Die Stadt und der Bürgerverein Pro Bad König haben für 30 000 Euro im Kurpark einen Balancierpark geschaffen.
BAD KÖNIG. Zwei Seen, ein paar Büsche, Rasenflächen und eine Promenade – den Kurpark von Bad König kennzeichnete über Jahrzehnte hinweg vor allem seine Behäbigkeit. Kurgästen und Senioren mochte das entgegenkommen, die junge Generation hat es von der grünen Oase zwischen Innenstadt und B 45 entfremdet. Dem wirken Stadt und engagierte Bürger inzwischen entgegen – und haben als neuen Meilenstein nun einen Balancierparcours gesetzt. Zusammen mit bereits geschaffenen Attraktionen sollen die im Jahresverlauf sukzessive installierten Stationen ein Netzwerk bilden, das alle Generationen für den Kurpark gewinnt – und so eine wohltuende Wirkung auf die Kurstadt, ihre Bürger und Gäste entfaltet.
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Vom Nebeneinander zum Miteinander
„Ein ganz auf Ruhebedarf ausgelegter Kurpark macht heute keinen Sinn mehr“, kommentiert Gernot Hofmann vom Verein Pro Bad König dessen Engagement für den Wandel. „Wir müssen uns doch der Tatsache stellen, dass es den klassischen Kurgast gar nicht mehr gibt, für den das Gelände in den Sechzigerjahren geschaffen wurde.“ Damit aber verliere die Einrichtung nicht zwangsläufig an Wert. „Wir haben hier einen tollen Ansatz, den wir nur einfach zeitgemäß nutzen müssen“, fasst Hofmann zusammen und weiß sich darin mit Bürgermeister Uwe Veith einig. Beide propagieren die Entwicklung des Kurparks zum Bürgergarten, in dem sich vor allem auch Familien mit Kindern heimisch fühlen.
„Natürlich gibt es auch Kritiker an dieser Zielrichtung, die darauf bestehen, im Kurpark einfach ihre Ruhe zu haben“, räumt der Bürgermeister ein. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass ihm diese Sichtweise ebenso egoistisch wie kurz gedacht erscheint. „Auf einer so weitläufigen Fläche findet doch jeder seinen Platz und sein Angebot“, kommentiert Veith, „und am allerbesten wäre es, wenn sich das Nebeneinander in ein Miteinander verwandelt.“
Die Begegnung gehört auch für Gernot Hofmann zu den Zielen der Neuausstattung des Kurparks. Noch wichtiger erscheint ihm aber das Potenzial, Kinder und Jugendliche zurück zur Natur und zum Einsatz des eigenen Körpers zu führen. „Der Einfluss der virtuellen Welt zieht inzwischen Generationen von Kindern heran, die weder motorischen Fähigkeiten noch Bezug zur tatsächlichen Umwelt richtig entwickeln“, erklärt Hofmann. Es sei deshalb unerlässlich, Attraktionen zu schaffen, die Familien zu gemeinsamen Ausflügen ins Grüne und zur Bewegung animierten.
Genau darauf haben Stadt und Pro Bad König den Balancierparcours abgestellt, der nach einer Idee der stellvertretenden Bauamtsleiterin Melanie Weidmann entstanden ist. „Mit dem Bewegungsgarten, dem Wasserspielplatz und dem Klangwald haben wir ja bereits in den vergangenen Jahren Akzente in Richtung Belebung des Kurparks gesetzt“, ruft Weidmann in Erinnerung. „All das ist offenbar so gut angekommen, dass sich für die Idee einer Erweiterung schnell engagierte Unterstützer fanden“, sagt Weidmann mit Blick auf das Mitwirken von Pro Bad König und privater Sponsoren.
„Weil wir so einen fünfstelligen Euro-Betrag einsammeln und zugleich 19 000 Euro aus Regionalfördermitteln der Europäischen Union generieren konnten, kamen wir schneller zum Erfolg als erwartet“, sagt Weidmann mit Blick auf die in diesen Tagen erfolgte Fertigstellung und Freigabe der zehn Stationen, die Menschen aller Altersgruppen zum Balancieren, Laufen, Hüpfen, Springen und Greifen animieren. „Dem natürlichen Umfeld zuliebe haben wir uns bei den Installationen bewusst für den Werkstoff Holz entschieden“, fügt Weidmann hinzu, die einen Imagegewinn der Kurparks beobachtet. „Es kommt wieder mehr Leben an die Seen“, fasst sie zusammen und setzt auf zusätzliche Synergieeffekte.
Hier hat sie vor allem den Minigolfplatz mit seinem Café im Auge, dessen Inhaber jahrelang praktisch im Alleingang die Lebendigkeit des Kurparks aufrecht erhält. „Das engagierte Wirken dort hat es verdient, dass unsere Bemühungen zusätzliche Gäste an die Seen bringen, die dann auch ein Stück weit das Geschäft beleben“, findet Weidmann, die ebenso wie Hofmann und Veith darauf setzt, dass sich ein verstärktes Augenmerk für den Kurpark auf lange Sicht auch zugunsten der Stadt und der Odenwaldtherme bemerkbar macht.