Dem Hessen ins amerikanische Herz geblickt

Dem Hessen gnadenlos amüsant ins Herz geblickt hat Jürgen Leber am vergangenen Freitag in der voll besetzten Wandelhalle. Der grandiose wie rasante Schlagabtausch der Pointen...

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BAD KÖNIG. Dem Hessen gnadenlos amüsant ins Herz geblickt hat Jürgen Leber am vergangenen Freitag in der voll besetzten Wandelhalle. Der grandiose wie rasante Schlagabtausch der Pointen hielt sein Publikum satte zwei Stunden in Atem.

Eingeladen von der Kurgesellschaft hat die Künstleragentur „echt hartmann“ den Kabarettisten in die Kurstadt gebracht. Ein vielversprechender Auftakt für kommende Veranstaltungen und ein Ausdruck der Zusammenarbeit von Veranstalter und Agentur.

Arthur Schopenhauer und der Schoppen

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Nirgends in Deutschland erfahre der „Zisch-Laut“ so viel Häufigkeit wie eigene Erotik wie in Hessen, so der der Mundart zugewandte Kabarettist. Suche ein sensibler Hesse eine Arbeit, „die irgendwas mit Tieren zu tun hat“ , ist Metzger seine erste Idee.

Philosophie kombiniere sich bei den Hessen insbesondere mit einem Schoppen Apfelwein gut, nicht umsonst hieße der berühmte hessische Philosoph Arthur Schopenhauer. Dem geistigen Niveau einer „abgesenkten Bordsteinkante“, das den Hessen allgemein nachgesagt werde, habe man auch Fortschrittliches zu verdanken: Schuhe mit Klettverschluss für Erwachsene. Da spiele es auch keine Rolle, wenn man dem Hessen beim Wissensquiz erklären müsse, dass die „Zauberflöte“ eben doch nicht von Beate Uhse sei.

„Ob du schlau bist oder dumm, am Ende lockt das Krematorium“: schwarzer Humor, den Leber genüsslich zelebrierte. Die Werbestrategien als Bestatter seien begrenzt, mit Treuepunkten ließe sich hier nicht locken.

Emotional eher arm eingestuft zeige doch auch der hessische Mann Gefühle. Beispielsweise Hunger. „Junge, komm enttäusche uns nicht, komm durch’s Ziel bei Tageslicht“. Sport werde in Hessen eben großgeschrieben. Vor allem im Sportstudio. Jenem Ort, wo die Männer je älter sie seien, immer mehr Hüllen fallen ließen.

Klappe es mit dem Sport nicht, bliebe ja immer noch die Politik: Dort entdecke man in Spitzenpositionen jene, die man als Kind bei Ikea vergessen habe. „Der Grappa wird auf lange Zeit das letzte Hochprozentige bleiben“. Ordentlich Fett wegbekam, natürlich die SPD. Ihr sei es gelungen, bis heute Spuren des Klassenkampfes zu hinterlassen. Ihr habe es der „kleine Mann“ zu verdanken, bis heute unvergessen zu bleiben und trotz Vollzeitjob seine Miete nicht bezahlen zu können. 1,3 Millionen Aufstocker, eine Arbeiterklasse, die mit 70 Flaschen sammelt, als „Strippenzieher der Armut“ sei es der SPD gelungen, den Klassenkampf unvergesslich zu machen.

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Ob Trump oder Goethe, immer wieder schlüpfte Jürgen Leber zwischendurch in neue Rollen und sorgte für Kurzweil. Sein Fazit: „Das Denken ist allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“

Wie er selbst betonte, feierte er mit diesem Programm in der Wandelhalle Premiere. Äußerst gelungen, das Publikum dankte es mit tosendem Applaus.