Bad Königs Parlament heißt bei der Erneuerung der Strecke Mehrkosten von 107 000 Euro gut, die auf unerwartet gefundenes Gestein zurückgehen.
Von Jörg Schwinn
Lokalredakteur Odenwälder Echo
Bald wird wieder gearbeitet an der Straße hinauf in den Bad Königer Stadtteil Momart. Das Parlament hat die Mehrkosten akzeptiert, die aufgrund der Bodenbeschaffenheit entstanden.
(Foto: Joaquim Ferreira)
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BAD KÖNIG - Die Sanierung der Straße zwischen Bad König und seinem Stadtteil Momart kann fortgesetzt werden: Den Weg dazu hat die Stadtverordnetenversammlung nun in einer Sondersitzung mehrheitlich freigemacht und dabei einem Nachtragsangebot der beauftragten Baufirma zugestimmt. Nach Einschätzung von Bürgermeister Axel Muhn geht es spätestens nächste Woche weiter mit der grundhaften Erneuerung, die in den vergangenen drei Wochen ruhte.
Grund für die Zwangspause: Nach dem Entfernen des Asphalts auf der 1,1 Kilometer langen Strecke war das Bauunternehmen anstelle des erwarteten Schotters unvermutet auf eine sogenannte Sandstein-Packlage gestoßen, deren Ausbau und Entsorgung zusätzliche Kosten verursacht. Zudem wurde bei Teilen des Bodenaushubs eine erhöhte Salzkonzentration festgestellt, was ebenfalls steigende Ausgaben mit sich bringt. Insgesamt belaufen sich die Mehrkosten auf 107 000 Euro, die Bausumme beträgt damit alles in allem 655 000 Euro. Nicht enthalten sind darin das Ingenieurhonorar und weitere Nebenkosten.
Auf der anderen Seite hat sich, so konnte Bürgermeister Muhn am Tag nach der Sitzung berichten, die Hoffnung erfüllt, dass der Sandstein-Bruch nicht entsorgt werden muss, sondern wiederverwertet werden kann. Dadurch entfallen Deponiekosten von 30 000 Euro, habe die Baufirma signalisiert; die Gesamtausgaben reduzieren sich entsprechend. Der in der Versammlung von Andrea de la Haye (Zukunft Bad König) ins Gespräch gebrachte Wiedereinbau des geschredderten Sandsteins an Ort und Stelle in den Straßenuntergrund sei dagegen nach Aussagen von Fachleuten technisch nicht machbar, betonte Muhn. Überdies wird die Stadt wohl Regressforderungen gegen den Bodengutachter erheben, der im Vorfeld den Untergrund untersucht, dabei aber die Sandstein-Packlage nicht erkannt hatte. Grund dafür war, so legte Roger Nisch (SPD) dar, dass die 14 vorgenommenen Bohrungen alle in einem Bereich von 30 bis 40 Zentimeter vom Rand der Straße und nicht in deren Mitte erfolgten, weil die Strecke nicht gesperrt werden sollte.
STOLPERSTEINE
Am Freitag, 3. Mai, werden in Bad König drei noch ausstehende Stolpersteine verlegt. Die Metalltafeln im Boden sollen an das Schicksal von – zumeist jüdischen – NS-Opfern erinnern, die vertrieben, deportiert und in vielen Fällen ermordet wurden. Treffpunkt zur Zeremonie, die von Jugendlichen der Carl-Weyprecht-Schule begleitet wird, ist um 10 Uhr auf dem Schlossplatz. (jös)
Die Sondersitzung des Parlaments brachte nun 15 Ja-Stimmen für die Auftragserweiterung, dagegen votierten fünf Parlamentarier der ZBK, aus deren Reihen zudem vier Enthaltungen kamen. Aus Sicht der Mehrheit ist den Bürgern des zurzeit nur über Zell erreichbaren Stadtteils Momart alles andere als eine unverzügliche Fortsetzung der Arbeiten nicht zuzumuten. Außerdem, so hob Bernd Gottschalk (SPD) hervor, flössen in das Vorhaben 252 000 Euro aus dem Kommunalen Investitionsprogramm, und es gehe bei der gewählten grundhaften Erneuerung auch um das Thema Frostsicherheit.
Viele Wortmeldungen spiegelten jedoch gleichzeitig eine Unzufriedenheit mit der Situation wider. „Da ist vieles falsch gelaufen“, sagte etwa Hedwig Seiler (Grüne), und Bernhard Geist (CDU) sprach von seinem „Gefühl, dass hier einiges nicht in Ordnung ist“.
Die ZBK, an deren Veto bereits in der Sitzung am 11. April die kurzfristige Aufnahme des Themas auf die Parlamentstagesordnung gescheitert war, sah genau diesen Aspekt als entscheidend an. Fraktionsvorsitzender Martin Schlingmann verwies wie schon in seiner Haushaltsrede darauf, dass die Stadtverordneten bei ihrer Entscheidung für diese Ausbauvariante den Rat des Momarter Ortsbeirats in den Wind geschlagen hätten. Das lokale Gremium hatte bei der Verbindungsstraße eine deutlich günstigere „Oberflächensanierung einschließlich einer Bankettstabilisierung“ für ausreichend gehalten, wie im Protokoll einer OB-Sitzung aus dem Jahr 2017 nachzulesen ist.
Schlingmanns Kritik: „Zur Abstimmung steht heute die teuerste Lösung, die möglicherweise noch teurer wird.“ Die Parlamentarier stünden damit vor einer „komplexen“ Verantwortung zwischen dem Bedarf nach Fertigstellung der Straße und unklaren Kosten, zumal es keine Einsicht in die Verträge zwischen Stadt und Baufirma sowie beratendem Ingenieurbüro gebe. Auf Basis dieser „dünnen Grundlage“ sei eine Zustimmung nicht möglich.