Ein Meister der Abschweifung: Torsten Sträter lässt sich im...

Der Mann mit dem Beanie: Torsten Sträter mit seinem Programm „Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein“ im Frankfurter Hof.Foto: hbz/Kristina Schäfer  Foto:

Um Punkt acht Uhr kommt Torsten Sträter auf die Bühne im Frankfurter Hof. Wer hätte das gedacht, schließlich heißt sein aktuelles Programm: „Es ist nie zu spät,...

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MAINZ. Um Punkt acht Uhr kommt Torsten Sträter auf die Bühne im Frankfurter Hof. Wer hätte das gedacht, schließlich heißt sein aktuelles Programm: „Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein“. Der Saal ist voll besetzt. Angefangen hat der Comedian als Poetry Slammer, jetzt werden seine Publikümer (um Sträters Freude an inkorrekten Pluralbildungen einmal aufzugreifen) immer größer. Viele kennen den Typ mit der Beanie-Mütze schon aus dem Fernsehen.

Am Anfang erklärt der Künstler seinen Zuschauern vor allem, worum es nicht geht an diesem Abend. Keine Politik, keine Botschaften, keine Publikumsinteraktion – „denn da kommt nie etwas dabei raus“. Um das zu demonstrieren, plaudert der gebürtige Dortmunder dann doch mit dem Publikum. Und es kommt doch Komisches dabei heraus, zum Beispiel wenn er eine Juristin im Saal wegen rechtlicher Probleme beim Besuch einer Kirmestoilette konsultiert.

Anekdoten und wohlgeformte Texte

Sträter ist ein begabter Geschichtenerzähler, ganz egal, ob er vor den Zuschauern Anekdoten eines Arztbesuchs oder Nostalgisches aus seiner Kindheit ausrollt. Manchmal liest er auch Texte, die dann in besonders wohlgeformter Sprache ihren Witz versprühen. Besonders stolz ist er auf Sätze wie: „Ihr Kinn war so spitz, dass man damit Kondensmilchdosen aufstechen kann.“

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Es läuft gut für Torsten im Frankfurter Hof und das Publikum giggelt über jede zugeworfene Pointe. Doch dann plötzlich kommt der Ruhrpöttler noch ins Schlittern: Als er die Mainzer für Hessen hält, muss er sich schon ein bisschen anstrengen, um da wieder herauszukommen …

Ansonsten wirkt der Entertainer stets tiefenentspannt mit dieser angenehm klingenden Bassstimme. Selbst als er von traumatischen Begebenheiten berichtet wie dem Verlust des geliebten Flummis, der einst kometenhaft in den Himmel schoss und nicht mehr zurückkehrte. Der Buchautor ist ein Meister der Abschweifung und nimmt sich alle Zeit der Welt. „Kurze Programme sind nicht mein Ding“ lautet seine Devise, der er mit über zweieinhalb Stunden Show treu bleibt.

Obwohl er gelernter Herrenschneider ist, scheint er keinem roten Faden zu folgen. Oder doch? „Das Programm hat einen roten Faden, der erschließt sich aber erst nächsten Dienstag.“ Aber auch wenn er gerne im Zickzackstich unterwegs ist und niemals geradeaus, schließt sich der Kreis in der letzten Geschichte: Ein kleiner Junge drückt dem inzwischen 50-jährigen Torsten den jahrzehntelang verschollenen Flummi in die Hand mit den Worten: „Er ist gerade wieder runtergekommen.“ – Torsten Sträter bleibt aber bestimmt noch eine Weile oben.