Der Corona-Impfstoff ist zwar in Deutschland noch nicht zugelassen, doch die Vorbereitungen für die Impfungen laufen auf Hochtouren. Ab 15. Dezember soll alles bereit sein.
MAINZ. Den Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech soll es in Großbritannien schon kommende Woche geben. In Rheinland-Pfalz dauert es zwar noch. Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema will aber noch im Dezember über eine Zulassungsempfehlung entscheiden. Die Impf-Infrastruktur in Rheinland-Pfalz soll bereits ab 15. Dezember stehen. Die wichtigsten Fragen und Antworten nach dem Besuch eines Probeimpfzentrums mit Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD):
Wie viele Menschen können am Tag geimpft werden?
Zunächst 200 Menschen pro Impfstraße. 36 Impfstraßen gibt es, je eine Straße für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt. Die Impfstraßen verteilen sich auf 30 Impfzentren (Gebäude). Damit können zunächst 7200 Menschen pro Tag im Bundesland geimpft werden. Dazu kommen aber noch mobile Teams für Alten- und Pflegeheime sowie Impfungen des medizinischen Personals direkt in den Krankenhäusern. Die genaue Zahl der sogenannten Impflinge hängt von der Menge des verfügbaren Impfstoffs ab. Wenn es genügend gibt, könnten bald viel mehr Menschen pro Tag gegen das Coronavirus geimpft werden, verspricht die Ministerin.
Wer wird zuerst geimpft?
Die Bundesregierung muss noch genau festlegen, welche Gruppen bei den freiwilligen Impfungen Priorität haben, wie Bätzing-Lichtenthäler sagt. Damit sei aber erst kurz vor Beginn der Impfungen zu rechen. Ältere und chronisch kranke Menschen sowie bestimmte Berufsgruppen sollen auf jeden Fall Vorrang haben, weil sie besonders gefährdet sind. Dazu gehören etwa Mediziner, Pflegepersonal, aber auch Sicherheitskräfte. Voraussichtlich werde dies eine Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) genau regeln. Der Landtag in Mainz debattiert am 10. Dezember über die Impfstrategie.
Kann ich einfach zum Impfzentrum gehen?
Nein. Die Impftermine - zwei Impfungen im Abstand von rund drei Wochen sind notwendig - werden telefonisch über eine zentrale Nummer vergeben. Diese ist noch nicht bekannt. Der Anrufer muss plausibel machen, dass er zu den vorrangig zu impfenden Gruppen gehört. Dann bekommt er eine Bestätigung für seine Termine per Mail oder per Brief. Im Impfzentrum muss er bei seinem Termin nachweisen, dass er wirklich berechtigt ist, sonst wird er wieder weggeschickt. Welche Dokumente außer einem Ausweis und der Terminbestätigung dafür noch gebraucht werden, ist noch offen und hängt von der Prioritätenliste ab.
Wie läuft eine Impfung ab?
Die "Impflinge" sollen rechtzeitig vor ihrem Termin beim Impfzentrum sein. Nach dem Eintreten müssen sie Hände desinfizieren und es wird ihre Temperatur gemessen. Mit einer frischen Einwegmaske geht es zum Check-in, der Anmeldung für die Impfung. Wenn an dem Schalter die Berechtigung für die freiwillige Impfung nachgewiesen werden kann, gehen die Menschen weiter in einen Wartebereich. In kleineren Gruppen - etwa zu acht - werden sie von einer Ärztin oder einem Arzt über die Impfung aufgeklärt. Bei speziellen Fragen sind auch Vier-Augen-Gespräche in einem abgetrennten Raum möglich. Aus dem nächsten Wartezimmer werden die Menschen dann nach und nach aufgerufen, in Impfkabinen gebeten und aufgefordert, schon mal den Oberarm für die Spritze frei zu machen. Nach der Impfung gehen sie zum Check-out, der Abmeldung, und bekommen ihre Dokumente. Sicherheitshalber sollen sie sich noch eine Weile setzen, falls es gesundheitliche Probleme gibt.
Wie lange dauert die Impfung?
Von der An- bis zur Abkunft müsse etwa eine Stunde gerechnet werden. Bei der zweiten Impfung soll es etwas schneller gehen, weil die Berechtigung nicht mehr kontrolliert werden muss. Der Nachweis der ersten Impfung reicht.
Wer impft und wer begleitet die Menschen durch die Impfstraße?
Pro Schicht und Impfstraße müssen zwei Mediziner anwesend sein. Die Gesundheitsministerin geht davon aus, dass sich genügend Ärzte finden werden. Einige pensionierte Mediziner hätten sich bereits gemeldet, Kassenärztliche Vereinigung und Landesärztekammer seien zuversichtlich. Über die Höhe des Dienstausfalls, den die Ärzte bekommen sollen, werde derzeit verhandelt. Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz sind auch vor Ort, falls Erste Hilfe notwendig ist. Die Impfung übernehmen in der Regel medizinische Fachangestellte. Büro- und Sicherheitskräfte sind für die Abwicklung der Impfungen auch notwendig - und ein Apotheker oder eine pharmazeutische Fachkraft, die den Impfstoff aufbereitet.
Wie wird der empfindliche Impfstoff gelagert und verabreicht?
Die Bundesregierung verteilt den Impfstoff an die Bundesländer. Das Präparat von Biontech braucht es eiskalt und wird von einer Zentralstelle in Rheinland-Pfalz dann in Kühlboxen mit Trockeneis per Lastwagen an die Impfzentren geliefert. Für die Aufbewahrungen dort seien keine Spezialtiefkühlgeräte mehr notwendig. Die Apotheker verdünnen die Impfflüssigkeit mit einer Kochsalzlösung - dann kann gespritzt werden.
Von dpa/lrs