Die Fachambulanz des Caritaszentrums in Erbach baut ihr Angebot für Betroffene weiter aus. Therapeut Jochen Bickel weiß: Früh Hilfe zu suchen, ist sinnvoll.
ERBACH. (red). Im Odenwaldkreis gibt es eine hohe Nachfrage nach ambulanten Therapieplätzen für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen – und auf diesen Bedarf hat der Caritasverband Darmstadt nun reagiert: Seit Oktober arbeitet Jochen Bickel in der Fachambulanz für Suchtkranke im Caritaszentrum Erbach. Dies gilt als Erweiterung des von der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung finanzierten ambulanten Behandlungsangebots für Menschen mit Suchtmittelmissbrauch und Abhängigkeit.
Wie das Odenwälder Caritaszentrum in einer Pressenotiz mitteilte, stuft Caritasdirektor Winfried Hoffmann es als Glücksfall ein, dass mit Jochen Bickel ein weiterer erfahrener Suchttherapeut für dieses seit den 1990er-Jahren bestehende Hilfsangebot zur Verfügung steht. Sieben Jahre habe Bickel die Klinik „Schloss Falkenhof“ in Bensheim, die Adaptionseinrichtung in Heppenheim sowie die Tages-Reha in Darmstadt geleitet. Diese drei Einrichtungen des Caritasverbandes Darmstadt bieten mehr als 100 Behandlungsplätze, rund 80 Mitarbeitende sind dort beschäftigt. All diese Erfahrungen in die neue Aufgabe einfließen zu lassen, darauf freut sich der gebürtige Odenwälder, der vor seiner Zeit als Klinikleiter zehn Jahre als Leiter der Fachambulanz für Suchtkranke in Heppenheim tätig war. Dem Diplom-Sozialarbeiter und Suchttherapeuten sei es schon immer wichtig, Menschen mit Suchtmittelproblemen so früh wie möglich mit passenden Hilfsangeboten zu erreichen.
„In Deutschland sterben jährlich über 60.000 Menschen an Alkoholfolgeerkrankungen“, sagt Bickel mit Verweis auf Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, wonach dies vier Prozent aller Todesfälle bei den Frauen und fast zehn Prozent aller Todesfälle bei den Männern ausmacht. Bei drei Millionen Menschen mit einer alkoholbezogenen Störung und 1,9 Millionen Medikamentenabhängigen müsse Ziel der Suchthilfe sein, möglichst vielen bereits vor dem Eintreten schwerer körperlicher, sozialer und familiärer Schäden ambulante Therapieangebote zugänglich zu machen.
Dass Hilfe oft erst sehr spät in Anspruch genommen wird, hat nach Einschätzung des Fachmannes mehrere Gründe: Zum einen sei die Entwicklung zur Abhängigkeit gerade beim Alkohol schleichend, zum anderen zögerten viele Menschen wegen von Schuld- und Schamgefühlen, frühzeitig Hilfe zu suchen.
Während es bei Medikamenten zu zwei Drittel Frauen sind, die sich an Beratungsstellen wenden, sind es bei Alkohol zu zwei Drittel Männer. Doch sei es ein Trend, so Bickel, dass Betroffene zunehmend mehrere Suchtmittel konsumieren. „Auch die Problemlagen werden komplexer. So gibt es neben der Sucht oftmals auch Schwierigkeiten in anderen Lebensbereichen.“ Da sei es gut, dass im Caritaszentrum Erbach viele Hilfsangebote unter einem Dach vereint sind – so etwa Unterstützung für Eltern mit Kleinkindern, die Schwangerschaftsberatung und die allgemeine Lebensberatung. Auch mit Hausärzten, Selbsthilfegruppen und Kliniken arbeiten die Caritas-Teams eng zusammen. „Die ambulante Rehabilitation kann für abhängigkeitserkrankte Menschen unter bestimmten Voraussetzungen eine gute Alternative zur klassischen Langzeittherapie in einer Fachklinik sein“, nennt Jochen Bickel ein Beispiel.
Kontakt: Fachambulanz für Suchtkranke im Caritaszentrum Erbach, Hauptstraße 42, Telefon: 06062-955330 und 06062-95533261.