Die Situation für Einzelhandel und die Gastronomie während des Mainzer Marktfrühstücks wird nicht besser. Was kritisiert wird und welche Lösungsvorschläge es zur Verbesserung gibt.
MAINZ. Während auf dem Marktfrühstück in der Mainzer Innenstadt samstags gefeiert wird, leiden weiterhin viele umliegende Einzelhändler unter den Menschenmassen. Bereits Ende April kritisierten Händlerinnen und Händler das Ausmaß der Veranstaltung und den Mangel an Organisation.
Nun berichtet unter anderem Andreas Hofreuter, Inhaber des Lichtstudios "Nosotros", wie sich die Situation in den vergangenen Wochen entwickelt hat: „Es wird gar nicht besser. Wenn die Frequenz mal nicht so hoch war, liegt das am Wetter oder am Pfingstwochenende.“ Die aufgestellten Zäune seien keine Hilfe und die Security komme nicht mehr zurecht. Gegen das Marktfrühstück an sich, sagt Hofreuter, hat er gar nichts: „Vor fünf Jahren war das toll, aber jetzt hat das nichts mehr mit Weinkultur zu tun, das ist Druckbetankung.“
Mittlerweile, berichtet er, muss er sein Lichtstudio samstags früher schließen, da die Kundschaft ausbleibt. Nach einer Lösung möchte er daher auch mit den Beteiligten der Veranstaltung suchen: „Des einen Freud kann nicht des anderen Leid sein.“
Einzelhandel und Gastronomie leiden
Auch Jana Blume, Sprecherin der Händler in der Fischtorstraße, äußert sich: „Der Ruf ist da, dass es zu voll und zu laut ist, da kriegen wir die Kurve nicht mehr. Für uns hat sich deshalb nichts geändert.“ Eine mögliche Lösung für sie: „Ein Glasverbot außerhalb der Absperrung, dann gehen die Menschen weiter.“
Unter den vielen Menschen leiden nicht nur Einzelhändler, berichtet der Inhaber des Restaurants „Goldisch“, Batu Aslan: „Das ist wirtschaftliche Verzerrung. Man muss mal überlegen, was man der Gastronomie damit antut.“ Dass sich der Ansturm auf den Liebfrauenplatz in den vergangenen Wochen nicht beruhigt hat, wundert ihn nicht: „Der Ballermann auf Mallorca hat sich auch nicht verlaufen. Wenn man das Angebot schafft, warum sollte es sich auch verlaufen?“ Besonders den Mangel an Organisation kritisiert Aslan: „Jede Großveranstaltung hat Konzepte und hier gibt es ein Klohaus mit zwei Kabinen.“
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Das Fehlen eines Konzepts kritisiert auch Sophia Kern, Inhaberin des Floristikgeschäfts am Leichhof. „Ich habe das Gefühl, Marktfrühstück ist wie ein Naturschauspiel für die Stadt, das schaut man sich an und was passiert, passiert.“ Auch am Leichhof steht nun langfristig ein Winzerstand: „Das finde ich an sich nicht schlimm, aber die Kommunikation vonseiten der Stadt war nicht vorhanden.“
Zwar sei die Lage am Leichhof samstags ruhiger geworden, trotzdem wirft Kern die Frage auf, welche Zielgruppe generell in die Stadt gezogen werden soll: „Die Menschen, die in der Stadt sind, um Geld auszugeben, die schauen sich das maximal zweimal an.“ Auf das Ausmaß komme es ihr dabei an: „Die Mainzer lieben ihre Feste und ich liebe sie auch, aber es sollte dem Einzelhandel gegönnt sein, dass auch mal was für ihn getan wird.“
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Darauf hofft auch Thomas Jung, Betreiber des Möbelgeschäfts an der Ecke zur Liebfrauenstraße: „Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht und glaube, mit mehr Security müsste das zu bezwingen sein.“ Seit 14 Jahren betreibt Jung seinen Laden: „Früher war es so, dass es sich nach zwei bis drei Mal entspannt hat. Das ist jetzt aber nicht mehr so.“ Ohne Security sei es der Kundschaft nachmittags nicht möglich, seinen Laden zu betreten und auch die Tür zu seinem Geschäft könne er aufgrund des Lärmpegels ab elf Uhr nicht mehr öffnen.
Von Paula Völkner