Am Main erkrankte Schwäne leben im Kurpark von Bad König auf

Zum Schwanensee machen vier Edelvögel ab sofort wieder jeden der Teiche im Bad Königer Kurpark. Foto: Dirk Zengel

Die Wildtier-Auffangstation Darmstadt hat dem Bad Königer Kurpark mit seinen Seen zur Wiederkehr seiner Schwanen-Population verholfen.

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BAD KÖNIG. Bad KönigGleichsam zugeflogen ist dem Bad Königer Kurpark eine neue Attraktion - und zwar in Person von Frieda, Tobias, Tiberius und Snow White. So nämlich taufte Lisa Stallzus von der Wildtier-Auffangstation "Die Feder" Darmstadt jene vier Vögel, als deren Lebensraum sie die Seen in der Bad Königer Erholungslandschaft auserkoren hat. Die zwei bis fünf Jahre alten Tiere lassen seit Samstag jene Schwanen-Population wieder aufleben, die über Jahrzehnte hinweg zum Tierbestand der Kurstadt gehörte, sich nach mehreren Rückschlägen aber auf ein einzelnes Tier reduzierte und schließlich mit dessen Tod vor einigen Jahren verschwand.

Mit vielen weiteren der Hunderte von regelmäßigen Besuchern des Kurparks bedauerten dies auch die Bad Königer Tierärzte Katja Leip und Christian Zentgraf, die deshalb entschieden zuschnappten, als sie berufsbedingt die Chance auf eine Wiederbesiedlung der Seen mit den Edelvögeln erkannten. Die ergab sich daraus, dass beide als Mitarbeiter des Tierheims Darmstadt auch mit der angegliederten Wildtier-Auffangstation in Kontakt stehen, auf deren Hilfe wiederum aktuell eine Reihe von Schwänen angewiesen war. "Leiterin Lisa Stallzus hat für die Zeit nach der Genesung geeignete Biotope für die Vögel gesucht, und wir wussten um die Sehnsucht der Bad Königer und ihrer Gäste um eine Artenbereicherung der Seen", erläutert Katja Leip.

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"Allerdings mussten die Schwäne erst einmal so gesunden, dass sich die Auswilderung riskieren ließ", fügt Leip hinzu. Unter den Fittichen der Wildtier-Auffangstation nämlich befanden sich die Tiere wegen einer ausgeprägten Schwäche, mit der sie im vorigen Jahr an ihrem seitherigen Stammplatz am und im Main bei Offenbach aufgefallen waren. "Als Ursache stellte sich eine Bleivergiftung heraus", lässt Christian Zentgraf wissen und bringt diese mit dem gesunkenen Wasserspiegel im Trockensommer 2018 in Zusammenhang: "Je weniger Wasser Flüsse und Seen führen, desto stärker wird deren Belastung mit Fremdstoffen, die im konkreten Fall wohl durch die Tauchgewichte von Anglern eingetragen worden sind."

"Als Schwellenwert für ein gesundes Tier gelten fünf Milligramm Blei pro Liter Blut", klärt der Tierarzt. "Kein Wunder, dass sich unsere Vögel mit sage und schreibe bis zu 298 Milligramm kaum noch bewegen konnten." Noch einigermaßen rechtzeitig erkannt, lässt sich eine solche Erkrankung zum Glück mit langfristiger Medikantengabe und Kontrolle bekämpfen - im Fall der vier Tiere vom Main mit Erfolg. "Frieda, Tobias, Tiberius und Snow White sind nun kerngesund und bringen so beste Voraussetzungen mit, den Bad Königer Kurpark dauerhaft zu beleben", sagt Katja Leip und verweist schmunzelnd auf einen weiteren Grund für günstige Zukunftsaussichten: "Es sind zwei Männchen und zwei Weibchen".

Damit die freilich nicht wieder zu müde für alle erdenklichen natürlichen Prozesse werden, müssen sich die Bad Königer Seen als einigermaßen resistent für Schadstoffbelastungen erweisen. Denn geangelt wird auch dort - und zwar mit solcher Begeisterung, dass zu den tragenden Organisationen des Geländes der lokale Fischerverein gehört. "Ich gehe aber mal davon aus, dass unsere Angler ökologisch unterwegs sind", gibt sich Katja Leip optimistisch. Gefährlich werden kann den Schwänen neben Blei im Gewässer im Übrigen auch Brot, das im feuchten Milieu zur Pilzbildung neigt. Zur Vorbeugung dagegen hat sich der Inhaber des Kurpark-Cafés, Laszlo Lovas, bereit erklärt, seine für leckere Kuchen und Brotzeiten bekannte Speisenkarte zu erweitern und künftig auch spezielles Schwanenfutter bereitzuhalten und Tierfreunden so eine artgerechte Fütterung der Vögel zu ermöglichen. Grundsätzlich um deren Wohlergehen kümmern sich neben Mitarbeitern der Stadt Freiwillige des Kur- und Tourismusvereins.

Wie wichtig das gefiederte Quartett seiner neuen Heimat ist, zeigte sich in der unmittelbaren Beteiligung von Bürgermeister Axel Muhn an der Transaktion: Von Katja Leips Ehemann, dem engagierten Bürger und früheren Stadtverordneten Thomas Riedl, auf die Möglichkeit des Schwanen-Umzugs nach Bad König hingewiesen, hatte das Stadtoberhaupt vonseiten der Kommune alle Voraussetzungen geschaffen - um die Schwäne an diesem Wochenende dann auch persönlich zu begrüßen.

Von Dirk Zengelund Gerhard Grünewald