
Statt Konsum steht in dem markanten Gebäude in der Dillenburger Marktstraße Soziales im Mittelpunkt. Nun bekommt auch das Erdgeschoss wieder einen Mieter.
Dillenburg. Im ehemaligen Dillenburger Kaufhaus Aka-City ist nun auch das Erdgeschoss vermietet. Dort zieht die Geschäftsstelle der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) ein. Die Umbauten laufen derzeit. Der lang gehegte Wunsch, einen Lebensmittler in der Etage anzusiedeln, sind zu den Akten gelegt. Ein Rundgang mit dem Investor.
Fast 21 Jahre hat es gedauert, bis das Gebäude im Herzen der Innenstadt wieder vom Keller bis unters Dach mit Leben gefüllt ist. Die Dillenburger Geschäftsstelle der AOK zieht in diesem Jahr im Erd- und im Untergeschoss des ehemaligen Kaufhauses ein. Die Eröffnung ist nach Auskunft der AOK für den 4. September vorgesehen. Somit ist auch der letzte Leerstand in dem markanten Komplex beseitigt.
Krankenkasse bezieht über 1600 Quadratmeter
Die Arbeiten für den neuen Mieter laufen. Auf 1220 Quadratmeter im Erdgeschoss erinnern nur noch die Schaufenster an die Kaufhausstruktur. Die großen Fenster sollen ebenfalls bald Geschichte sein: Sie werden durch bodentiefe, schmalere Fenster ersetzt. Im vorderen Bereich soll das Kundencenter entstehen.
Im hinteren Bereich der Etage, in dem einst ein Lebensmittelmarkt untergebracht war, sind bereits Wände eingezogen. Dort entstehen die Büros der Mitarbeiter. Auch hier spielt Tageslicht eine Rolle, und es sollen ebenfalls bodentiefe Fenster eingebaut werden, erläutert Dominik Greeb, der vor sechs Jahren die Immobilie gekauft hat.
Tiefgaragenrampen sind verschwunden
Die AOK, die mit 36 Mitarbeitern in die Marktstraße kommt, zieht nicht nur im Erd-, sondern auch im Untergeschoss ein. Dort befand sich früher eine Tiefgarage mit 60 Parkplätzen. Das Kellergeschoss wurde aber wegen der baulichen Enge so gut wie nie als Parkraum genutzt.
Im unteren Stockwerk sollen auf 220 Quadratmetern die Sozial- und Gemeinschaftsräume für die Krankenkassen-Mitarbeiter eingerichtet werden. Im Keller sind auf der dann noch freien Fläche mietbare Lagerboxen geplant, sagt Greeb.
Im August soll der Umbau fertig sein. Dann werden 21 Jahre nach dem Aus als Kaufhaus wieder alle Etagen genutzt. Fast sieben Jahre hat es gedauert, bis Greeb alle Stockwerke vermietet hat. Im ersten Stock ist der St. Elisabeth-Verein mit dem „Haus Elisa” eingezogen, ganz oben betreut das Team der katholischen Kita die Jüngsten.
Lebensmittelmärkte sagen ab
Von seinem Vorhaben, einen Lebensmittelmarkt für das ehemalige Aka-Kaufhaus zu gewinnen, verabschiedete sich der Investor aus Dillenburg vor zwei Jahren. Bis dahin hatte er nach eigenen Angaben seit 2016 – in dem Jahr hat der Dillenburger das Gebäude gekauft – viele Lebensmittelhändler kontaktiert, war auf Fachmessen und hat Kontakte geknüpft. Zuletzt kam im Dezember 2020 die Absage eines Markts.
„Es war wirklich ein Herzenswunsch, hier wieder einen Lebensmittler für die Innenstadt etablieren zu können“, sagt er rückblickend. Er habe alle abgeklappert, keiner wollte in das Erdgeschoss einziehen. Dass die AOK nun als neuer Mieter in das Gebäude einziehe, runde aber das Angebot sozialer Dienstleistungen in dem Komplex gut ab und habe die Entscheidung gegen Interessenten aus andere Branchen leicht gemacht, erläutert Greeb.
Die Geschichte des Aka-Kaufhauses
Das ehemalige Kaufhaus Aka-City stand zunächst seit dem Jahr 2002 leer. Es gab zwei Versteigerungstermine am Amtsgericht in der Dillenburger Wilhelmstraße, die jeweils ergebnislos ausgingen. Beim letzten Termin im Dezember 2005 gab es kein einziges Gebot. Wer um das ehemalige Kaufhaus mitbieten wollte, hätte das Mindestgebot von 49 852 Euro und 13 Cent übertreffen müssen.
Wenig später kaufte der Haigerer Unternehmer Hans-Werner Kilian das Gebäude. Er legte beim Versteigerungstermin die zu diesem Zeitpunkt geforderte Summe bar auf den Tisch. Kilian richtete im Erdgeschoss des Komplexes einen „Dollar Hugo”-Markt ein. Die oberen Etagen blieben leer. 2014 schloss er den Sonderpostenmarkt. Das ehemalige Kaufhaus stand wieder zum Verkauf.
Kernsaniert und langfristig vermietet
2016 erwarb die Hennemann und Greeb GbR von Dominik Green und Björn Hennemann, der laut Greeb aus organisatorischen Gründen nicht mehr an Bord ist, das Gebäude. Sie kernsanierten es aufwendig nach den Vorgaben der Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und ließen es auch entsprechend zertifizieren. Der 70er-Jahre-Bau an der Ecke Marktstraße/Maibach ist die erste Immobilie in Dillenburg, die nach DNGB-Vorgaben saniert ist.
Die Investoren gewannen soziale Einrichtungen als Mieter. Im Obergeschoss ist die katholische Kita „Unterm Regenbogen“ untergebracht. Für die Kinder ist das Dach begrünt und zu einem Spielplatz umgebaut worden. Im ersten Stock betreibt der St. Elisabeth-Verein, der seinen Sitz in Marburg hat, das „Haus Elisa“ für alleinerziehende Väter und Mütter mit Kind.
Dass die AOK mit ihrer Geschäftsstelle im Erdgeschoss einzieht, ist möglich, weil sie ihren bisherigen Standort in der Friedrichstraße aufgibt. Die Stadt Dillenburg hat das Gebäude mittlerweile gekauft. Die benachbarten Stadtwerke brauchen Platz und sollen diesen dort bekommen. Dafür ist ein Architektenwettbewerb vorgesehen.
Über 200 Jahre Witwen- und Waisenhaus
An der Stelle, an der das Kaufhaus in den 1970er Jahren gebaut wurde, befand sich früher ein Witwen- und Waisenhaus. Dieses war 1724 gebaut und in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgerissen worden.