Viel Organisatorisches muss gestemmt werden, bevor das neue Schuljahr beginnt. In Sandbach freut man sich, dass es dort endlich ein Angebot für kaum Deutsch sprechende Kinder gibt.
SANDBACH. „Ich hab tolles Personal, die machen alle einen guten Job“: Sandra Rudolph, Leiterin der Grundschule in Sandbach, blickt optimistisch aufs neue Schuljahr. Am Montag um 8.30 Uhr beziehungsweise am Dienstag um 9.45 Uhr – mit dem Gottesdienst für die neuen Erstklässler – geht’s los, und diesmal war zu Beginn der Sommerferien klar gewesen, dass die Bildungsstätte mit einem kompletten Personaltableau starten kann. „Es gab auch schon Jahre, in denen das zum ersten Schultag noch nicht feststand“, berichtet Rudolph, die 1999 als Referendarin in den Breuberger Stadtteil kam und seit 2015 dort als Schulleiterin wirkt.
„Diesmal aber hatten wir Glück, die Versorgung steht. Nun werden die Stundenpläne erstellt, die Unterrichtsstunden verteilt, Förderkurse eingeteilt und die ersten Konferenzen vorbereitet.“ Gemeinsam mit Konrektorin Katharina Vogelsang und Doris Funck, Schulsekretärin und Leiterin der Betreuung, hat die Chefin derzeit – wie alljährlich in der letzten Woche vor Schuljahresstart – vor allem Organisatorisches zu stemmen. „Das ist schon viel Verwaltungszeug“, verweist die 45-Jährige auf weitere Vorbereitungen wie die Aktualisierung der Schüler-Datenbank, der Handouts für die Lehrerinnen, des Elternratgebers. Auch die jährlich neu anstehenden Schülerabfragen machen Arbeit: Stimmt die Adresse des Kindes noch oder ist seine Familie umgezogen? Darf das Kind bei hitzefrei heimgehen? Solche Fragen sind regelmäßig abzuklären, wenn es wieder losgeht mit dem Unterricht.
Über eine Neuerung zum Schuljahr 2019/20 freuen sich Sandra Rudolph und ihr Team ganz besonders: „Nach langem Kämpfen dafür“, so die Chefin, wird an der Sandbacher Grundschule nun erstmals eine Intensivklasse eingerichtet. Dabei handelt es sich um ein verpflichtendes Angebot für Kinder mit Migrationshintergrund; in solchen Klassen sollen diese Jungen und Mädchen ihre bisher kaum vorhandenen Deutschkenntnisse soweit verbessern, dass sie am Regelunterricht teilnehmen können. Zehn Kinder sind für diese Klasse gemeldet, so Rudolph.
Das neue Angebot kommt nicht von ungefähr und wird dringend gebraucht: Die kleine Grundschule – insgesamt sind es nun etwa 110 Kinder – wird zu 65 Prozent von Sprösslingen aus Ausländerfamilien besucht. „Darunter gibt es viele sprachschwache Kinder, auch die Elternarbeit ist oft nicht einfach“, umreißt die Schulleiterin typische Probleme, die jedoch langfristig meist bewältigt werden können. „Und es gibt ja auch viele Kids und Eltern, die gut integriert sind.“ Anders schaut es aus, wenn die Kinder aus Familien kommen, in denen das Thema Schule fast nur auf Desinteresse stößt: „Da laufen dann hohe Fehlzeiten auf, sodass diese Schüler ihre Deutschkenntnisse kaum verbessern können.“ Mit der Intensivklasse soll es auch hier ein Stück vorangehen.
Dass Grundschularbeit heute ohnehin vielfach anders aufgestellt sein muss als noch vor rund zehn Jahren, das weiß man auch in Sandbach: „Wir arbeiten schon immer sehr individuell, stark am jeweiligen Kind und dessen Leistungsstand orientiert“, erklärt Sandra Rudolph. „Jetzt schlagen alle mal die Seite 20 im Mathe-Buch auf – so funktioniert es heute nicht mehr“, nennt sie ein Beispiel. Auch bei Alltagsdingen klemmt es oft, bei deutschen wie bei nichtdeutschen Kindern: „Manche können sich die Schuhe nicht selbst binden oder ihre Jacke nicht allein auf- oder zumachen.“ Überhaupt fehle es nicht wenigen Jungen und Mädchen heute an Selbstständigkeit und der Fähigkeit, in gewissem Maß eigenverantwortlich zu handeln. „Geduld haben, auch mal was aushalten“, auch dies falle Grundschülern offensichtlich zunehmend schwer, beobachten die Lehrerinnen.
Ihren Job macht Rudolph, selbst Mutter von zwei sieben und 13 Jahre jungen Kindern, dennoch und auch nach 20 Jahren noch gern: „Oft kriegt man ja auch was zurück. Mal früh, mal später – etwa dann, wenn man hört, dass die jungen Leute ihren Schulabschluss geschafft haben.“