Meinung

Wenn Aki Bosse singt, erklingt pure Geborgenheit

Hartmut Bünger
Lutz Hermann schreibt in seiner Kolumne "Gedankengänge auf der Liedzeile" regelmäßig über Musik.

Gedankengänge auf der Liedzeile: An dieser Stelle schreibt der Poetry-Slammer, Musiker und Autor Lutz Hermann regelmäßig über Musik, heute über Aki Bosse.

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„War immer jemand da, der mir tief in den Kopf sah.“ An erster Stelle denke ich bei dieser Zeile an einen Hirnchirurgen. (Hihi). An zweiter Stelle an eine Mutter, die ihr Kind durchschaut wie frisch geputzte Glasscheiben. An dritter Stelle denke ich an Google und die NSA, die mit ihren massenhaft gesammelten Daten durch die gleichen Glasscheiben auf uns schauen wie ebengenannte Mutter.

Wenn Aki Bosse diese Zeilen singt, klingen sie nach purer Geborgenheit. Und wenn Bosse dabei mit durchgeschwitztem T-Shirt über die Bühne tanzt und die ganze Halle mitsingt, dann weiß ich, dass es diese Geborgenheit wirklich gibt, in unserer Welt, die furchtbar scheußlich sein kann. (So wie er würde ich hoffentlich auch schwitzen, sollte sich mein Wunschtraum vom eigenen Konzert jemals erfüllen.)

Bosse ist ein besonderer Künstler für mich. Das ganze „Kraniche“-Album aus dem Jahr 2016 strahlt für mich eine Vertrautheit aus, als würde ich nach Hause kommen. „Ich such nicht mehr und finde nur.“ Ja, solche Momente gibt es, in denen alles passt. Aber sie sind die Ausnahme. Die meiste Zeit bin ich etwas am Suchen: Glück, Ausgeglichenheit, mich selbst oder einfach nur den Autoschlüssel und meinen Geldbeutel. Viele Liedzeilen sind destillierte Lebenserfahrungen und bedeuten mir deshalb unheimlich viel.

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Lieder können uns helfen, uns im Leben zurecht zu finden

Morgens zum Aufstehen geht das Radio an. Beim Kochen setze ich meine Kopfhörer auf und höre Musik. Das Gleiche tue ich, wenn ich spätabends mit unserem Hund Willy Spazieren gehe. Lieder können uns helfen, uns im Leben zurecht zu finden, fordern uns heraus, trösten uns, lassen uns tanzen, lachen und nicht zuletzt: singen. Das sollten wir bei aller Dauerbeschallung nicht vergessen, die uns dank Streamingdiensten und Radio möglich ist.

Lieder sind zum Singen da. Allein, mit Freunden, im Chor oder eben auf einem Konzert. Singen macht Freude und tut der Seele gut. Es freut mich, dass ich diese Kolumne schreiben darf. Elf Folgen sind bereits erschienen. Ich möchte mich an dieser Stelle für alle eure Rückmeldungen und Grüße bedanken und hoffe, dass wir die Gedankengänge auf der Liedzeile gemeinsam fortsetzen.