhöhter Lärm- und Feinstaub-Emissionen auf der Schleiersbacher Straße, wo es bereits jetzt eng zugeht und in der auch der Kindergarten sein Domizil hat.
Das Thema Abwasserbeseitigung würde im Bebauungsplan „Wingertsberg III“ ebenfalls nur sehr oberflächlich betrachtet, bemängeln die Antrags-Gegner, da man offensichtlich davon ausgehe, dass der Mischwasserkanal in der Schleiersbacher Straße ausreichend dimensioniert sei. Es sei jedoch bekannt, dass dieser Kanal doch bereits jetzt schon häufig an seine Grenzen stößt.
Die Anwohner sehen daher keine Veranlassung, einen gültigen Bebauungsplan zu kippen, nur um die „Vermarktungschancen“ eines Areals zu erhöhen, was der Investor als Begründung für die gewünschte Änderung angibt.
Sie bezweifeln, dass die Vermarktung der vier Grundstücke aktiv betrieben wurde, denn, so Anrainer und Architekt Volkhard Gütte, der zusammen mit Stefanie und Wolfgang Oeß die Einwände der Bürger zusammengefasst und Unterschriften gegen den Änderungsantrag gesammelt hat: „Das sind doch wahre Sahnestückchen in landschaftlich schöner und ruhigen Lage.“ Eigentlich müssten die einem Anbieter sofort aus der Hand gerissen werden.