Viele Schnellwege sind in Planung, die Route zwischen Heidelberg und Mannheim ist ein Pilotprojekt. Auch in Südhessen tut sich etwas.
Von Heike Warlich-Zink
Mindestens einen Meter breit sollen Radschnellwege sein, mehr Platz ist willkommen und erleichtert das Überholen.
(Foto: dpa)
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MANNHEIM - In den Niederlanden und in Dänemark sind Radschnellverbindungen längst ein Erfolgsmodell. Bundesweit sind nach den Worten von Ute Zedler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) viele solcher Strecken vorrangig an Pendlerachsen in Planung, aber nur wenige fertig. In Baden-Württemberg nehmen sie gerade Fahrt auf. Eines von drei Pilotprojekten, das vom Land zu 100 Prozent geplant, bezahlt und unterhalten wird, ist die Route zwischen Heidelberg und Mannheim.
Auch in der Metropolregion Rhein-Neckar tut sich einiges, wie jetzt bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung von Mannheimer Umweltforum, Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club, Kreisverband Mannheim und VCD Regionalverband Rhein-Neckar zu hören war. Der Verband Region Rhein-Neckar (VRRN) hat gerade die Machbarkeitsstudie für einen rund 60 Kilometer langen Fahrradschnellweg von Mannheim/Heidelberg durch das südhessische Ried in Richtung Darmstadt abgeschlossen, der sich nahtlos an die derzeit entstehende Radschnellverbindung zwischen Frankfurt und Darmstadt anschließen könnte.
Für Rheinland-Pfalz untersucht der Verband den Korridor zwischen Wörth und Worms. Als erste Referenzstrecke soll der 13 Kilometer lange Teilabschnitt zwischen Ludwigshafen und Schifferstadt entstehen. Auf baden-württembergischer Seite sind die Machbarkeitsstudien für die Pendlerroute Heidelberg/Schwetzingen sowie Heidelberg/Bruchsal abgeschlossen. Betrachtet wird zudem die Achse Mannheim, Viernheim, Weinheim.
„Die Machbarkeitsstudien gelten als objektive Diskussionsgrundlage für die Kommunen und Landkreise mit dem Ziel, den Radverkehr in der Region zu fördern“, sagt Clemens Gröger vom VRRN. Damit sollen die Hauptverkehrsachsen dauerhaft entlastet, Staus vermieden und CO2-Emissionen reduziert werden. Das Wort „Fahrradautobahn“ will Gröger in diesem Zusammenhang eigentlich nicht lesen. „Weil es nicht um das Erreichen von Spitzengeschwindigkeiten geht“, sagt er auf Nachfrage. Radschnellverbindungen seien ein Angebot insbesondere an Pendler, im dicht besiedelten Kernraum der Metropolregion kurze bis mittlere Distanzen komfortabel und sicher zurückzulegen und dabei gleichzeitig etwas fürs eigene Wohlbefinden zu tun.
Das Fahrrad soll als gleichwertiges Verkehrsmittel sowie als zusätzliche Option etabliert werden. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, erklärte er bei der gut besuchten Info-Veranstaltung. Ein komplexer Vorgang auch deshalb, weil bundesländerübergreifend eine Vielzahl von Kommunen mit ins Boot zu holen seien. „Radwegebau ist keine Pflichtaufgabe, aber das Verständnis für die Notwendigkeit wächst“, so Grögers Wahrnehmung. Wenn es an die konkrete Umsetzung geht, seien die Kommunen jedoch häufig „gefangen in ihren Möglichkeiten“. Damit meint Gröger nicht nur die Frage der Finanzierung. Wenn für die Neuordnung des Verkehrsraums zugunsten der Radfahrer Parkplätze oder Pkw-Fahrspuren wegfallen sollen, regt sich in der Bevölkerung häufig Widerstand.
Wie genau sieht eine Radschnellverbindung aus? Gesetzliche Regelungen gibt es nicht, wohl aber Empfehlungen und Standards. Die Strecke soll möglichst kreuzungsfrei sein. Wesentliches Merkmal ist jedoch, dass die Radwegführung getrennt vom Fuß- und Autoverkehr verläuft. Im Idealfall sind Randschnellverbindungen mindestens Meter breit, haben einen nutzerfreundlichen Belag und ermöglichen das Fa hren nebeneinander ebenso wie das Überholen. „Ob drei oder vier Meter, spielt jedoch nicht die entscheidende Rolle“, meint Gröger. Vorrangig sollte es darum gehen, das in der Region vorhandene Radwegenetz auszubauen.