Polizeipräsidium Mannheim stellt Kriminalstatistik vor: Gewalttaten auf Zehn-Jahres-Hoch
Von Gerhard Bühler
Im Schnitt mehr als 700 Mal am Tag im gesamten Bezirk des Polizeipräsidiums musste die Polizei zu Einsätzen ausrücken. Archivfoto: Gerold
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MANNHEIM - Über reichlich Arbeit berichtet das Polizeipräsidium Mannheim in der am Dienstag vorgestellten Kriminalstatistik für das Jahr 2016. Erneut gab es mit 3,7 Prozent auf insgesamt 76 749 Straftaten einen Zuwachs im Zuständigkeitsbezirk. Stärker als Mannheim waren Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis von einer Steigerung betroffen. Überproportional viele Taten wurden dabei von Ausländern verübt. So gingen viele Einbrüche auf das Konto von reisenden Banden aus Osteuropa.
„Mit insgesamt 173 000 Funkwageneinsätzen, mehr als 700 pro Tag im gesamten Bezirk, haben wir ein bisher nicht erreichtes Hoch zu verzeichnen“, zog Polizeipräsident Thomas Köber eine wenig erfreuliche Bilanz. Die Aufklärungsquote sei mit 55 Prozent noch immer auf gutem Niveau. Bei der Häufigkeitszahl, die das Verhältnis der Straftaten zur Einwohnerzahl angibt, ist Mannheim nach wie vor die zweitunsicherste Stadt des Landes nach Freiburg, auf Platz vier folgt Heidelberg, noch vor Stuttgart. Wie Köber im Einzelnen ausführte, sind dabei in einer ganzen Anzahl von Delikt-Bereichen Zunahmen zu verzeichnen. Mit einem Anstieg um 15,5 Prozent auf 2535 Fälle stieg die Gewaltkriminalität auf ein Zehn-Jahres-Hoch. Dazu zählen 94 Vergewaltigungen, 549 Mal Raub und 1855 gefährliche Körperverletzungen. „Gut ist, dass wir 75 Prozent dieser Fälle aufklären konnten“, meinte Köber. Unter den Tatverdächtigen seien 51 Prozent Nichtdeutsche.
Die Polizei selbst zählte bei Einsätzen 272 leicht verletzte Polizeibeamte. Um fast 50 Prozent stieg 2016 die Zahl der Straftaten gegen das Leben. Hier fällt ein Anstieg von 14 auf 26 Totschlagsdelikte gegenüber dem Vorjahr auf. Bei acht Morddelikten blieb es sieben Mal beim Versuch. Alle Taten konnten laut Polizei aufgeklärt werden. Unter den Tatverdächtigen waren mehr als die Hälfte Ausländer, darunter auch einige Asylbewerber. Hier waren meist Streitigkeiten in den Unterkünften der Auslöser.
Ein gemischtes Bild zeigt die sogenannte Straßenkriminalität. Einer Zunahme um 164 auf 868 Körperverletzungen steht ein Rückgang bei Raubüberfällen von 234 auf 188 Taten gegenüber.
Einen deutlichen Anstieg registrierte die Polizei 2016 bei den Rauschgiftdelikten. „Besonders Cannabis-Delikte sind stark gestiegen“, stellt Kripo-Chef Siegfried Kolmar fest. Einen leichten Anstieg zeigen die Sexualstraftaten. Der Schwerpunkt liegt hier bei sexuellem Missbrauch und „Exhibitionismus“. Rund drei Viertel der Tatverdächtigen wurden ermittelt. Nach den „Kölner Ereignissen“ habe es ein verändertes Anzeigeverhalten gegeben, so Kolmar. „Einen signifikanten Anstieg um 37 Prozent haben wir bei den Autoaufbrüchen“, macht der Kripo-Chef dafür vor allem osteuropäische Banden verantwortlich. Mehr als die großen Städte sei hier der Rhein-Neckar-Kreis betroffen, besonders in Autobahnnähe. Banden, die sich auf den Diebstahl von Navis und Airbags spezialisiert haben, sorgen hier für die Verdreifachung der Fallzahlen. „Die Beute wird von Osteuropa aus übers Internet bis nach China verkauft“, berichtet der Polizist. Der verursachte Schaden ist mit rund 10 000 Euro pro Fahrzeug erheblich.
Etwas, was die Bürger in ihrem Sicherheitsempfinden stark beeinträchtigt, sind die Wohnungseinbrüche. Mit 1500 Straftaten zeigt sich das Niveau hier kaum verändert, bei 40 Prozent der Fälle blieb es beim Versuch. Einer deutlichen Abnahme um 20 Prozent in den Städten steht eine ebensolche Zunahme im Landkreis gegenüber. „Unsere Aufklärungsquote von 25 Prozent ist relativ hoch. Zu zwei Dritteln sind die Tatverdächtigen Nichtdeutsche“, sagt Kolmar. Nach den Georgiern seien derzeit Banden aus Albanien, Kosovo und Rumänien am Werk, weiß der Kripo-Chef. Grundsätzlich habe die Polizei festgestellt, dass rund die Hälfte der Täter in den Städten Mannheim und Heidelberg nicht dort wohne, sondern von außerhalb komme, berichtet Köber.