Bad König vollzieht Wachwechsel an Verwaltungsspitze
In der Kurstadt wird der neue Bürgermeister Axel Muhn ins Amt eingeführt. Vorgänger Uwe Veith geht nach zwölf Jahren in den Ruhestand.
Von Jörg Schwinn
Lokalredakteur Odenwälder Echo
Handschlag zwischen Bad Königs neuem Bürgermeister Axel Muhn (links) und seinem Vorgänger Uwe Veith. Die Parlamentssitzung mit Amtseinführung und Verabschiedung erlebten in der Wandelhalle mehr als 200 Besucher.
(Foto: Joaquim Ferreira)
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BAD KÖNIG - Wenn die Bad Königer Stadtverordnetenversammlung fast drei Stunden lang tagt, dann geht es üblicherweise ordentlich zur Sache. Am Donnerstagabend dagegen wurde in der mit mehr als 200 Besuchern voll besetzten Wandelhalle viel gelacht und noch mehr geklatscht – deutliches Zeichen dafür, dass es den Beteiligten gelungen ist, den Übergang an der Verwaltungsspitze angemessen zu gestalten. Ins Amt eingeführt wurde als neuer Bürgermeister Axel Muhn (55), der sich bei der Direktwahl Ende Oktober mit 60,1 Prozent gegen Stelleninhaber Uwe Veith (58) durchgesetzt hatte. Der wiederum geht nach zwölf Jahren als Chef im Rathaus und insgesamt 43 Jahren in der Bad Königer Verwaltung zum Jahresende in den Ruhestand.
Nachdem das Parlament die Gültigkeit der Wahl bestätigt hatte, blieb die konkrete Kommunalpolitik zugunsten feierlicher Reden mit Glückwünschen für Muhn und Dank für Veith weitgehend außen vor. Den Reigen der Ansprachen eröffnete Stadtverordnetenvorsteher Thomas Seifert: „Demokratie ist mitunter eine ernüchternde Angelegenheit“, sagte er angesichts der Konstellation, die er direkt vor sich sah: Wo es einen strahlenden Wahlsieger gibt, ist der enttäuschte Verlierer nicht weit.
Er erörterte zudem die Schwierigkeit, dem eher vagen Begriff des Gemeinwohls, dem ein Bürgermeister ja verpflichtet ist, gerecht zu werden: Ob neues Bad Königer Gewerbegebiet an der B 45, von einigen Anwohnern gewünschtes Tempolimit auf einer innerörtlichen Straße oder die Windkraftdiskussion – im Kampf widerstreitender Interessen „kann man es nicht jedem recht machen“, gab der Parlamentsvorsteher dem neuen Bürgermeister mit auf den Weg, um ihm gleichzeitig den „Mut zum Kompromiss“ zu wünschen.
WEITERE AKTEURE
Grußworte sprachen in der Bad Königer Wandelhalle auch Bundestagsabgeordneter Jens Zimmermann, Lützelbachs Bürgermeister Uwe Olt (beide SPD) für die Verwaltungschefs im Odenwaldkreis, der evangelische Pfarrer Martin Hecker, der Muhn viele Jahre aus dem Kirchenvorstand kennt, Mathias Hofmann für die Vereine, Präses Egon Scheuermann für das evangelische Dekanat, Kevin Schmauß für die Kreis-CDU und Gerrit Jöckel für den Personalrat der Stadtverwaltung. Für die Musik sorgten der evangelische Posaunenchor unter Leitung von Kerstin Bär sowie zum Abschluss Kantorin Beate Ihrig und Sängerin Beate Dörsam. (jös)
Muhn selbst, bei seiner Wahl von CDU und SPD unterstützt und von der ZBK mindestens wohlwollend beobachtet, versicherte seine Bereitschaft, mit allen politischen Kräften konstruktiv zusammenzuarbeiten und „ehrlicher Mittler widerstreitender Interessen“ zu sein. Muhn schwebt die Fortentwicklung Bad Königs zu einer „Gesundheits- und Wellness-Oase“ in der Metropolregion Rhein-Main vor. Gleichwohl benötige die Stadt weitere Einnahmequellen und sei deshalb auf das Gewerbegebiet an der B 45 angewiesen. Zudem hält er weitere derartige Flächen und zusätzliche Baugebiete für erforderlich, sagte er. Augenzwinkernd versprach er, als „Lateiner“ ein wenig an seinem Französisch zu feilen, um auch den Freunden in der Partnerstadt Argentat gerecht zu werden: Hatte doch eigens für diesen Abend eine Delegation um Bürgermeister Jean Claude Leygnac die 982 Kilometer lange Reise auf sich genommen.
Uwe Veith, der vom Ersten Stadtrat Oliver Vogt verabschiedet wurde, räumte ein, den anstehenden „Ruhestand“ noch nicht angestrebt zu haben. Er werde ihn aber zu genießen wissen: Ob beim Schlendern durch Bad König („Dann bin ich nicht mehr für jeden klappernden Kanaldeckel zuständig“) oder auf Reisen. Mit Blick auf die Endphase des Wahlkampfs kritisierte er allerdings „anonymisierte Hetze“ im Internet und den Werteverfall, der eine Gefahr für die Gesellschaft und deren demokratisches Funktionieren darstelle.
Christian Schelzke, Geschäftsführender Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, sieht das ähnlich und benannte in seinem Grußwort als Gegenmittel „Kommunikation und Wertschätzung“ gegenüber den Bürgern. Dabei komme der Kommunalpolitik besondere Bedeutung zu, weil die Menschen sie unmittelbar erlebten.
Landrat Frank Matiaske hob die Chancen hervor, die der Odenwald in der Nachbarschaft der boomenden Rhein-Main-Region besitze. Insbesondere auch für Bad König sieht er ein „großes Potenzial und eine gute Basis“, gab er dem neuen Bürgermeister mit auf den Weg, der durchaus auch manchen Hinweis auf die Schwere seiner neuen Aufgabe zu hören bekam. Und der eine oder andere wird Muhn vielleicht noch etwas ganz Konkretes nahegebracht haben: Die Wandelhalle, so bewies der Abend, könnte eine Klimaanlage gut gebrauchen.