Odenwaldkreis-Veto gegen Gleisabbau in Groß-Bieberau

Die Gleise der früheren Gersprenztalbahn (hier am Bahnhof Groß-Bieberau) sollen nicht verschwinden, fordern Brensbacher SPD und Junge Union Gersprenztal. Archivfoto: Guido Schiek

Die Interessen der Odenwaldkreis-Gemeinden im Gersprenztal müssen nach Überzeugung politischer Gliederungen beim Thema Gleisabbau berücksichtigt werden.

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BRENSBACH/GROß-BIEBERAU. In der Odenwaldkreisgemeinde Brensbach und in den angrenzenden Ortschaften bis Reichelsheim regt sich Widerstand gegen die Überlegungen im Nachbarort Groß-Bieberau, die Gleise der ehemaligen Gersprenztalbahn nach Reinheim zu entfernen. In der Stadt im Kreis Darmstadt-Dieburg wird dieser Schritt erwogen, um die Chancen für eine Realisierung der B-38-Ortsumgehung zu erhöhen, die durch ein Brückenbauwerk über die Schienen verteuert würde.

Dieses Konzept halten sowohl die Brensbacher Sozialdemokraten als auch die Junge Union Gersprenztal für nicht zukunftsweisend, wie sie in getrennten Mitteilungen darlegen. Die JU hat über Parlamentarier Eric Eiben einen Resolutionsantrag vorgelegt, mit dem sich die Gemeindevertretung am Donnerstag, 24. Januar, befassen soll. Protest gegen die Pläne hatte jüngst auch Pro Bahn öffentlich gemacht, auf den Erhalt der Trasse zielt zudem ein Regionales Schienenbündnis Darmstadt-Dieburg.

Für die Brensbacher SPD betont Ortsvereinsvorsitzender Christian Senker, dass sich eine Groß-Bieberauer Umgehung zwar auch „für das Gersprenztal und Brensbach positiv auswirken würde“ und daher von der Partei unterstützt wird. Deswegen die Bahntrasse endgültig zu entwidmen und die Gleise abzubauen, hält er aber für zu kurz gedacht – zumal es keine Garantie dafür gebe, dass dies den Bau der Straße befördert.

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Grundsätzlich sei ein Umdenken in der Verkehrspolitik und eine Zusammenarbeit von Kommunen, Kreisen und Landesregierung notwendig. Die Bahnstrecke zwischen Reinheim und Groß-Bieberau sollte aus Sicht der Sozialdemokraten daher in die Liste potenziell reaktivierbarer Linien aufgenommen werden. Der Erfolg der Odenwaldbahn zeige das Potenzial, sofern ein attraktives Angebot bestehe. Vorschnelles Handeln sei unangebracht „und könnte die Chance des ländlichen Raums auf Anbindung an die Zentren im Rhein-Main-Gebiet zunichtemachen“, heißt es.

Zudem sollten Überlegungen, eine Bahnlinie ins Gersprenztal – auch über Groß-Bieberau hinaus – zu schaffen, nicht abgetan, sondern als innovative Visionen betrachtet werden.

Für den Erhalt der „Option auf einen schienengebunden ÖPNV im Gersprenztal“ spricht sich auch die Junge Union um ihren Vorsitzenden Daniel Rietenbach (Brensbach) aus. Sie fordert von der Stadt Groß-Bieberau, auf alle Bestrebungen zu Abriss und Entwidmung der Bahnlinie zu verzichten. Rietenbach zeigt sich verärgert über das Vorgehen des Nachbarn: „Warum versucht man in Groß-Bieberau, ohne Not Fakten zu schaffen, und warum bezieht man Brensbach, Fränkisch-Crumbach und Reichelsheim nicht ein?“, wird er in der JU-Mitteilung zitiert. Obwohl die drei Odenwaldkreis-Orte die eigentlich betroffenen Kommunen seien, könnten sie weder mitbestimmen noch würden sie nach ihrer Meinung gefragt. Dabei enthielten die Planungen für die Ortsumgehung noch nicht einmal einen Termin. „Die Auswirkungen der in Groß-Bieberau anstehenden Beschlüsse machen definitiv nicht an der Stadt – beziehungsweise der Kreisgrenze halt“, so Rietenbach. Zudem seien die Dieselfahrverbote in Darmstadt zu bedenken, die ebenfalls viele Pendler aus dem Gersprenztal beträfen.

Es gehe auch um „Generationengerechtigkeit“, so Eric Eiben, denn die Schienenoption könnte vor allem auf lange Sicht wichtig werden. Um den Wert des ländlichen Raumes zu sichern, werde jetzt und in der Zukunft eine gute Infrastruktur benötigt: „Ein Mobilitätsmix hat hier eine fundamentale Bedeutung“, ergänzt JU-Mitglied Patrick Schröbel (Groß-Bieberau).